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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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nach dem Ertrinken problemlos aus dem Wasser zu fischen. Wie gelangte er anschließend in den Fluss? Von einem Boot oder Schiff aus, das seineaufwärts fuhr? Im Kofferraum eines Wagens? Und warum dieses ganze Manöver? Um Spuren zu verwischen? Der Mörder hätte den Leichnam genauso gut anderswo entsorgen können. In einem Waldstück verscharren oder ins offene Meer treiben lassen …
    Das Klingeln seines Handys unterbrach LaBréas Gedankengang. Auf dem Display erkannte er Claudines Nummer.
    »Ja?«
    »Ich hab endlich jemanden von der Vermisstenstelle erreicht. Ein Treffer, Chef.«
    »Wo?«
    »Hier in Paris. Der Heimleiter der Maison de Dieu vermisst einen seiner Schützlinge. Die Beschreibung könnte passen.«
    » Maison de Dieu, was ist das denn?«
    »Eine katholische Einrichtung für elternlose Kinder. Waisenkinder, Jungen im Alter von sechs bis fünfzehn. Der Heimleiter hat vor zwei Tagen eine Vermisstenanzeige auf dem Kommissariat des Dreizehnten Arrondissements aufgegeben.«

    »Vom Zeitfenster her könnte das hinkommen, Claudine. Der Todeszeitpunkt des Jungen aus der Seine liegt etwa zwei Tage zurück.«
    »Joseph, so heißt das vermisste Kind, sei schon mehrfach weggelaufen, meinte der Heimleiter.«
    LaBréa lachte kurz auf.
    »Wer nennt denn seinen Sohn heute noch Joseph? Der arme Junge.«
    »Ein biblischer Name, Chef. Passt doch zu einem konfessionellen Waisenhaus. Angeblich ist Joseph nie länger als einen Tag weggeblieben. Und jedes Mal wieder munter und gesund aufgetaucht. Diesmal haben sie drei Tage gewartet, bis der Heimleiter zur Polizei ging.«
    »Das heißt, er ist seit fünf Tagen verschwunden?«
    »So ist es, Chef.«
    »Was ist mit den anderen Départements?«
    »Im ganzen Land wird sonst kein Junge vermisst, auf den die Beschreibung passen könnte.«
    »Irgendwas bekannt über einen ähnlichen Fall im Land, der vielleicht schon einige Zeit zurückliegt?«
    »Darum kümmert sich Franck. Es setzt sich auch mit Europol in Verbindung.«
    »Gut, Claudine. Holen Sie den Heimleiter ab und bringen Sie ihn gleich her. Wo liegt diese Einrichtung? Dreizehntes Arrondissement? Ist ja quasi auf dem Weg hierher. Er soll sich den Leichnam unseres Jungen ansehen. Wenn er derjenige ist, der vermisst wird, bringt uns das ein ganzes Stück weiter. Zumindest hätten wir dann seine Identität.«
    »Okay, Chef. Ich mache mich gleich auf den Weg.«

    LaBréa berichtete seiner Mitarbeiterin noch vom Ergebnis der Autopsie, dann beendete er das Gespräch. Er wandte sich an Brigitte, die immer noch neben dem Seziertisch stand und ihn fragend anblickte.
    »Hast du schon mal was von einer Einrichtung namens Maison de Dieu gehört?«, wollte er wissen. Brigitte zögerte nicht mit der Antwort.
    »Nein, tut mir leid. Haus Gottes, das sagt mir überhaupt nichts. Aber mit Religion oder der Kirche habe ich sowieso nichts am Hut.« Sie grinste. »Ich bin überzeugte Atheistin.«
    LaBréa blickte auf seine Uhr. Es war kurz nach fünf. Da der Feierabendverkehr bereits eingesetzt hatte, konnten Claudine und der Heimleiter frühestens in einer halben Stunde hier im Institut eintreffen.
    »Kann ich bei dir einen Kaffee bekommen, Brigitte?«
    Die Gerichtsmedizinerin streckte die Schultern, streifte ihre Handschuhe ab und griff nach LaBréas Arm.
    »Na klar. In meinem Büro. Meine Mitarbeiter haben mir zu meinem Geburtstag eine tolle Espressomaschine geschenkt. Du hast die Wahl: Latte Macciato, Espresso, Café allongé …«
    Sie verließen den Sektionsraum. Auf dem Flur nahm LaBréa das Papiertaschentuch von Mund und Nase und knüllte es zusammen.

6. KAPITEL
    A uf eine Espressolänge leistete Brigitte LaBréa in ihrem Büro Gesellschaft, dann ging sie zurück an ihre Arbeit. LaBréa wählte Jennys Handynummer.
    »Wie läuft’s denn bei dir, Chérie?«, fragte er.
    »Unheimlich viel Betrieb heute«, erwiderte seine Tochter und schien etwas außer Atem. Voller Enthusiasmus fügte sie hinzu: »Alissas Mutter hat mir vorhin gezeigt, wie die Espressomaschine funktioniert. Ich hab schon sechs Espressi ganz allein fertig gemacht! Was sagst du?«
    »Toll, Jenny!«
    »Wir sollten uns auch so’ne Maschine kaufen, Papa.«
    »Die Maschine in der Brûlerie ist doch viel zu groß für uns.«
    »Es gibt auch kleinere, hat Madame Dalzon gesagt.«
    »Na, mal sehen.« LaBréa schmunzelte. »Nach den Ferien vielleicht. Jetzt lohnt es sich nicht mehr. Wir fahren ja bald weg.«
    »Ich muss Schluss machen, Papa, da kommen wieder neue Gäste. Bis später,

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