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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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kurz darüber gesprochen, Chef.«
    »Stimmt, hatte ich ganz vergessen«, meinte Ribanville ein wenig zerstreut. Er schenkte sich ein Glas Mineralwasser ein und trank es in einem Zug leer. »Die verdammte Hitze macht einen völlig fertig.«
    Er wandte sich an die Aufnahmeleiterin und wedelte mit der Hand, als ob er einen Hund fortscheuchen wollte.
    »Du kannst jetzt gehen, Nathalie. Ich hab noch was mit Michel zu besprechen.«
    Die Aufnahmeleiterin lächelte süßlich und stakste auf ihren hohen Absätzen davon. Ribanville schaute ihr kurz hinterher, wartete, bis sie die Tür geschlossen hatte, und sagte zu seinem Assistenten: »Hast du meinem Freund Léon die Antworten zukommen lassen?«
    »Hab ich, Chef. Monsieur Soulier hat sie gestern Abend per Kurier erhalten.«
    »Das muss unbedingt unter uns bleiben, Michel.«
    »Sie können sich auf mich verlassen, Chef.«
    »Und der Clochard? Der lässt uns doch hoffentlich nicht hängen!«
    »Glaub ich nicht. Solche Leute brauchen immer Geld.«
    »Aber zuverlässig sind sie meistens nicht.«
    »Der schon. Da bin ich mir ganz sicher. Von so viel Geld hat der doch nie zu träumen gewagt. Ich hole ihn nachher im Parc des Belleville ab.«
    »Mein Fahrer weiß Bescheid. Limousine und Chauffeur - das macht sich gut, wenn man einen Clochard als Kandidaten hat. Welcher Kameramann ist dabei?«

    »Norbert. Er schickt die Bilder gleich in die Regie. Sie können dann am Anfang der Sendung eingespielt werden.«
    »Schön, sehr schön, Michel. Die Zuschauer werden begeistert sein. Ich sorge dafür, dass er auf jeden Fall ein, zwei Fragen richtig beantwortet. Damit das Ungleichgewicht zu meinem anderen Kandidaten etwas abgemildert wird. Kleine Hilfestellungen, das merkt keiner. Und Monsieur Soulier - dem habe ich neulich schon gesagt, dass er nicht wie aus der Pistole geschossen antworten soll.«
    Ribanville bemerkte, wie ihn sein Assistent mit großen Augen anblickte.
    »Was ist denn, Michel? Irgendwelche Skrupel?« Ribanville lachte. »Brauchst du nicht zu haben. In keiner einzigen Quizsendung geht es wirklich ehrlich zu. Und in diesem Fall: Die Summe, die Monsieur Soulier gewinnen soll, geht an eine gemeinnützige Einrichtung.«
    »Ich weiß, Chef.«
    »Na also. Deshalb muss er möglichst viele Fragen richtig beantworten, damit der Betrag entsprechend hoch ist. Ist doch logisch, oder?«
    »Klar. Und wie ich schon sagte: Auf mich können Sie sich verlassen.«
    Ribanville legt Michel kurz die Hand auf den Arm.
    »Ich weiß. Dafür werde ich mich auch erkenntlich zeigen. So gern ich mit dir zusammen arbeite, kann ich doch verstehen, dass du weiterkommen willst. Vielleicht mal eine eigene Sendung moderieren. Wenn sich irgendwas ergibt, auf mich kannst du zählen. Ich leg dir keine Steine in den Weg.«
    »Danke, Chef.«

    Erneut lachte Ribanville.
    »Doch bis dahin bringen wir erst mal die hundertste Sendung hinter uns! Apropos: Ist für die Party danach alles klar?«
    »Ja. Ich habe mich um alles gekümmert und dem Chef vom Ritz gesagt, dass Sie und die Gäste pünktlich um zweiundzwanzig Uhr dreißig kommen. Das steht auch auf sämtlichen Einladungen.«
    Ribanville rieb sich die Hände. Er war äußerst zufrieden. Er stand auf, klopfte seinem Assistenten auf die Schulter und sagte jovial: »Du bist eine echte Perle, Michel. Was würde ich nur ohne dich machen? Ob ich dich wirklich mal gehen lasse, wenn du dich verändern willst …«
    Gespielt skeptisch wiegte Ribanville den Kopf hin und her und lachte erneut. Delpierre fiel in sein Lachen ein und hob schelmisch den Zeigefinger.
    »Sie haben es versprochen, Chef!«
    »Ich weiß, mein Junge.« Ribanville blickte seinem Assistenten geradewegs in die Augen. »Und wenn einer seine Versprechen hält, dann bin ich es. Aber jetzt lass mich allein, damit ich mich mental auf die Sendung einstellen kann. Lampenfieber hab ich nämlich immer noch. Das wird auch nie weggehen, solange ich diesen Job mache.«
    Michel Delpierre verließ das Büro und warf einen Blick auf seine Uhr. In etwa einer Stunde würde er den Clochard im Parc de Belleville abholen. Bis dahin gab es noch einiges für die Sendung zu checken und abzuklären. Er atmete tief durch und hoffte, dass der Abend erfolgreich und ohne Pannen verlief. Er zog sein Handy aus der Hosentasche und rief seine Freundin Véra an. Sie war einige Jahre älter als er
und arbeitete auf dem Sozialamt des Fünfzehnten Arrondissements. Da sie bereits Feierabend hatte, befand sie sich gerade auf dem Weg zur

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