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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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entschiedener Stimme und ging drohend auf das Tier zu, das vor Schmerzen winselte.
    Schumann hatte ebenfalls seine Waffe gezogen und dem zweiten Hund einen kräftigen Hieb auf die Schnauze verpasst. Der winselte nun ebenfalls und drängte sich dicht an seinen Artgenossen.
    »Aus!«, rief Claudine erneut und hob drohend die Waffe. Beide Hunde wichen immer weiter zurück.
    »Wir müssen sie irgendwo einsperren.« Entschlossen folgte Claudine den Tieren, die nicht wussten, wie sie sich verhalten sollten. Dressiert auf den Angriff fremder Eindringlinge, hatten sie empfindliche Schläge auf Nase und Schnauze bekommen. Claudine war klar, dass schnelles Handeln erforderlich war.
    Schumann und sie drängten die Hunde in den kleinen Flur. Die Flügeltür an dessen anderem Ende war verschlossen. Ein Lichtspalt drang heraus. Ist dort jemand?, fragte sich Claudine. Der Hausherr oder seine Freunde? Sie verwarf den Gedanken sofort wieder. Dass die Hunde nicht laut anschlugen und sich sogar zurücktreiben ließen, bedeutete, dass sich kein Mensch dort aufhielt.
    »Da rein!«, sagte sie energisch und deutete mit dem ausgestreckten Arm zur offenen Küchentür. Die Hunde gehorchten,
als hätte Claudines Stimme sie hypnotisiert. Kaum waren die Tiere in der Küche, zog Schumann rasch die Tür zu. Das schwere, alte Schloss rastete ein. Gleich darauf warfen sich die beiden Hunde gegen die Tür und fingen wütend an zu bellen.
    Claudine und ihre Kollegen erstarrten. Sie lauschten auf Schritte und Geräusche im Haus. Nichts rührte sich. Das heisere Bellen der Dobermänner wurde immer rasender.
    »Hier unten ist niemand«, sagte Schumann. »Und oben oder in den Seitenflügeln hört man das Bellen vielleicht nicht.«
    Ein heftiger Donnerschlag verschluckte seine letzten Worte.
    Franck hielt sich den Arm. Fracasse war an der rechten Hand gebissen worden. Die Wunde blutete leicht.
    Claudine wandte sich an Franck, der sich den verletzten Arm hielt.
    »Hat’s dich schwer erwischt?«, fragte Claudine. »Zeig mal her.«
    »Halb so schlimm.« Franck machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich bin hart im Nehmen.«
    Die Zähne des Hundes waren zwar durch den dicken Stoff des kurzärmeligen, dunklen Canvas-Hemdes gedrungen, hatten jedoch nur einen tiefen Abdruck hinterlassen. Eine offene Wunde gab es nicht.
    »Du hast Glück gehabt«, sagte Claudine und inspizierte dann die Hand von Fracasse. »Du auch.«
    Fracasse nickte. Mit einem Stofftaschentuch, das er aus seiner Hosentasche zog, wischte er das Blut ab und umwickelte
die Hand. Er schob die Kapuze seines Pullis zurück. Seine lockigen, braunen Haare klebten nass am Kopf.
    »Lasst uns weitergehen«, sagte er.
    »Sollen wir nicht lieber auf den Chef warten?«, gab Claudine zu bedenken.
    Franck überlegte und warf einen Blick auf die verschlossene Küchentür, hinter der immer noch die Hunde anschlugen. »Ich frag mich, wo er bleibt?«
    »Vielleicht ist er von der Vorderseite her reingegangen?«, meinte Schumann. »Oder er war früher am Kreuzgang als wir und ist schon im Haus. Sein Weg war ja der kürzere.«
    Franck, Rangältester der Gruppe, traf eine Entscheidung.
    »Wir gehen weiter und verteilen uns auf die verschiedenen Flügel des Gebäudes. Irgendwo müssen die Typen ja sein. Und wer weiß - vielleicht ist der Chef schon dort und braucht unsere Hilfe!«
    Die in der Küche eingesperrten Hunde hörten plötzlich auf zu bellen. Vermutlich hatten sie sich in ihr Schicksal gefügt oder etwas zu fressen gefunden, wodurch sie abgelenkt waren.
    Claudine und ihre drei Kollegen verließen den kleinen Flur, öffneten vorsichtig die Flügeltür zur hell erleuchteten Halle und lauschten einen Moment. Kein Laut war im Haus zu vernehmen. Draußen tobte noch immer das Gewitter. Eines der geöffneten Fenster in der Halle schlug zu und klemmte den Brokatvorhang ein.
    Die kleine Tür im schmalen Flur hatten sie übersehen. Eine Tapetentür, deren goldener Türknauf sich nahtlos einpasste in das rotgoldene florale Muster der Tapete.

     
    Nachdem er eine Weile abgewartet und gelauscht hatte, fasste LaBréa einen Entschluss.
    Immer noch war das Hecheln der beiden Hunde hinter der Tür zu hören. Hin und wieder knurrten sie leise. Sie warteten darauf, dass er herauskam. Doch eines war klar: Selbst wenn die Hunde wie durch ein Wunder verschwanden, saß LaBréa auf dem steinernen Treppenabsatz in der Falle. Ohne einen Vierkantschlüssel ließ sich die Tür nicht öffnen. Hilfe konnte er nicht herbeirufen. Als er
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