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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Bogen Papier war eingespannt. LaBréa nahm einen roten Filzstift aus der Ablage.
    »Das Zeitfenster, in dem Yves Ribanville ermordet wurde«, sagte er und begann zu schreiben.
    »20.50 Uhr: Beginn der Jubiläumssendung Ribanville fragt im Studio eins von TF1. 22 Uhr: Ende der Sendung.« Er notierte die Zahlen in großen Ziffern auf dem Papier.
    »Um 22.10 Uhr trifft die Ehefrau des Opfers im Hotel Ritz ein. Ebenfalls um 22.10 Uhr: Ribanville ruft eine Handynummer an, die er an diesem Tag bereits viermal gewählt hat. 22.30 Uhr: Der Moderator, zusammen mit seinem Kandidaten Léon Soulier und dem Fernsehdirektor, kommen ins Hotel. Die meisten Gäste sind da schon eingetroffen. Zwischen 22.30 Uhr und etwa 22.45 Uhr: Der Botschafter der USA geht auf die Herrentoilette. Kurz vor
23 Uhr: Der Schöngeist kommt als Letzter der Geladenen auf die Party. Ebenfalls kurz vor 23 Uhr: Der zweite Kandidat aus Ribanvilles Sendung versucht sich Zugang zur Party zu verschaffen und wird abgewiesen. Danach ist dieser Clochard spurlos verschwunden. Kurz nach 23 Uhr: Thibon plaudert mit Ribanville im Salon d’Été . Gleich danach: Der Figaro -Journalist wechselt ein paar Worte mit Ribanville und sieht, wie dieser den Salon verlässt. 23.15 Uhr: Der Schöngeist findet den Moderator tot auf der Herrentoilette. Er begegnet dort keinem Menschen.«
    LaBréa hielt einen Moment inne und blickte seine Mitarbeiter an. »Der Mörder hatte also genau zehn Minuten Zeit. Zehn Minuten, um sich in die Toilette zu schleichen, sich möglicherweise dort zu verstecken, Ribanville abzupassen, rasch den Mord zu begehen und sofort wieder zu verschwinden.«
    »Wirkt wie ein straff geplantes Kommandounternehmen«, bemerkte Jean-Marc.
    »Meinst du?« Franck schüttelte skeptisch den Kopf. »Der Täter konnte doch gar nicht wissen, ob und wann Ribanville aufs Klo geht. Er hätte sich längere Zeit auf die Lauer legen müssen, in der vagen Hoffnung, dass sein Opfer irgendwann dort auftaucht. Der Botschafter hat doch ausgesagt, dass niemand im Toilettenbereich war, als er dort hinging.«
    »Franck hat Recht«, sagte LaBréa. »Dass der Mörder so genau wusste, ob und wann er Ribanville auf der Toilette antreffen würde, kann nur einen Grund gehabt haben.«
    »Die beiden waren miteinander verabredet«, ergänzte Claudine rasch.

    »Ja. Anders kann ich mir den engen Zeitrahmen von zehn Minuten, in denen das Geschehen komplett über die Bühne ging, nicht erklären.«
    »Aber warum verabredet sich ein bekannter Fernsehmoderator mit jemandem auf der Herrentoilette des Ritz?«, wollte der Paradiesvogel wissen.
    »Das ist die Frage, Jean-Marc. Dafür könnte es eine Menge Gründe geben. War Ribanville drogenabhängig und hat seinen Dealer getroffen? War er in irgendwelche dunklen Geschäfte verwickelt? Das alles müssen wir klären. Fest steht nur eines: Aus dem Kreis der Gäste kann der Mörder nicht kommen. Die waren alle im Salon d’Été und haben ein Alibi. Nachdem der Schöngeist die Leiche entdeckt hatte, ging er sofort zurück in den Salon. Es stellte sich heraus, dass niemand von den Gästen fehlte oder später, als er den Raum wieder betreten hat.«
    Claudine räusperte sich und schlug ihr Notizbuch auf.
    »Ich habe das Personal in der Halle befragt. Den Concierge, die beiden Rezeptionisten, die Hotelpagen. Niemand hat irgendwas Verdächtiges beobachtet.«
    »Vielleicht hat die nigerianische Putzfrau jemanden gesehen«, meinte Franck. »Ich habe ihre Telefonnummer und noch vom Ritz aus bei ihr angerufen. Da hat sich niemand gemeldet. Aber ich bleib dran.«
    »Auch der Hausdame und den Kellnern, die im Salon d’Été serviert haben, ist nichts aufgefallen«, fügte der Paradiesvogel ergänzend hinzu.
    »Wir überprüfen auf jeden Fall die Hotelgäste«, sagte LaBréa zu Franck. »Egal, ob Hochadel oder Jetset. Vielleicht
ist irgendjemand darunter, bei dem wir eine Verbindung zu Ribanville nachweisen können.«
    »Verstehe«, murmelte Franck. »Wichtig wäre auch, ob jemand kurzfristig eingecheckt hat und heute Morgen gleich wieder abreist.«
    »Genau.« LaBréa legte den Filzstift zurück und setzte sich wieder an den Tisch.
    »Wir müssen an beiden Mordfällen parallel arbeiten und die Schwerpunkte, je nach Ermittlungsstand und wichtigen Erkenntnissen, immer wieder neu setzen. Wir kümmern uns zunächst um Ribanvilles Mitarbeiter und sein sonstiges Umfeld. Parallel dazu arbeiten wir am Mordfall des Jungen. Die Kollegen der Abteilung zwei werden nach Bedarf

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