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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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ist vielleicht kurz vorher am Portier vorbei ins Hotel geschlichen und hat sich auf der Toilette versteckt, Chef.«
    »Versuchen Sie rauszubekommen, wo dieser Clochard lebt.«

    »Im Parc de Belleville, hat Franck gesagt. Am Anfang der Show haben sie gezeigt, wie ihn ein Wagen des Senders dort abgeholt hat.«
    »Gut. Franck soll da sofort mal hinfahren. Er hat ihn in der Sendung gesehen und kennt ihn. Wenn er den Mann dort antrifft und ihn identifiziert, soll er ihn gleich aufs Präsidium bringen.«
    »Noch was, Chef: Der andere Kandidat der heutigen Sendung ist unter den Partygästen im Salon d’Été . Sein Name ist Léon Soulier.«
    »Interessant!« LaBréa lächelte ironisch. »Der Milliardär wird zum Fest eingeladen, der Obdachlose nicht. Zweiklassengesellschaft in Reinkultur.«
    LaBréa durchquerte die Hotelhalle und ging in den Salon d’Été , um Yves Ribanvilles Partygäste zu vernehmen.

9. KAPITEL
    D er Salon d’Été war ein langgestreckter Raum mit Louis-Seize-Möbeln und schweren Brokatvorhängen an den hohen Fenstertüren, die zum Sommergarten führten. Große Kristalllüster hingen an der Kassettendecke, und auf kleinen Tischen waren Blumenarrangements platziert. Auf den Platten des Buffets an der Längsseite wellte sich der Schinken auf den Canapées. Der Lachs war angelaufen, und die Reste der diversen Salate sahen wenig einladend aus. Die übrig gebliebenen Stücke einer Pfirsichcharlotte waren kraftlos in sich zusammengefallen. Auf einigen Tischen standen abgegessene Teller und benutzte Gläser. Die Party war vorbei, ein brutales Ereignis hatte dem Fest ein jähes Ende bereitet.
    Die Türen zum Garten waren weit geöffnet, doch sämtliche Gäste hielten sich im Innenraum auf. In Gruppen saßen sie an den Tischen, einige lehnten an den offenen Türen und rauchten. Als LaBréa den Salon betrat, schlug ihm eine bedrückte Stimmung entgegen. Niemand sprach ein Wort; alle schienen stumm und fassungslos angesichts dessen, was geschehen war. LaBréa sah einige bekannte Gesichter, die ihm von Presse und Fernsehen her vertraut waren. Er entdeckte den Fernsehdirektor und den Kulturminister. Beide saßen am selben Tisch wie der Schauspieler Eric Lecadre, der den Arm um eine Frau gelegt hatte und sich tröstend
zu ihr neigte. Die Witwe des Opfers? Sie war eine blonde, kühl wirkende Frau, die die Hände ineinander verschlungen und den Blick gesenkt hatte. LaBréa steuerte auf den Tisch zu, an dem auch noch andere Gäste saßen. Leise sagte er: »Madame Ribanville?«
    Die Frau hob den Kopf und nickte langsam. In ihren grünblauen Augen waren keine Spuren von Tränen zu entdecken. Nur ihr Mund zitterte leicht, und aus ihrem makellos geschminkten, ebenmäßigen Gesicht schien alles Blut gewichen zu sein.
    »Mein aufrichtiges Beileid, Madame«, fuhr LaBréa leise fort. Dann ließ er seinen Blick über die restlichen Gäste schweifen, räusperte sich und sagte für alle laut und verständlich: »Ich bin Commissaire LaBréa und leite die Ermittlungen. Sie alle müssen noch einen Moment hierbleiben, um meine Fragen zu beantworten.«
    Eric Lacadre nahm seinen Arm von Candice Ribanvilles Schulter und beugte sich angespannt nach vorn.
    »Gibt es schon irgendeine Spur, Commissaire? Wir alle sind fassungslos und äußerst betroffen.«
    »Wir stehen ganz am Anfang der Ermittlungen, Monsieur Lecadre«, erwiderte LaBréa. »Wir wissen, dass Monsieur Ribanville um dreiundzwanzig Uhr fünf den Salon verlassen hat und auf die Toillette ging. Wer von Ihnen war zufällig vorher oder zur gleichen Zeit auf der Herrentoilette?«
    Es entstand eine kurze Pause, dann meldete sich ein älterer Herr. Er trug einen Smoking, dazu eine silberne Krawatte. LaBréa, der noch nie einen Smoking getragen hatte, wusste gleichwohl, dass man zu diesem Abendanzug Fliege trägt. Möglichst von Hand gebunden.

    »Ich war vorhin dort«, sagte er, und LaBréa hörte den amerikanischen Akzent heraus.
    »Ihren Namen bitte, Monsieur.«
    »Farmer. Ich bin der Botschafter der USA in Frankreich.«
    LaBréa warf einen raschen Blick auf seine Liste, wo er den Namen entdeckte.
    »Okay«, sagte LaBréa. »Ist Ihnen da irgendetwas aufgefallen, Exzellenz? Hat noch jemand die Toilette benutzt, als Sie dort waren?«
    Der Botschafter schüttelte entschieden den Kopf.
    »Nein, Commissaire. Als ich kam und ging, war niemand sonst dort.«
    »Wann war das ungefähr?«
    »So genau weiß ich das nicht mehr. Halb elf, dreiviertel elf, schätze ich. Als ich in den Salon

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