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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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matschige, helle Scheibe zwischen den Türmen von Notre-Dame. LaBréa schloss das Fenster. Die Hitze eines neuen Tages drang herein wie ein ungebetener Gast. In dem Moment klingelte sein Handy.
    »Morgen, Maurice«, erklang Célines Stimme. »Ich störe dich hoffentlich nicht?«
    »Morgen, meine Liebe. Nein, du störst mich nicht. Wie war es denn noch letzte Nacht?«
    »Mir tun jetzt noch die Ohren weh, aber die Mädchen waren total begeistert. Erst nach Mitternacht lagen sie im Bett.«
    Alissa hatte bei Jenny übernachtet, so war es mit Alissas Mutter abgemacht.
    »Jetzt schlafen sie natürlich noch«, fuhr Céline fort.
    »Wo bist du, Céline? In deiner Wohnung?«
    »Ja. Aber in einer Stunde sehe ich mal nach, ob die beiden schon wach sind. Sie haben doch ihren Job in der Brûlerie. - Und du, Maurice? Was war denn im Ritz? Wer ist das Opfer?«
    »Yves Ribanville.«
    »Der Fernsehmoderator?«
    »Genau. Du kannst dir vorstellen, was für einen Wirbel das gibt.«

    »Schon irgendeine Spur?«
    »Bisher noch nicht. Bis später, Céline. Ich ruf dich an. Ich liebe dich«, fügte LaBréa zärtlich hinzu.
    »Ich dich auch, Maurice.«
     
    Zehn Minuten später klopfte es an LaBréas Bürotür.
    »Ja?«, rief er und wunderte sich, dass niemand hereinkam. Seine Mitarbeiter klopften immer nur kurz an und öffneten dann sofort die Tür.
    »Herein«, rief LaBréa etwas ungehalten.
    Ein junger Mann betrat zögernd das Büro. Er war schlank, beinahe zierlich. Das Haar trug er modisch kurzgeschnitten. LaBréa schätzte ihn auf etwa Mitte zwanzig. Fragend blickte er den Besucher an. Der lächelte unsicher und sagte rasch: »Guten Morgen, Commissaire. Ich bin Michel Delpierre, der persönliche Assistent von Monsieur Ribanville. Ich bringe Ihnen die Liste aller Kollegen, die bei der Show gestern Abend mitgearbeitet haben.«
    LaBréa zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
    »So früh hätte ich gar nicht damit gerechnet!«
    »Vor einer knappen Stunde habe ich erfahren, was passiert ist.« Die Stimme des jungen Mannes klang ehrlich betroffen. »Monsieur van Lenz, der Fernsehdirektor, hat mich angerufen. Und da dachte ich, ich gebe die Liste gleich unten beim Wachhabenden ab. Dass Sie selbst schon im Büro sein würden, wusste ich nicht.«
    Mit einer Geste lud LaBréa den Mann ein, die Tür zu schließen und Platz zu nehmen.
    »Das trifft sich gut, Monsieur Delpierre. Dann können wir uns gleich mal unterhalten. Einen Moment bitte.« Er
griff nach dem Telefon und wählte eine Nummer. »Franck? Kommen Sie bitte in mein Büro?«
    Wenig später erzählte Ribanvilles Assistent, wie der Abend der Jubiläumssendung bei TF1 verlaufen war. Der Showmaster hatte auch bei den Vorbereitungen zur Sendung auf Delpierre keinen auffälligen Eindruck gemacht. Er war wie immer. Als alter TV-Routinier hatte er alles gut im Griff und verströmte Ruhe und Gelassenheit. Die Sendung verlief ohne Zwischenfälle. Auch hinter den Kulissen gab es keine Pannen, keine besonderen Vorkommnisse. Delpierre hatte die Liveübertragung in der Regiekabine verfolgt. Er übergab LaBréa auch ein Sendeprotokoll, in dem der technische Ablauf der Sendung, einschließlich der Werbepausen und der Unterbrechungen für die Zuschauerleitungen, genau aufgezeichnet war. Einen Mitschnitt der Show als DVD hatte der Assistent ebenfalls dabei.
    »Wo haben Sie das denn alles so schnell her?«, fragte Franck verwundert.
    »Bevor ich zu Ihnen kam, bin ich rasch in den Sender gefahren. Der Mitschnitt wird immer gleich nach der Sendung auf DVD gebrannt. Ich hatte ihn in meinem Büro.«
    »Wussten Sie, dass im Anschluss an die Sendung eine Party im Hotel Ritz gefeiert wurde?«, fragte LaBréa den jungen Mann.
    »Natürlich, Commissaire! Ich hab das Fest ja organisiert.«
    »Tatsächlich?«, sagte LaBréa. »Und Sie selbst waren nicht eingeladen? Oder waren Sie verhindert?«
    Michel Delpierre schüttelte den Kopf. Mit einer raschen Geste seiner schlanken Hand strich er sich über sein Haar.

    »Nein, verhindert war ich nicht, Commissaire.« Er schwieg einen Moment. Franck wurde ungeduldig.
    »Also waren Sie nicht eingeladen?«
    »Niemand vom Team war das.«
    LaBréa und Franck tauschten einen schnellen Blick.
    »Warum nicht?«
    »Monsieur Ribanville wollte letzte Nacht im engsten Freundeskreis feiern. Für uns Mitarbeiter war nächste Woche eine Bootsfahrt auf der Seine geplant. Mit Livemusik und Abendessen in einem der Uferlokale in Le Pecq, La petite Pêcheuse .«
    LaBréa kannte das Lokal.

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