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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Bürohengste im Innenministerium sind sowieso nicht berühmt für ihre Einsatzfreudigkeit.«
    »Irgendwas rausgefunden über diesen Kaplan Coulon?«, fragte LaBréa den Paradiesvogel.
    »Noch nicht, Chef. Ich hab mich erst mal mit Johan Schlick zusammengesetzt.«
    LaBréa nickte.
    »Das hat ja auch Vorrang. Aber vergessen Sie es nicht!«
    »Auf keinen Fall, Chef. Der Nachmittag ist ja noch lang.«
    »Und verdammt heiß«, fügte Franck hinzu und gähnte verhalten. »Keine Ahnung, warum ich bei diesem Wetter ständig müde bin.«
    »Schon was Neues wegen der Fahndung nach dem Clochard?«

    Franck grinste etwas gequält.
    »Schön wär’s. Der Typ hat sich komplett in Luft aufgelöst.«
    »Dranbleiben, Franck!«
    »Klar, Chef! Was denn sonst?«
    Die Talkrunde war beendet. LaBréa wählte Direktor Thibons Nummer, doch der Schöngeist war gleich nach der Pressekonferenz verschwunden, von der LaBréa nicht wusste, wie sie verlaufen war.
    Er verließ sein Büro und ging hinüber in den Justizpalast, wo sich das Büro von Ermittlungsrichter Couperin befand.
     
    In Joseph Couperins Büro stand ein großer Ventilator auf dem Schreibtisch. Sein träges Surren wirkte einschläfernd.
    LaBréa saß dem Ermittlungsrichter gegenüber. Dessen mit Pinguinen bedruckte Krawatte war korrekt gebunden. Der Kragen des weißen, langärmeligen Oberhemdes steif und wie aus einer anderen Zeit. Als Zugeständnis an die mörderische Hitze hing das beigefarbene Sommerjackett ordentlich auf dem Kleiderbügel an einem Haken an der Wand. Ermittlungsrichter Couperin war mit Sicherheit der Einzige im Justizpalast und im Polizeipräsidium, der in diesen Hundstagen mit Anzug und Krawatte zum Dienst erschien. Nicht einmal der Schöngeist, als Liebhaber teurer, maßgeschneiderter Anzüge, war in den letzten Tagen seinen Gewohnheiten treu geblieben. Er hatte auf leichte Polohemden und Chinos umgeschaltet und seine Jacketts im Schrank gelassen.

    Couperins Haare lagen eng und sorgfältig gescheitelt am Kopf. Auf seiner Stirn sah LaBréa nicht die geringsten Anzeichen von Schweiß. Während er selbst sich den Nacken mit einem Papiertaschentusch abtupfte und den lauwarmen Luftzug des Ventilators als bescheidene, doch willkommene Erfrischung begrüßte, schien Couperin immun gegen die Hitze.
    Die beiden waren mitten im Gespräch. Skeptisch wiegte Couperin den Kopf hin und her.
    »Einen Durchsuchungsbeschluss, Commissaire? Aufgrund welcher Verdachtsmomente?«
    LaBréa knüllte das Papiertaschentuch zusammen und steckte es in die Tasche seiner Leinenhose.
    »Monsieur Kahn kannte das Opfer seit langem. Er hat am gestrigen Tag mehrfach mit Ribanville telefoniert. Vor Jahren hat er ihm in einer Vermisstensache ein Alibi gegeben. Und ihm vermutlich zu einer neuen Identität verholfen.«
    »Können Sie Letzteres beweisen?« Couperins Stimme klang ungewohnt scharf.
    »Meine Leute recherchieren das gerade.«
    »Dann warten wir ab, was dabei herauskommt. Der Mann ist ein ehemaliger Ministerialbeamter und späterer Staatssekretär. Der kennt sich im Gesetz bestens aus. Einen Durchsuchungsbeschluss auf der Grundlage von Vermutungen kann ich Ihnen nicht geben, LaBréa. Das wissen Sie doch. Versuchen Sie, mit ihm zu reden. Und wenn sich daraus etwas ergeben sollte, das wirklich Ihre Aufmerksamkeit erregt, kommen Sie wieder.«
    »Jean-François Kahn ist telefonisch nicht zu erreichen. Claudine Millot hat es versucht. Sein Handy ist abgestellt,
und auf dem Festnetzanschluss läuft der Anrufbeantworter.«
    »Vielleicht ist er bei seinem Nachbarn. Wie heißt der doch gleich? Sie haben ihn doch vorhin erwähnt.«
    »Louis Bouvier. Auch da meldet sich niemand.«
    »Dann haben Sie eben Pech! Mein Gott, LaBréa, es ist Hochsommer. Wenn ich pensioniert wäre und an der Küste wohnen würde, wäre ich bei so einem Wetter am Meer.« Er schniefte leicht und warf einen verstohlenen Blick auf seine Uhr. »Bringen Sie mir den Beweis, dass Monsieur Kahn zur Tatzeit in Paris war, dann bekommen Sie von mir, was Sie wollen.« Er beugte sich nach vorn. Die Spitze seiner Krawatte berührte den Schreibtisch.
    »Seien Sie doch ehrlich, LaBréa. Sie tappen im Dunkeln. Es gibt keine heiße Spur, keinen Verdächtigen im Mordfall Ribanville. Dann wollen wir auch nicht künstlich jemanden als solchen aufbauen.« Er lehnte sich wieder zurück und verschränkte die Hände über der Brust. »Im Fall des toten Jungen sind Sie ja auch noch nicht weiter. Mein Gespräch mit dem Ezbischof war sehr

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