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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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vollständigen Vakuums und die ungewöhnlich niedrigen Temperaturen selbst während der lunaren Mittagszeit, wofür der Abschirmungseffekt der ihn umgebenden Felswände verantwortlich war. Diese Bedingungen hatten selbst die inneren Organe vor einer bak-teriellen Zersetzung bewahrt. Im Raumanzug war kein Riß gefunden worden. Allgemein neigte man hinsichtlich der Todesursache der Theorie eines Defekts im Lebenserhaltungssystem zu, der mit einem plötzlichen Temperatursturz einhergegangen war. Innerhalb kürzester Zeit war der Körper tiefgefroren worden, was zu einem abrupten Stillstand der Stoffwechselfunktionen geführt hatte. Die Körpersäfte hatten sich kristallisiert und ausgedehnt und die Zellmem-branen zerrissen. Im Laufe der Zeit hatten sich die meisten Substanzen mit geringem spezifischen Gewicht verflüch-tigt, vor allem aus der Haut. Übriggeblieben war eine schwarz gewordene, eingeschrumpelte, natürliche Mumie.
    Die Augen waren am meisten in Mitleidenschaft gezogen worden, da sie zum weitaus größten Teil aus Flüssigkeit bestanden hatten. Nur einige blättrige Reste waren in den Höhlen zurückgeblieben.
    Ein großes Problem bestand in der extremen Zerbrech-lichkeit des Körpers, was jeden Versuch einer gründlicheren Untersuchung fast unmöglich machte. Infolge des Transports zur Erde und der Ablösung des Raumanzugs war es bereits zu einigen irreparablen Beschädigungen gekommen; nur die feste Tiefkühlkonsistenz des Körpers hatte Schlimmeres verhindert. Dann hatte sich jemand an Felix Borlan von der IDCC und an ein in England entwickeltes Gerät erinnert, mit dem man Aufnahmen vom Innern eines festen Körpers machen konnte. Daraufhin war Caldwell nach Portland gekommen.
    Im Innern des Laboratoriums brannte kein Licht.
    Wissenschaftler saßen an binokularen Mikroskopen und betrachteten Aufnahmen, die auf verschiedenen Glasträ-gern angebracht waren und von unten beleuchtet wurden.
    Danchekker entnahm einem Stapel einige Bilder, deutete seinen Begleitern an, ihm zu folgen und schritt dann zur gegenüberliegenden Wand. Dort legte er die ersten drei Bilder auf einen in Augenhöhe angebrachten Schirm, schaltete das Gerät ein und reihte sich dann in den erwar-tungsvollen Halbkreis hinter ihm ein. Die Dias waren Röntgenaufnahmen und zeigten die Front- und Seitenansichten eines Schädels. Fünf Gesichter, die einen scharfen Kontrast zur Dunkelheit des Raumes hinter ihnen darstellten, sahen mit andächtigem Schweigen auf den Bildschirm. Schließlich trat Danchekker einen Schritt vor und wandte sich im Gehen den anderen zu.
    »Ich glaube, ich brauche Ihnen nicht zu sagen, was das ist.« Danchekkers Tonfall klang seltsam steif und förmlich.
    »In allen Einzelheiten ein menschlicher Schädel – soweit man das mit Röntgenaufnahmen feststellen kann.« Er nahm ein Lineal vom Tisch und fuhr damit auf dem Schirm am Kiefer entlang. »Betrachten Sie die Gebißanordnung – auf jeder Seite sehen wir zwei Schneide-, einen Eck-, zwei Backen- und drei Mahlzähne. Auf diese Anordnung stoßen wir bereits recht früh in jenem Evolutionszweig, der zu unseren heutigen Anthropoiden und natürlich auch dem Menschen geführt hat. Dieses Merkmal trennt unseren Evolutionszweig von anderen Nebenlinien wie den Platyr-rhina und Ceboidea oder Neuweltaffen, die eine Anord-

    nung von 2/1/3/3 haben.«
    »Das brauchen Sie uns nicht extra zu sagen«, bemerkte Hunt. »An diesem Anblick findet sich nichts Affenartiges.«
    »Genau, Dr. Hunt«, gab Danchekker mit einem Nicken zurück. »Die reduzierte Anzahl der Eckzähne, die zudem mit denen des oberen Satzes nicht ineinandergreifen, und eigentümlich geformte Kronen – das sind entschieden menschliche Charakteristika. Betrachten Sie auch das flache, ebenmäßige Gesicht, das Fehlen von ausgeprägten Augenbrauenwülsten... die hohe Stirn und die spitzwinklig zulaufenden Kiefer, die abgerundete Hirnschale. Das alles sind Kennzeichen des heutigen Menschen. Kennzeichen, die er direkt von seinen Vorfahren übernommen hat. In diesem Fall liegt die Bedeutung dieser Details in dem eindeutigen Beweis, daß wir es mit einem wirklichen Menschen zu tun haben und nicht mit einem nur oberflächlich ähnlichem Wesen.«
    Der Professor nahm die Aufnahmen von der Schirmfläche, und für einen Augenblick strahlte grelles Licht durch den Raum. Einer der Wissenschaftler an den Tischen knurrte einen Fluch, und eilig schaltete Danchekker das Licht wieder aus. Er nahm drei weitere Bilder, legte sie auf den

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