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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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videoüberwacht.«
    Er täuschte sich nicht. Als die Beamten sich vorsichtig dem großen, eisernen Tor und der hohen Mauer näherten, entdeckte LaBréa die Videokamera als Erster. Sie war oben auf einem Mauervorsprung montiert. Deutlich sah man das blinkende Rotlicht. LaBréa und die anderen suchten hinter den Bäumen Deckung.
    Fracasse schlich sich von der linken Seite her durch dichtes Unterholz ans Tor. Hier konnte das Kameraauge ihn nicht erfassen. Die Gendarmen hatten eine Aluminiumleiter mitgebracht und mit ihrer Hilfe stieg Fracasse auf die Mauer. Er brauchte nur wenige Sekunden, um die Anlage außer Gefecht zu setzen. Das Rotlicht an der Kamera erlosch. Den Ausfall der Videoüberwachung, sofern er ihn bemerkte, würde der Hausherr Louis Bouvier den Wetterverhältnissen zuschreiben.
    Auf dem Flug von Paris an die Küste hatte LaBréa sich mit Lageplan und Grundriss des alten Klosters vertraut gemacht. Beides war der Brigade Criminelle vom Gendarmeriehauptmann in Blonville nach Paris gemailt worden.
    Einer nach dem anderen kletterten LaBréa und seine Leute über die Leiter auf die andere Seite der Klostermauer. Die SEK-Leute würden zunächst außerhalb der Mauern
warten, ebenso wie die Gendarmen aus Bénerville. Nur auf ausdrücklichen Befehl von LaBréa sollten sie auf das Klostergelände vordringen. Ein großes Polizeiaufgebot würde möglicherweise den Überraschungseffekt vereiteln, auf den LaBréa hoffte.
    Sie teilten sich auf. Wichtig war, die Kastanienallee, die zum Hauptgebäude führte, zu vermeiden. Fracasse und Schumann sollten das Klostergebäude von Osten her erreichen, Franck und Claudine von westlicher Seite. LaBréa würde durch das Waldstück neben der Kastanienallee vordringen. Während die anderen vier das Kloster von der Rückseite her ins Visier nahmen, wollte LaBréa sich vorsichtig auf den Haupteingang an der Vorderseite zubewegen.
    »Alles bereit? Die Handys sind ausgeschaltet?«, fragte er leise. Der Sturm war so stark geworden, dass er LaBréas Worte beinahe verschluckte. »Dann los!«, fügte er etwas lauter hinzu. »Wir treffen uns beim Kreuzgang. Und seid vorsichtig!«
     
    Es war kurz vor elf.
    Jetzt fielen die ersten, schweren Regentropfen. Blitze und Donner folgten dicht aufeinander.
    Das Unwetter stand genau über dem kleinen Küstenort und dem Kloster. LaBrea wusste, wie gefährlich das für ihn und seine Leute sein konnte. Andererseits bot ihnen das Gewitter die beste Tarnung, um sich dem Kloster ungesehen zu nähern.
    Rasch wurde der Regen stärker, der Himmel öffnete seine Schleusen. Das Waldstück bot LaBréa ein wenig Schutz,
dennoch klebte ihm sein T-Shirt schon nach wenigen Schritten am Leib.
    Der alten Klosterkirche, die linker Hand plötzlich auftauchte, schenkte LaBréa wenig Beachtung. Im Licht der zuckenden Blitze stach das Kreuz auf dem massiven, gedrungenen Turm scharf vom Himmel ab. LaBréa rannte weiter. Die Haare hingen ihm tropfend in die Stirn. Der Regen perlte von seinem Gesicht, rann den Nacken hinunter und über LaBéas nackte Arme. Inzwischen war seine gesamte Kleidung vollkommen durchnässt.
    Kurz darauf entdeckte er das Klostergebäude. Der Komplex wirkte auf LaBréa größer, als er vermutet hatte. Eine Fensterfront war hell erleuchtet. Vor dem Eingang standen zwei Wagen.
    Als LaBréa sich vorsichtig auf den Eingang zubewegte, dabei immer wieder Deckung hinter Bäumen und Sträuchern suchte, fiel sein Blick auf das rote Templerkreuz an der Hauswand neben der massiven Eingangstür. Die wechselhafte Geschichte dieses historischen Gebäudes wurde nun um eine Variante reicher.
    Hinter dem ersten Wagen, einem BMW mit Pariser Nummernschild, fand er erneut Deckung. Um wessen Fahrzeug handelte es sich? Der Peugeot daneben war im Département Basse Normandie zugelassen.
    Aber nur zwei Wagen?, fragte sich LaBréa erstaunt. Der Peugeot gehörte vermutlich dem Hausherrn. Und der BMW?
    Das Unwetter tobte jetzt mit voller Wucht. Es wurde Zeit, dass LaBréa Schutz vor den Wasserfluten suchte, die in peitschenden Fontänen vom Himmel stürzten. Angestrengt lauschte er in die Nacht und spähte zu den erleuchteten
Fenstern hinüber, von denen zwei sperrangelweit offen standen. Schwere Vorhänge blähten sich nach außen, bauschten sich regennass im Wind. Ein Signal für LaBréa, dass sich niemand in diesem Raum aufhielt. Jeder hätte bei einem solchen Wolkenbruch sofort die Fenster geschlossen. Aber warum brannte dann Licht? Es flackerte immer wieder, wie von kurzen
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