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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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hinzugezogen. Ich bespreche das nachher mit dem Schöngeist.«
    Dies war das Zeichen zum Ende der Talkrunde. Die Mitarbeiter erhoben sich und gingen in ihr Büro auf der anderen Seite des Flurs. Computerrecherche war zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich. Ein großer Vorteil für die Ermittlungsarbeit der Polizei. Datenbanken waren vernetzt, im Internet fand man eine Vielzahl von Informationen. So manche Google-Suche hat schon zu einem Link geführt, der unverhofft in eine wichtige Spur mündete.
    Franck schnappte sich das letzte Croissant auf dem Teller, dann fiel die Tür ins Schloss.
     
    Als LaBréa den Namen des Fernsehmoderators auf seinem PC googelte, fand er unter »Yves Ribanville« 346.700 Einträge. Unmöglich, sie alle anzuklicken. Er würde sich vorerst auf Stichproben beschränken müssen. Auf einige Zeitungs-
und Medienberichte über den Showmaster, auf die Angaben, die der Sender TF1 ins Netz gestellt hatte, sowie auf mögliche Blogs.
    Eine persönliche Webseite von Ribanville gab es nicht. Seine offizielle Biografie bei Wikipedia war ziemlich mager und umfasste lediglich ein paar Daten und Orte. Geboren am 7. August 1964 in Nantes. Die Eltern wurden nicht erwähnt. Yves Ribanville kam 1985 nach Paris und fing als Volontär bei TF1 an. Da war er knapp zweiundzwanzig Jahre alt. Was war in der Zwischenzeit? Gab es einen Schulabschluss, Berufsausbildung, ein Studium? 1990 wurde er stellvertretender Leiter der TF1-Abteilung »Nachmittagsprogramm«. Wenig später moderierte er bereits eine tägliche Nachmittagssendung: Wir und unsere Nachbarn. Er hatte das Konzept mitentwickelt, und das Publikum nahm die Sendung sofort an. Ribanville galt damals schon als Quotenkönig und als einer der beliebtesten Showmaster im französischen Fernsehen. Im Jahr 2005 übernahm er die Leitung der Abteilung »Show und Unterhaltung«. Ein Jahr später startete die wöchentliche Show zur Hauptsendezeit Ribanville fragt mit Ribanville als Quizmaster. Für diese Sendung hatte er bereits mehrere Fernsehpreise bekommen. Im Jahr 2007 wurde ihm vom Staatspräsidenten der Orden Chevalier des Arts et des Lettres verliehen. LaBréa stutzte. Diese Auszeichnung wurde normalerweise nur bekannten Literaten, großen Künstlern oder bedeutenden Wissenschaftlern zuteil. Aber ein Quizmaster aus der Showbranche? Ribanville musste über gute Beziehungen verfügen, um in den illustren Kreis der Ordensträger aufgenommen zu werden.

    Der Quizmaster war verheiratet und hatte zwei Töchter, was LaBréa bereits wusste. Außerdem war er praktizierender Katholik und Mitglied der Gemeinde St. Philippe du Roule im Achten Arrondissement. Er hatte die neue Glocke für die Kirche gestiftet und unterstützte Missionsprojekte des Franziskanerordens in Afrika.
    Auch auf anderen Seiten, die LaBréa anklickte, erfuhr er keine weiteren biografischen Angaben über Ribanville. Insbesondere nicht über die Zeit, bevor er nach Paris kam. Zeitungen, Blogs und andere Links druckten im Wesentlichen die biografischen Angaben ab, die bei Wikipedia zu finden waren. Ribanvilles Quizsendung fand in der Presse ein geteiltes Echo. Während die Boulevardblätter nicht mit Lobeshymnen sparten, sprachen die seriösen Zeitungen vom »unsäglich tiefen Niveau« der Show. LaBréa klickte auf die Fanseite von Ribanville. Sie wurde von einer Frau namens Nina betrieben. Die Seite enthielt hauptsächlich banale Zuschriften von anderen Fans (»Yves war wieder klasse in der letzten Sendung! Gruß Milli«) und vermittelte LaBréa keine neuen Erkenntnisse. Nachdem er noch eine halbe Stunde lang weitere Einträge über den Showmaster angeklickt hatte, beendete er seine Suche.
    Die wichtigste Erkenntnis der Google-Suche war die, dass Yves Ribanville bis zu seinem zweiundzwanzigsten Lebensjahr offenbar keine Vergangenheit hatte.
    Oder eine kriminelle?
    LaBréa loggte sich ins zentrale Polizeiregister ein. War Ribanville irgendwann straffällig geworden? Als LaBréa den Namen eingab, erschien eine Null-Meldung. Auch hier führte die Spur nicht weiter.

    LaBréa lehnte sich einen Moment zurück und dehnte die Schultern. Sein ganzer Körper war verspannt. Hinzukam die Müdigkeit nach der langen Nacht. In der Kanne gab es noch einen Schluck Kaffee, er war allerdings nur lauwarm. Inzwischen war es beinahe halb sieben. Als er aus dem Fenster blickte, sah er den ersten Morgenverkehr über den Pont St. Michel rollen. Ohne dass er es bemerkt hatte, war die Sonne aufgegangen. Soeben erschien sie als

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