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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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ist das doppelt schwer. Ich habe Ribanville sehr geschätzt, und sein Tod hinterlässt eine große Lücke. Er hatte das, was man heutzutage in unserer Branche braucht: den Mut, bis an die Grenzen des Möglichen zu gehen und vielleicht darüber hinaus.«
    LaBréa ahnte, was damit gemeint sein mochte. Zweifellos überschreitet man eine Grenze, und zwar die Grenze des guten Geschmacks, wenn man einem Millionenpublikum einen Clochard wie ein Zirkuspferd vorführt. Lag hier der Schlüssel zu dem brutalen Mord? Gab es jemanden, den die heutige Sendung so empört hatte, dass er zum Mörder geworden war?
    Zurück auf dem Weg in den Salon d’Été traf LaBréa Gilles von der Spurensicherung. Er hielt das Handy des Ermordeten in der Hand und gab es LaBréa.
    »Hier, Commissaire. Wir haben die Fingerabdrücke sichergestellt. Mal sehen, ob außer denen des Opfers noch andere zu finden sind.«
    LaBréa bedankte sich.
    »Sonst noch was, Gilles?«

    »Faserspuren und einige Haare. Und ein Fußabdruck. Dort, wo das Blut auf dem Marmorboden verwischt war. Mit Luminol eindeutig nachzuweisen. Eine Profilsohle. Von einem schweren Schuh. Arbeitsschuh oder Bergstiefel. Ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Wir überprüfen das Fabrikat des Schuhs.«
    LaBréa war hellwach. Franck hatte ihm eine genaue Beschreibung des Clochards gegeben. Er war sich sicher gewesen, dass der Clochard feste, knöchelhohe Schuhe getragen hatte.
    »Haben Sie irgendwo einen blutigen Lappen, ein Stück Papier gefunden, mit dem die Spur verwischt wurde?«
    »Nein. Wirkt auch nicht so, als wäre sie mit Absicht verwischt worden. Sonst hätte man es sorgfältiger gemacht. Die Tatwaffe haben wir nirgends gefunden. Der Mörder muss sie mitgenommen haben.«
    LaBréa bedankte sich, und Gilles ging zurück an den Tatort. Sein weißer Schutzanzug raschelte, als er sich eiligen Schrittes entfernte.
    Das Handy des ermordeten Showmasters war das neueste Modell eines gängigen Herstellers. Es war eingeschaltet, der Akku vollgeladen. LaBréa blätterte im Menü und rief das Anrufprotokoll auf. Es waren eine Menge Anrufe gespeichert. Angenommene Anrufe, gewählte Rufnummern, Anrufe in Abwesenheit. LaBréa beschränkte sich auf die Gespräche, die am heutigen Tag, dem dreizehnten August, von Ribanville geführt worden oder eingegangen waren. Es handelte sich um insgesamt fünfundvierzig Telefonate. Einige Nummern tauchten mehrfach auf. Keine der im Protokoll festgehaltenen Nummern trug eine Namensbezeichnung.
Das fand LaBréa eigenartig. Wusste er doch aus eigener Erfahrung, dass man normalerweise die Nummern von Familienmitgliedern, guten Freunden und Kollegen nicht nur einer Kurzwahltaste zuordnet, sondern auch mit Namen versah. Ribanville hatte dies unterlassen. Warum? Nun wurde es für LaBréa und seine Mitarbeiter schwerer, die geführten und eingegangenen Anrufe auf ihre Teilnehmer zu überprüfen.
    LaBréa schaute sich die Zeiten der heutigen Anrufe genauer an. Sie waren über den ganzen Tag verteilt. Zwischen neunzehn und zweiundzwanzig Uhr war nichts verzeichnet, vermutlich hatte Ribanville sein Handy vor und während der Sendung ausgeschaltet. Gleich nach Ende der Show gab es in dichtem Abstand sechs angenommene Anrufe. Glückwünsche zur gelungenen Sendung? Nach der Show, zwischen zweiundzwanzig Uhr dreißig und dem Zeitpunkt seines Todes, hatte Ribanville selbst nur einen einzigen Anruf getätigt, und zwar um zweiundzwanzig Uhr zehn, kurz nach Ende der Sendung. Die Nummer, die er gewählt hatte, war an diesem Tag von ihm bereits viermal angewählt worden. Zweimal am Vormittag, zweimal am Nachmittag. Fünf Verbindungen mit derselben Nummer. Die Nummer seiner Frau? LaBréa zog einen Zettel aus seiner Hosentasche. Er hatte sich Candice Ribanvilles Handynummer ebenso notiert wie die Festnetznummer der Ribanvilles. Und es war definitiv nicht die Handynummer seiner Frau gewesen. Noch einmal blätterte er sämtliche Nummern dieses Tages auf dem Display durch. Dort erschienen weder Candice Ribanvilles Handynummer noch die Festnetznummer der Wohnung des Paares. Das bedeutete,
dass der Showmaster an diesem Tag kein einziges Mal mit seiner Frau telefoniert hatte oder von dieser angerufen worden war. Natürlich konnte die Nummer auch aus dem Protokoll gelöscht worden sein. Doch warum? Wahrscheinlicher erschien es LaBréa, dass es in Ribanvilles Ehe, wie bereits vermutet, ernsthafte Schwierigkeiten gegeben hatte. Dass sie an einem solchen Tag kein einziges Mal miteinander

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