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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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er immer unruhiger und machte Anstalten, sich von seinem Stuhl zu erheben und das Wort an die Versammlung zu richten. Er stand auf, knöpfte seine Jacke zu und räusperte sich. »Wir haben jetzt wirklich genug Zeit damit zugebracht, unwahrscheinliche und phantastische Vermutungen zu untersuchen, die sich, wie sich herausgestellt hat, als irreführend erwiesen haben.« Er sprach ohne falsche Scheu und unterstrich seine Ausführungen mit Gesten, die alle am Tisch Sitzenden mit einschlossen. »Es wird höchste Zeit, meine Herren, uns von diesem Unsinn zu lösen und unsere Aufmerksamkeit auf das zu konzentrieren, was die einzig richtige Schlußfolgerung sein kann. Ich stelle kategorisch fest, daß die Spezies, die wir inzwischen alle Lunarier zu nennen belieben, hier entstanden ist, auf der Erde, so wie wir. Vergessen Sie all die Hirngespinste über Besucher von anderen Welten, interstellare Reisende und was der Dinge mehr sind. Die Lunarier gehörten einer Zivilisation an, die hier auf unserem eigenen Planeten entstanden und aus Gründen, die wir noch herausfinden müssen, untergegangen ist. Was ist daran so ungewöhnlich? In der Zeitspanne, die unsere eigene Geschichte umfaßt, sind etliche Zivilisationen aufgestiegen und wieder untergegangen, und es gibt keinen Zweifel daran, daß dies auch in der Zukunft so sein wird. Diese Schlußfolgerung basiert auf umfassendem, folgerichtig aufgebautem Beweismaterial und berücksichtigt die außer jedem Zweifel stehenden Prinzipien und Gesetze der verschiedenen Naturwissenschaften. Sie erfordert keine weiteren ungesicherten Annahmen, Vermutungen oder Hypothesen, sondern leitet sich direkt aus unumstrittenen Tatsachen und der einfachen Verwendung allgemein anerkannter Logik ab.« Er legte eine kurze Pause ein und ließ seinen Blick über die Zuhörer gleiten, um Kommentare herauszufordern.
    Niemand sagte ein Wort. Alle kannten bereits seine Argumente. Danchekker jedoch schien die Absicht zu hegen, alles noch einmal durchzukauen.
    Offensichtlich war er zu dem Schluß gekommen, daß die Versuche, sie mittels eines Appells an die Vernunft das auf der Hand Liegende erkennen zu lassen, allein nicht ausreichten. Also blieb ihm nur die ständige, beharrliche Wiederholung, bis sie entweder begriffen oder durchdrehten.
    Hunt lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, entnahm der vor ihm auf dem Tisch liegenden Schachtel eine Zigarette und legte seinen Kugelschreiber auf den Block. Er hatte immer noch Vorbehalte gegen die dogmatische Einstellung des Professors, aber er war sich auch darüber im klaren, daß nur sehr wenige lebende Personen es mit der Breite von Danchekkers wissenschaftlicher Qualifikation aufnehmen konnten. Außerdem war dies nicht Hunts Gebiet. Sein Haupteinwand ging in eine andere Richtung. Er akzeptierte die darin enthaltene Wahrheit aus sich selbst heraus und war nicht so dumm, sie verstandesmäßig erklären zu wollen. Alles an Danchekker irritierte ihn. Danchekker war zu hager; seine Kleidung war zu altmodisch – sie sah an ihm aus, als hätte er sie gerade zum Trocknen aufgehängt. Seine anachronistische, goldgeränderte Brille wirkte einfach lächerlich. Seine Ausdrucksweise war zu steif. Wahrscheinlich hatte er in seinem ganzen Leben noch nie gelacht. Ein in Haut vakuumverpackter Schädel, sagte sich Hunt.
    »Ich darf noch einmal kurz wiederholen«, fuhr Danchekker fort. » Homo sapiens – der moderne Mensch – gehört zur Gruppe der Wirbeltiere. Wie auch alle Säugetiere, Fische, Vögel, Amphibien und Reptilien, die jemals in irgendeinem Winkel der Erde umherspazierten, krochen, flogen, glitten oder schwammen. Alle Wirbeltiere haben ein bestimmtes architektonisches Grundmuster gemeinsam, das sich trotz der äußerlichen, spezialisierten Anpassung, die auf den ersten Blick auf eine Gliederung in unzählige unterschiedliche Arten hindeutet, über Jahrmillionen unverändert erhalten hat.
    Diese Grundmerkmale, die alle Wirbeltiere gemeinsam haben, sind folgende: ein inneres Skelett aus Knochen und/oder Knorpeln und ein Rückgrat. Das Rückgrat weist zwei Paare von Anhängseln auf, die entweder hoch entwickelt oder degeneriert sind und als Schwanz bezeichnet werden. Ein Wirbeltier besitzt ein abdominal gelegenes Herz, das in zwei oder mehr Kammern aufgeteilt ist, und einen geschlossenen Kreislauf, in dem Blut zirkuliert. Das wiederum besteht aus roten Zellen, in denen Hämoglobin enthalten ist. Es verfügt über einen dorsalen Nervenstrang, der sich an dem einen Ende in

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