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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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sein Handy anschaltete, um den Major des SEK zu kontaktieren, musste er feststellen, dass es keinen Empfang gab.
    Er steckte das Handy in die Tasche und stieg die Treppen hinab. Das Licht der Taschenlampe wies ihm den Weg. Nach der Biegung führte eine weitere Treppe noch tiefer nach unten. LaBréa sah einen langen Gang, der sich in der Dunkelheit verlor. Die Wände waren grob aus Sandsteinen gemauert. In regelmäßigen Abständen entdeckte LaBréa verrostete Halter aus Eisen, die in die Wände eingelassen waren. Vermutlich hatte man dort in früheren Zeiten Fackeln hineingesteckt, um den Gang zu beleuchten. Die Decke bestand aus rohen Quer- und Längsbalken, darüber eine Schicht aus Ziegelsteinen. Überall bemerkte LaBréa dicke Spinnweben. Die Luft roch modrig. Vom festgetretenen Erdreich des Bodens stieg Feuchtigkeit auf.
    Wohin verlief dieser Gang?
    Zunächst einmal geradeaus. Der erdige Boden ging zeitweilig in grobes Felsgestein über, blankgescheuert von den Fußspuren längst verstorbener Menschen.
    Dieser geheime Gang musste irgendwo enden, wo es einen Ausstieg nach draußen gab. Wahrscheinlich diente er
den Tempelrittern, die Le Cloître erbaut hatten, als Fluchtweg für den Fall, dass Feinde ins Kloster eindrangen. Normalerweise endeten Geheimgänge aus alten Burgen, Festungen und Wehrdörfern irgendwo in einem Wald, in sicherer Entfernung zu den Gebäuden, denen in früheren Zeiten immer wieder Gefahr gedroht hatte.
    Nach etwa hundert Metern wurde der Stollen plötzlich breiter. Eine steinerne Gewölbedecke löste die Balken- und Ziegelsteinbauweise ab. Jetzt war der Boden nur noch mit Erde bedeckt, Felsgestein war nicht mehr zu sehen. An einigen Stellen liefen schmale Wasserrinnsale über die Wand. Die Luft war feucht und sehr kühl. LaBréas spürte seine klammen Finger.
    Mit einem Mal tauchte rechts eine Wandnische auf, in der eine etwa einen Meter hohe Madonnenfigur stand. Im Strahl der Taschenlampe fiel LaBréa die dunkle Staubschicht auf, mit der sie überzogen war. Die Farben waren verblasst und zum Teil abgeblättert. Marias Nase war abgeschlagen, und dem Christuskind fehlte gleich der ganze Kopf. Wie alt mochte diese Figur sein? Stammte sie noch aus der Gründungszeit des Klosters? Ein Kunsthistoriker hätte die Figur zeitlich ziemlich genau datieren können. Céline möglicherweise ebenfalls.
    Céline …
    Für einen flüchtigen Augenblick eilten LaBréas Gedanken nach Paris. Zu Céline und Jenny, die um diese Uhrzeit sicher schon im Bett lag … Seine Familie und sein Zuhause schienen unendlich weit entfernt.
    LaBréa blickte auf seine Uhr. Es war kurz nach elf. Er musste weiter, damit er den Ausgang aus diesem Stollen
fand und die Mission erfüllte, die ihn und seine Kollegen hierher geführt hatte.
    Wo mochten seine Mitarbeiter inzwischen sein? Sicher hatten sie sich gewundert, dass LaBréa nicht zum Treffpunkt am Kreuzgang erschienen war. Momentan gab es keine Möglichkeit, irgendjemanden über Handy zu kontaktieren. Franck, Claudine und die anderen würden hoffentlich auch ohne ihn ins Kloster vorrücken und nach den Männern suchen, die sich dort befanden. Die Hunde!, durchfuhr es ihn plötzlich mit Schrecken. Sie würden sich auf jeden Fremden stürzen, der ins Haus eindrang, auch auf seine Mitarbeiter. LaBréa hoffte inständig, dass es ihnen gelang, die beiden Dobermänner auszuschalten. Immerhin waren sie zu viert und hatten von daher größere Chancen als er vorhin.
    Er ließ die Madonnenstatue in der Dunkelheit zurück und marschierte weiter. Um die Wegstrecke einschätzen zu können, die er hier unten zurücklegte, begann er seine Schritte zu zählen. In regelmäßigen Abständen blieb er stehen. Die Architektur des Stollen hatte sich nicht weiter verändert. Ein Gewölbegang, schätzungsweise zwei Meter breit.
    Nach weiteren hundert Metern hielt er inne. Jetzt war er ungefähr zweihundert Meter vom Treppenabsatz im Kloster entfernt. Immer noch hatte LaBréa keine Biegung, keine wie immer geartete Abzweigung oder gar Treppenstufen erreicht, die nach oben oder ins Freie gingen. Es war, als führte dieser Gang schnurgerade in die ewige Dunkelheit. Hier unten herrschte absolute Stille. Nur LaBreas Schritte und seine Atemzüge waren zu hören.
    Er ging weiter.

    Urplötzlich stieß er auf eine scharfe Rechtsbiegung. Gleich dahinter folgte eine Weggabelung. Der Gewölbegang erstreckte sich weiter geradeaus, links zweigte ein kleinerer und niedrigerer Gang ab. LaBréa bemerkte gleich,

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