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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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hoch oben in der Aussichtskuppel, die über die Anlagen der Ptolemäus-Hauptbasis hinausragte, aus dem Lift. Lange Zeit starrte er ruhig auf die öde Trostlosigkeit, in die der Mensch diese Lebensoase gegraben hatte. Die blauweiß gestreifte Scheibe der Erde hing bewegungslos über dem Horizont. Sie brachte ihm plötzlich die Ferne solcher Orte wie Houston, Reading und Cambridge zu Bewußtsein und ließ ihn erkennen, was ihm all das Vertraute bedeutete, das er bis vor kurzem als selbstverständlich erachtet hatte. Durch sein Wanderleben war er nie dazu gekommen, einen bestimmten Ort als sein Zuhause zu betrachten. Unbewußt war er immer der Meinung gewesen, daß jeder Teil der Welt genauso sein Zuhause war wie jeder andere. Nun begriff er, daß er zum erstenmal in seinem Leben von zu Hause fort war.
    Als Hunt sich umwandte, um die unter ihm liegende Szene genauer in Augenschein zu nehmen, bemerkte er, daß er nicht allein war. Auf der gegenüberliegenden Seite der Kuppel stand eine hagere, kahlköpfige Gestalt, die schweigend und ebenfalls in Gedanken versunken ins Ödland hinausstarrte. Hunt zögerte lange Zeit. Schließlich schritt er hinüber und trat neben die Gestalt. Um sie herum erstreckte sich der Wirrwarr einer silbergrauen Metallgeometrie inmitten eines Durcheinanders aus Röhren, Trägern, Masten und Antennen. Auf hohen Türmen befindliche Radaranlagen suchten in endlosen Kreisen den Horizont ab. Schlanke, wie Gottesanbeterinnen wirkende Lasersender und -empfänger starrten unerschütterlich zum Firmament hinauf und wickelten den pausenlosen Dialog zwischen den Basiscomputern und den in achtzig Kilometer Höhe schwebenden, unsichtbaren Kommunikationssatelliten ab. In der Ferne jenseits des Stützpunkts thronten die zerklüfteten Bastionen der Ptolemäusberge über der Ebene. Aus der Schwärze über ihnen glitt ein Oberflächentransporter in seinem Anflugskorridor auf die Basis zu.
    Schließlich sagte Hunt: »Wenn man bedenkt ... vor einer Generation war dies alles nur Wüste.«
    Danchekker schwieg lange Zeit. Als er antwortete, blickte er weiterhin nach draußen.
    »Aber der Mensch wagte zu träumen ...« murmelte er langsam. Nach einer Pause fügte er hinzu: »Und was der Mensch heute zu träumen wagt, setzt er morgen in die Tat um.«
    Erneut folgte langes Schweigen. Hunt nahm eine Zigarette aus seinem Etui und zündete sie an. »Wissen Sie«, sagte er schließlich und blies eine Rauchwolke gegen die Glaswand der Kuppel. »Es ist eine lange Reise bis zum Jupiter. Wir könnten uns unten einen Drink genehmigen – als Marschverpflegung sozusagen.«
    Eine Zeitlang schien Danchekker diesen Vorschlag in Gedanken von allen Seiten abzuwägen. Schließlich wandte er sich, soweit das innerhalb der Kuppel möglich war, von der Aussicht ab und drehte sich um, um Hunt direkt anzublicken.
    »Lieber nicht, Dr. Hunt«, sagte er ruhig.
    Hunt seufzte und erweckte den Anschein, als wolle er sich abwenden.
    »Jedoch ...« Der Tonfall von Danchekkers Stimme hielt ihn zurück, bevor er sich bewegen konnte. Er sah auf. »Wenn Ihr Metabolismus in der Lage ist, den ungewohnten Schock nichtalkoholischer Getränke auszuhalten, dann wäre ein ordentlicher Kaffee ... äh ... vielleicht ausgesprochen willkommen.«
    Es war ein Witz. Danchekker hatte tatsächlich einen Witz gerissen.
    »Ich werde es schon irgendwie überleben«, gab Hunt zurück, als sie auf die Lifttür zuschritten.

19
     
     
    Die Einschiffung in das in der Umlaufbahn befindliche Jupiter-Fünf -Leitschiff war erst ein paar Tage später vorgesehen. Danchekker würde reichlich damit zu tun haben, letzte Vorbereitungen für den Transport seines Teams und der Geräteausstattung von der Mondoberfläche hinauf in den Orbit zu treffen. Hunt, der mit diesen Aktivitäten nichts zu tun hatte, arbeitete eine Reiseroute für die Örtlichkeiten aus, die er während der freien, ihm zur Verfügung stehenden Zeit besuchen wollte.
    Zuerst einmal flog er mit einem Oberflächentransporter nach Tycho, wo er sich ein Bild von den Ausgrabungsarbeiten verschaffte, die in den Gebieten, in denen man auf Spuren der Lunarier gestoßen war, immer noch durchgeführt wurden. Hier lernte er schließlich viele der Leute kennen, die bisher für ihn nur als Gesichter auf Bildschirmen existiert hatten. Er besuchte auch die nicht weit von Tycho stattfindenden Tiefengrabungen und -bohrungen, mit denen Ingenieure versuchten, bis zu den Kernregionen des Mondes vorzustoßen. Sie glaubten, daß dort unten

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