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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Sechzigerjahrebau, leer und verlassen.
    Jean-Marc Lagarde, genannt »Paradiesvogel«, parkte den Wagen vor dem Schulgebäude. Auf dem Weg hierher war er rasch bei seiner Wohnung vorbeigefahren, um zu duschen
und sich umzuziehen. Erneut kündigte sich ein extrem heißer Tag an. Deshalb hatte er ein Paar grünlila gestreifte dreiviertellange Leinenhosen gewählt, dazu ein ärmelloses Shirt in einem leuchtenden Hellgrün. Quer über der Brustseite prangte in roten Lettern das Wort beach . Über dem Shirt trug er eine ärmellose Safariweste in Tarnfarbenoptik, die seine Dienstwaffe am Gürtelhalfter verdeckte. Bereits in der letzten Woche hatte Jean-Marc ein neues Klebetattoo auf seinem linken Oberarm angebracht. Einen kleinen bunten Schmetterling, der farblich zu all seinen Sommeroutfits passte. Franck hatte bereits bissige zweideutige Bemerkungen gemacht und gemeint, nur Weicheier schmückten sich mit Klebetattoos, die eher etwas für Weiber oder Schwule seien. Er selbst hatte sich schon vor Jahren einen Adler mit ausgebreiteten Schwingen auf den Oberarm tätowieren lassen. Ein echtes Tattoo, für das man die Zähne zusammenbeißen und leiden musste.
    Vor der Schule standen Bänke. Der ideale Beobachtungsposten, dachte Jean-Marc und setzte sich so, dass er die Toreinfahrt zur Maison de Dieu gut sehen konnte. Er hatte keinen Plan. Das Gelände der Einrichtung zu betreten, Privatgelände der Kirche, kam nicht infrage. In seiner Funktion als Polizist konnte er dort nicht auftreten. Die einzige Möglichkeit schien, auf einen Zufall zu hoffen. Vielleicht verließ einer der Jungen, die nicht in die Ferien gefahren waren, die Einrichtung? Jetzt, kurz nach neun, war niemand auf dem Gelände zu entdecken.
    Nach einer Viertelstunde verließ Jean-Marc seinen Beobachtungsposten auf der Bank. Auf diese Weise vertrödelte er nur seine Zeit, so viel schien klar.

    Auf derselben Straßenseite wie die Maison de Dieu lag ein Café-Tabac. Daneben ein Gemüseladen und etwas weiter eine Fleischerei. Jean-Marc begann mit dem Café. Auf dem Bürgersteig gruppierten sich drei Stühle um einen Tisch, an dem niemand saß. An einer Seite innen an der Bar des Lokals gab es Regale mit Zigaretten und Tabak. In einer verstaubten Glasschale auf dem Tresen lagen Rubbellose. Der Raum konnte einen neuen Anstrich gebrauchen. Die abwaschbare Ölfarbe an den Wänden war vergilbt, das Mobiliar jahrzehntealt. An der Wand neben dem Schild »Toiletten« hing ein altes Wahlplakat der Front National mit LePen in Großaufnahme. Slogan: La France aux Français . Alles in dieser Kneipe wirkte heruntergekommen. Ein typisches Café-Tabac, wie es sie dutzendfach in jedem Arrondissement gab. Schon immer hatte Jean-Marc sich gefragt, wie sich diese Lokale, in denen kaum Gäste verkehrten, überhaupt halten konnten.
    Der Wirt, ein Mann mittleren Alters mit kahlrasiertem Schädel und asiatischem Einschlag, säuberte mit einem nassen Lappen den Tresen. Jean-Marc war der einzige Gast. Er setzte sich auf einen der Barhocker. Der Wirt blickte auf, musterte ihn kühl und fragte kurz angebunden: »Wollen Sie irgendwas?«
    »Eine Cola bitte«, erwiderte Jean-Marc.
    Mit dem Wischlappen in der Hand holte der Wirt eine Flasche Cola aus dem Kühlfach, öffnete sie und knallte sie auf den Tresen. Seine Bewegungen hatten etwas Widerstrebendes, als bediente er Jean-Marc nur ungern. Aus dem Regal an der Wand nahm er ein Glas und stellte es dazu. Jean-Marc schenkte die Cola ein und trank einen Schluck.
Er bemerkte den abschätzenden Blick des Wirts, der von seinem Shirt zum Tattoo wanderte. Der Mann legte den Lappen beiseite und fing an, die Spülmaschine unter dem Tresen auszuräumen. Der Paradiesvogel begann ein Gespräch.
    »Sagen Sie, hier in der Straße ist doch dieses Waisenhaus. Maison de Dieu. «
    Der Wirt, der soeben das Besteck aus dem Spülkorb klaubte, hielt mitten in der Bewegung inne.
    »Und - was ist damit?«
    »Kennen Sie die Kinder, die dort untergebracht sind?«
    Der Mann sah ihn misstrauisch an. Seine ohnehin schmalen Augen wurden zu Schlitzen.
    »Wieso interessiert Sie das?« Er legte das gespülte Besteck auf die Ablage neben dem Zapfhahn für Bier.
    »Nur so.«
    »Nur so?« Der Wirt beugte sich über den Tresen. Sein Gesicht kam Jean-Marc ganz nah. Mit einem drohenden Unterton in der Stimme fuhr er fort. »Willst du mich verarschen? Jemand, der so aussieht wie du, interessiert sich doch nur aus einem ganz bestimmten Grund für kleine Jungs, oder?« Ungeniert duzte

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