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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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ein fünffach unterteiltes Hirn verwandelt, das im Kopf untergebracht ist. Es weist auch eine Bauchhöhle auf, die den größten Teil der lebenswichtigen Organe sowie den Verdauungstrakt enthält. Bei allen Wirbeltieren sind diese Merkmale anzutreffen, und deshalb sind sie miteinander verwandt.«
    Der Professor hielt inne und sah sich um, als mache diese Feststellung weitere Ausführungen unnötig. »Mit anderen Worten: Charlies ganze Körperstruktur beweist, daß er mit den unzähligen unterschiedlichen Tierarten, die ausgestorben sind, heute existieren und morgen noch entstehen werden, direkt verwandt ist. Überdies kann die Erbfolge aller irdischen Wirbeltiere, uns und Charlie eingeschlossen, auf eine ununterbrochene Aufeinanderfolge von Fossilien zurückgeführt werden, die ihren gleichen Aufbau alle von einem gemeinsamen frühen Vorfahren übernommen haben«, Danchekkers Stimme schwoll zu einem Crescendo an, »nämlich dem ersten mit Gräten ausgestatteten Fisch, der in den Ozeanen des Devons im Pleistozän vor über vierhundert Millionen Jahren auftauchte!« Er hielt inne, um Atem zu holen, und fuhr dann fort: »Charlie ist genauso menschlich wie Sie und ich, in jeder Hinsicht. Kann es auch nur den geringsten Zweifel geben, daß er nicht nur die Merkmale der Wirbeltiere, sondern auch die Vorfahren mit uns gemeinsam hat? Und wenn er die gleichen Vorfahren wie wir hat, dann ist auch sicher, daß seine Art am gleichen Ort entstanden ist. Charlie stammt vom Planeten Erde.«
    Danchekker setzte sich und schenkte sich ein Glas Wasser ein.
    Ein Durcheinander aus murmelnden und brummenden Stimmen setzte an, aus dem sich das Papierrascheln und Gläserklirren heraushob. Hier und dort knarrten Stühle, als verkrampfte Glieder gereckt wurden. Eine Metallurgin am Ende des Tisches redete lebhaft auf ihren Nachbarn ein. Der Mann zuckte mit den Achseln, hob seine leeren Hände und nickte in Richtung Professor Danchekkers. Sie wandte sich um und rief den Professor an.
    »Professor Danchekker ... Professor ...!« Sie verschaffte sich lautstark Gehör. Das Murmeln erstarb, Danchekker sah auf. »Wir werden uns über ein Problem nicht einig ... vielleicht fällt Ihnen dazu etwas ein. Warum könnte Charlie keiner parallelen evolutionären Linie entstammen, die sich woanders entwickelt hat?«
    »Das frage ich mich auch«, bestätigte eine andere Stimme.
    Danchekker runzelte für einen Augenblick die Stirn, bevor er zur Antwort ansetzte.
    »Nein. Sie übersehen die Tatsache, daß der evolutionäre Prozeß vollständig auf Zufällen beruht. Jeder lebende Organismus, der heute existiert, ist das Produkt einer sich über Jahrmillionen erstreckenden Kette aus aufeinanderfolgenden Mutationen. Als bedeutendster Faktor muß man sich dabei vor Augen halten, daß jede einzelne Mutation allein sich schon rein zufällig ereignet hat: ausgelöst durch Aberrationen im genetischen Code und durch Mischung zweier verschiedener Erbmassen infolge der Zeugung. Die Umwelt, in die der Mutant hineingeboren wird, diktiert, ob er überlebt und sich reproduzieren kann oder aber stirbt. Auf diese Weise setzen sich manche genetischen Neuerungen durch, andere hingegen werden sofort ausgetilgt oder aber durch wiederholte Kreuzungen verwässert.
    Es mag einige Leute geben, für die es schwierig ist, dieses Prinzip zu begreifen – hauptsächlich, vermute ich, weil sie nicht in der Lage sind, sich das Ausmaß der Kombinationsmöglichkeiten und die langen Zeiträume, die der Evolution zur Verfügung stehen, plastisch vor Augen zu führen. Ich möchte noch einmal betonen, daß wir hier über Milliarden und aber Milliarden unterschiedlicher Kombinationen sprechen, die im Laufe der Jahrmillionen entstehen.
    Bei einem Schachspiel kann man zu Beginn zwischen zwanzig möglichen Spielzügen entscheiden. Bei jedem Zug ist die Entscheidungsfreiheit des Spielers eingeschränkt, und trotzdem ist die Anzahl der möglichen Konstellationen nach nur zehn Zügen astronomisch hoch. Stellen Sie sich einmal die Permutationen vor, die nach einer Milliarde Züge entstehen, wenn dem Spieler bei jedem Zug auch noch eine Milliarde Möglichkeiten offenstehen. Dann wissen Sie, wie die Evolution abläuft. Zu glauben, daß zwei verschiedene Schachbretter nach einem Spiel unter solchen Bedingungen zum Schluß genau die gleiche Figuren-Konstellation aufweisen, erfordert ein bißchen zuviel Leichtgläubigkeit. Die Gesetze der statistischen Wahrscheinlichkeit sind unnachgiebig, wenn eine

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