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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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einschlägigen Handwerkers. Die besitzen keine rostigen Hämmer, Maurice.«
    »Stimmt«, erwiderte LaBréa. Das Ausflugsboot rauschte jetzt direkt am Polizeipräsidium vorbei. Auf dem offenen
Deck befand sich eine Hochzeitsgesellschaft. Die Braut in ihrem weißen Kleid und ein Mann im hellen Anzug (offenbar der Bräutigam) standen wie Galionsfiguren am Bug des Bootes. Eine Viermannkapelle spielte, und die bunt gekleideten Gäste lachten, tranken aus Champagnerkelchen und prosteten einander zu.
    »Hörst du mir überhaupt zu, Maurice?«
    »Ja, natürlich höre ich dir zu! Ich schau nur gerade auf die Seine und musste an den toten Jungen denken.«
    »Was diesen Fall angeht, warte ich auf die Ergebnisse der Leber- und Nierenuntersuchung. Wegen des Valiums.«
    »Apropos Valium, Brigitte: irgendein Hinweis auf Drogen bei dem toten Moderator?«
    »Nein. Kein Nachweis im Blut und in den inneren Organen. Die sehen übrigens im Großen und Ganzen ziemlich gesund aus.«
    »Und sonst?«
    »Eine kuriose Geschichte, die du kaum glauben wirst. Aber solche Zufälle gibt es manchmal.«
    »Mach’s nicht so spannend, Brigitte!«
    »Heute Morgen um sechs habe ich Maxime zu Hause angerufen.« Maxime Foucart war Brigittes Ehemann. Ein bekannter Pariser Urologe mit gutgehender Praxis.
    »Ich hab ihm gesagt, wer letzte Nacht im Ritz ermordet wurde. Und weißt du was? Yves Ribanville war Patient bei ihm.«
    »Tatsächlich? Das ist wirklich ein komischer Zufall! Weshalb war er bei Maxime in Behandlung?«
    »Blasenentzündung. Er hatte seit einigen Wochen eine chronische Blasenentzündung. Es bestand zunächst Verdacht
auf Blasenkrebs, und Maxime hat eine Zystoskopie durchgeführt.«
    »Was ist das?«
    »Eine Spiegelung der Harnblase.«
    »Und, hatte er Krebs?«
    »Nein. Maxime hat ihm gegen die Entzündung ein Antibiotikum verschrieben, das ich in seinem Körper nachweisen konnte.«
    LaBréa überlegte einen Moment. Warum erzählte Brigitte ihm das alles so ausführlich? Es hatte nichts mit der Todesursache oder der Tatsache des gewaltsamen Todes von Yves Ribanville zu tun. Plötzlich wusste er die Antwort.
    »Du meinst, diese Blasenentzündung könnte der Grund gewesen sein, warum er auf die Toilette ging?«
    »Möglicherweise, Maurice. Maxime sagt, bei so einer Entzündung fühlt man ständig einen Druck auf der Blase und geht mindestens jede halbe Stunde zur Toilette.«
    LaBréa bedankte sich bei Brigitte und saß einen Moment regungslos an seinem Schreibtisch.
    Da Ribanville ganz offensichtlich keine Drogen genommen hatte, konnte es auch kein Dealer gewesen sein, mit dem er sich auf der Toilette des Ritz verabredet hatte. Er hatte sich vielleicht gar nicht verabredet. War es möglich, dass sein Mörder Kenntnis von Ribanvilles Blasenentzündung hatte? Wusste er, dass der Moderator in regelmäßigen und kurzen Abständen eine Toilette aufsuchen musste?
    Die Frage war nun, wann hatte Ribanville das letzte Mal vor seiner Ermordung eine Toilette aufgesucht? Gleich nachdem er ins Ritz gekommen war, bevor er in den Salon d’Été
ging? Wenn das der Fall war, käme das Halbstundenintervall bis zum nächsten Toilettengang in etwa hin. LaBréa nahm die Liste mit den Telefonnummern der Partygäste und wählte den privaten Anschluss des Fernsehdirektors. Dieser bestätigte LaBréa, dass Ribanville bei der Ankunft im Hotel kurz eine Toilette aufgesucht hatte, und zwar nicht beim Salon d’Été , sondern in der Hotelhalle.
     
    Die Rue Baudricourt im Dreizehnten Arrondissement lag in der Nähe einer großen Grünanlage, wodurch der mangelnde Charme dieser Straße ein wenig ausgeglichen wurde. Das Gebäude mit der Hausnummer acht war ein dreistöckiger Backsteinbau. Es hätte ein Verwaltungsgebäude aus dem späten neunzehnten Jahrhundert sein können, eine Schule oder ein Krankenhaus. Doch ein großes steinernes Kreuz, als Halbrelief an der Außenfassade angebracht, wies auf eine kirchliche Einrichtung hin. An der rechten Seite gab es eine Toreinfahrt, die offen stand. Dahinter erstreckte sich, im Anschluss an den Innenhof, eine parkähnliche Grünanlage. Im Innenhof parkten mehrere Autos. Am Tor war ein Messingschild angebracht: Maison de Dieu .
    Schräg gegenüber, auf der anderen Straßenseite, befand sich das Collège Gustave Flaubert. Ein Schulzentrum, das die meisten der elternlosen Kinder aus der Maison de Dieu besuchten, wie Claudine in Erfahrung gebracht hatte. Jetzt, in den Sommerferien, war die Schule, ein hässlicher

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