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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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überlassen, als sich ihre Bemühungen als vergeb-lich herausstellten, und das Sonnensystem auf der Suche nach einem neuen Zuhause verlassen. Hunt hoffte das. Aus irgendeinem seltsamen Grund hatte er eine unerklärliche Zuneigung für diese geheimnisvolle Rasse entwickelt. In einem der lunarischen Texte war er auf einen Vers gestoßen, der mit den Worten begann: »Weit entfernt, jenseits der Sterne, wo die Riesen von einst heute leben...« Hunt hoffte, dies sei wahr.
    Und so war ganz plötzlich zumindest ein Kapitel der Frühgeschichte Minervas geklärt worden. Nun deutete alles darauf hin, daß sich die Lunarier und ihre Zivilisation auf Minerva entwickelt hatten, nicht auf der Erde. Es war klargeworden, warum Schorns früherer Versuch, die Länge des Tages von Hunts Kalender durch die Berechnung von Charlies natürlichen Schlaf- und Wachperioden zu ermit-

    teln, fehlgeschlagen war. Die von der Erde stammenden Urahnen der Lunarier hatten einen tief in ihnen verwurzelten metabolischen Rhythmus besessen, der sich auf einen Vierundzwanzig-Stunden-Tag bezog. Während der folgenden fünfundzwanzig Millionen Jahre paßten sich die biologischen Prozesse einiger ihrer mehr flexibleren Nach-fahren erfolgreich dem Fünfunddreißig-Stunden-Tag Minervas an, während andere sich nur teilweise veränderten.
    Zur Zeit Charlies gingen die physiologischen Uhren der Lunarier hoffnungslos falsch. Kein Wunder, daß Schorns Ergebnisse keinen Sinn ergaben.
    Aber die verwirrenden Zahlenangaben in Charlies Notizbuch warteten immer noch auf eine Erklärung.
    In Houston nahm Caldwell Hunts und Danchekkers gemeinsamen Bericht mit tiefer Zufriedenheit zur Kenntnis.
    Er wußte seit langem, daß, um Resultate zu erzielen, die Fähigkeiten zweier Wissenschaftler miteinander kombiniert und auf ein bestimmtes Problem fokussiert werden mußten. Sie durften nicht fruchtlos in den Spannungen persönlicher Unverträglichkeit verschwendet werden. Wie konnte er eine Situation schaffen, in der die Gemeinsam-keit ihre Differenzen überwogen? Nun, was hatten sie gemeinsam? Um mit dem Einfachsten und Offensichtlichsten zu beginnen – sie waren beide menschliche Wesen vom Planeten Erde. Wo also würde diese elementare Tatsache alles andere in den Schatten stellen? Wo sonst als in den öden Wüsten des Mondes? Oder Hunderte von Millionen Kilometer entfernt in der Leere des Alls? Und jetzt schien alles besser geklappt zu haben, als er zu hoffen gewagt hatte.

    »Ich habe es ja immer gesagt«, stellte Lyn Garland fest, als Hunts Assistent ihr eine Kopie des Berichts zeigte,
    »wenn es darum geht, mit Menschen umzugehen, ist Gregg ein Genie.«
    Es war ein großer Augenblick für die Veteranen des Jupiter-Vier -Unternehmens, als die sieben Raumschiffe von der Erde in den ganymedischen Orbit einschwenkten.
    Besonders für jene, deren Dienstzeit sich dem Ende näherte und die sich nun darauf freuen konnten, bald nach Hause zurückzukehren. In den folgenden Wochen mußte ein umfangreiches Arbeitsprogramm abgewickelt werden. Die Versorgungs- und Ausrüstungsgüter würden von den Schiffen zu den Oberflächenanlagen transportiert werden, und über Ganymed würde das gleiche Chaos herrschen wie über dem Mond während der Startvorbereitungen. Während der nächsten zwei Monate verblieben die beiden Leitschiffe im Orbit, etwa zwanzig Kilometer voneinander entfernt. Dann würde Jupiter-Vier in Begleitung von zwei der gerade angekommenen Frachter aufsteigen, in einen Orbit um Kallisto schwenken und den ersten auf der Oberfläche bereits errichteten Stützpunkt ausbauen. Jupiter-Fünf würde so lange über Ganymed bleiben, bis die Saturn Zwei angekommen war, für deren Start von Luna derzeit die letzten Vorbereitungen getroffen wurden und die in fünf Monaten eintreffen sollte. Nach dem Rendezvous über Ganymed würde eines der beiden Schiffe (welches, mußte noch entschieden werden) Kurs auf den Ringplaneten nehmen und den längsten bemannten Raumflug beginnen, der bis jetzt versucht worden war.
    Die stolzen Tage der Jupiter-Vier waren vorüber. Gemessen am Standard der jüngsten Neuentwicklungen war sie zu langsam. Wahrscheinlich sah ihr weiteres Schicksal vor, sich zu einer permanenten Orbitalbasis über Kallisto zu entwickeln. Nach ein paar Jahren würde sie das uneh-renhafte Schicksal erleiden, für den Bau von Oberflächenanlagen zerlegt und demontiert zu werden.
    Angesichts der Betriebsamkeit und des Verkehrsgetüm-mels am Himmel Ganymeds dauerte es drei Tage,

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