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Der Tote trägt Hut

Der Tote trägt Hut

Titel: Der Tote trägt Hut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Stimme. Es beschämte mich, wie schnell die Täuschung aus meinem Mund gekommen war. Im Hintergrund sah ich, wie Arny die Augen verdrehte.
    »Zugegeben, als ich die Kamera fand, habe ich versucht, sie anzustellen«, sagte ich. »Ich meine, sie hätte ja auch jemandem vom Tempel gehören können. Aber der Hund hatte sie ziemlich zugerichtet, und das Display funktionierte nicht.«
    »Sie haben nicht daran gedacht, die Speicherkarte rauszunehmen?«, fragte der Wanst.
    »Kameras haben Speicherkarten?«, fragte ich gespielt unwissend und seufzte. »Ich dachte, das gilt nur für Computer. Was denen wohl als Nächstes einfällt? Warum fragen Sie? Konnten Sie die Bilder noch nicht öffnen?«
    Ich hatte nicht mehr so viele betretene Blicke gesehen, seit uns der Chemielehrer in der Schule mit der Frage kam, wer die Stinkbombe ins Lehrerzimmer geworfen hatte. Ich war in einem geometrischen Netz aus Blickkontakten gefangen. Schließlich nickte der große Detective Mana zu.
    »Erstens«, sagte der Major. »Weder das, was Sie in der letzten Woche gehört haben, noch das, was Sie heute Abend hören werden, ist für eine Veröffentlichung geeignet. Wenn Sie irgendetwas drucken, bevor wir dafür bereit sind, lasse ich Sie verhaften.« Er machte eine Pause, aber ich reagierte nicht. »Wir haben Sie herbestellt, weil … die Kamera weg ist.«
    »Weg?«
    »Gestohlen.«
    Die Polizei war immer für einen kleinen Scherz gut.
    »Aus dem Polizeirevier?«
    »Nein«, sagte er grimmig. »Heute Nachmittag habe ich sie von Sergeant Phoom mit dem Motorrad zum Revier nach Lang Suan bringen lassen. Er hatte einen Unfall.«
    »Das war kein Unfall«, sagte Chompu.
    »Lieutenant! Still! Wir wissen es nicht sicher. Es könnte ein Unfall gewesen sein.«
    »Geht es dem Sergeant gut?«, fragte ich.
    »Er liegt im Krankenhaus von Pak Nam«, sagte Chompu. »Ein Auto hat ihn von der Straße gedrängt. Er ist mit schweren Schürfungen davongekommen und war besinnungslos. Ein Passant hat den Notarzt gerufen, und das Krankenhaus hat sich dann bei uns gemeldet. Als wir dort ankamen, war der Passant weg und die Kamera auch.«
    »Technisch gesehen, könnte es Straßenraub gewesen sein«, sagte Longanhaut. »Aber das ist unwahrscheinlich. Es gibt leichtere Opfer als einen Polizeibeamten in Uniform. Deshalb müssen wir wissen, wem Sie von der Kamera erzählt haben.«
    »Wem ich …?«
    Darüber musste ich nachdenken. Wenn sie Arny fragten, würde er es ihnen auch ohne jede Androhung von Daumenschrauben sagen.
    »Nur ich und mein Bruder wussten davon«, erklärte ich.
    »Sie haben niemandem im Tempel davon erzählt?«
    »Ich habe niemanden getroffen, abgesehen von Abt Kem.«
    »Haben Sie es ihm erzählt?«
    »Äh, nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, ich bin mir sicher. Ich habe mich von ihm verabschiedet, habe meine Schuhe gesucht und bin den Hunden hinter die Hütte gefolgt.«
    »Was ist mit der Nonne?«
    »Die war nicht da.«
    »Aber sie könnte Sie gesehen haben. Sie könnte woanders gewesen sein.«
    Ich sah mich im Zimmer um. Einige der Männer wendeten sich verlegen ab.
    »Ist die Nonne …?«, begann ich.
    »Darum müssen Sie sich keine Sorgen machen«, sagte Mana. Ich merkte, dass es ihn beunruhigte, in seinem eigenen Revier derart unterlegen zu sein. Er war zum Ordnungsdienst degradiert. Ich wollte mir die Nonne nicht als Tatverdächtige vorstellen, also lenkte ich das Thema wieder auf den Unfall.
    »Ist jemand bei Sergeant Phoom?«, fragte ich.
    »Wir haben einen Mann abgestellt«, sagte Chompu.
    »Gab es da noch andere Zeugen, abgesehen von der Person, die angerufen hat?«, fragte ich.
    »Es ist an einer Stelle auf dem Weg nach Lang Suan passiert, wo die Straße einen Bogen um den Fluss macht«, erklärte mir Chompu. »Da gibt es keine Häuser, und die Straße ist am frühen Nachmittag kaum befahren.«
    Der perfekte Ort zur perfekten Zeit.
    »Okay, angenommen, ich lüge nicht – und ich habe es wirklich niemandem erzählt«, sagte ich, »woher wusste der Täter dann, dass Phoom mit der Kamera unterwegs war? Hatte der Sergeant einen Verdacht?«
    »Er ist noch nicht wieder bei Bewusstsein«, sagte Mana. »Aber wir haben Sie eigentlich nicht zu einem Interview eingeladen. Wir möchten nur, dass Sie unsere Fragen beantworten und die Ermittlungen uns überlassen.«
    »Und dabei dachte ich, ich hätte Ihnen geholfen«, sagte ich.
    »Haben Sie auch«, sagte der Wanst. »Haben Sie sich zufällig die Marke der Kamera gemerkt?«
    »Ja.«
    Er nahm einen Zettel aus

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