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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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seinen Mund zu einem schmerzlichen Lächeln.
    »Ja, Madame, das ist in der Tat schrecklich. Menschen sind schrecklich. Sie tun Böses, versündigen sich an einem unschuldigen Kind. Doch Gott vergibt den Sündern. Er wird auch Josephs Mutter vergeben haben.«

    LaBréa warf einen verstohlenen Blick auf seine Uhr. Es war sechs Uhr vorbei, und die Polizei war genauso schlau wie vorher. Der tote Junge aus der Seine war nicht der vermisste Joseph aus der Maison de Dieu . LaBréa seufzte und steckte die Hände in die Hosentaschen.
    »Ich hoffe sehr, Ihr Junge findet sich bald. Wenn er schon öfter weggelaufen ist, besteht die Chance, dass er auch diesmal wiederkommt.«
    »Auch wenn er schon seit fünf Tagen verschwunden ist, Commissaire?«
    »Man darf die Hoffnung nicht aufgeben. Sie haben doch alles Notwendige veranlasst, Hochwürden.«
    »Ja, das stimmt. Ihre Kollegen vom Kommissariat wollen Josephs Foto landesweit an alle Polizeidienststellen verteilen. In den Zeitungen und im Rundfunk wird ein Aufruf geschaltet. Vorgestern hat die Polizei unser ganzes Gelände abgesucht. Zu unserer Einrichtung gehören ein kleiner Park und einige Nebengebäude. Nirgendwo eine Spur von Joseph.«
    »Und die anderen Kinder? Hat er denen gegenüber mal irgendeine Andeutung gemacht, wohin er wollte?«
    »Nein. Die meisten sind ja seit zehn Tagen in einem Feriencamp in den Alpen. Nur drei Jungen sind nicht mitgefahren.«
    »Warum nicht?«
    »Zwei von ihnen haben eine schwere Sommergrippe. Sie fahren nach, sobald sie gesund sind. Und der dritte ist behindert und muss von daher in den Ferien immer im Heim bleiben. Er braucht spezielle Betreuung. Die Polizei hat die drei befragt. Keiner wusste etwas.«

    LaBéa schüttelte erstaunt den Kopf.
    »Und warum ist Joseph vor zehn Tagen nicht mit ins Feriencamp gefahren?«
    »Aus schulischen Gründen. Er hatte die Versetzung nicht geschafft und sollte sich in den Ferien auf die Nachprüfung vorbereiten.«
    »Also wurde er bestraft und musste auf die Ferien verzichten.«
    »Nur damit er doch noch versetzt werden kann.«
    »Könnte das der Grund sein, weshalb er weggelaufen ist?«
    Coulon hob resigniert die Schultern.
    »Ich weiß es nicht, Commissaire. Ich kann Ihnen nur so viel sagen: Es gab keine weiteren Strafmaßnahmen gegen ihn. Und er hatte eingesehen, dass er sich ins Zeug legen muss.«
    Claudine schaltete sich ins Gespräch ein.
    »Wie ist eigentlich Josephs Familienname?«
    »Croix. Joseph Croix. Den Namen hat ihm der Priester gegeben, der ihn getauft hat. Genau wie den Vornamen. Seine Herkunft war ja nicht bekannt. Joseph, weil das ein christlicher Name ist. Und Croix wie das Kreuz, weil unser Herr Jesus das Kreuz auf sich genommen hat und seine Hand schützend über die Kinder hält.«
    »Und er ist zwölf Jahre alt?«
    »Ja. Der Kinderarzt hat sein Alter geschätzt, als Joseph zu uns kam.« Er verabschiedete sich und gab LaBréa die Hand. »Auf Wiedersehen, Commissaire.«
    »Auf Wiedersehen Hochwürden. Und nochmals danke für Ihre Mühe!«

    »Keine Ursache.« Er streifte Claudine mit einem kurzen Blick. »Ich bestelle mir vorn beim Pförtner ein Taxi. So hatten wir es ja ausgemacht.«
     
    LaBréa und Claudine blickten ihm nach. Seine kleine, runde Gestalt verschwand mit raschen Schritten um die Ecke des Korridors.
    » Mir hat er nicht die Hand gegeben, Chef«, sagte Claudine ein wenig belustigt.
    LaBréa zuckte mit den Schultern.
    »Dr. Foucart auch nicht.«
    »Ich dachte, nur strenggläubige Muslime geben einer Frau nicht die Hand?«
    LaBréa wechselte das Thema.
    »Haben Sie Nachforschungen über die Maison de Dieu angestellt?«
    »Ja klar. Gleich als ich von der Vermisstenanzeige erfuhr. Das Internet war gerade wieder zugänglich. Die Maison de Dieu ist ein Waisenhaus der katholischen Kirche und wurde 1993 gegründet. Paul Coulon war von Anfang an der Heimleiter. Die Finanzierung kommt hauptsächlich durch Spenden, aber auch die Diözese Paris gibt einen festen, jährlichen Finanzzuschuss. Im Moment wohnen dort fünfzehn Jungen zwischen sechs und vierzehn Jahren. Alle besuchen das nahe gelegene Schulzentrum Collège Flaubert.«
    »Und die Betreuer dort?«
    »Neben Kaplan Coulin gibt es einen Priester, drei Erzieher und zwei Nonnen, die sich ums Kochen, die Wäsche und so weiter kümmern.«
    LaBréa pfiff anerkennend durch die Zähne.

    »Ich bin beeindruckt, Claudine!«
    Seine Mitarbeiterin grinste.
    »Sie kennen mich doch, Chef. Wenn ich was mache …«
    »… machen Sie es

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