Der Tote trägt Hut
dem Einsatzraum gelaufen kam. Ich rief ihn.
»Da drinnen«, sagte er und sah sich meinen Bodyguard gleich zweimal an.
Wir betraten einen vollen Raum, in dem nichts passierte. Es war wie nach der ersten Hälfte eines Spiels, das die Mannschaft bisher nur mit Hängen und Würgen überlebt hatte. Einige leise Gespräche endeten, und alle Blicke wendeten sich in unsere Richtung. Ich erkannte die beiden Detectives, die wir im wat Feuang Fa gesehen hatten. Major Mana war da und Chompu und ein Dutzend Uniformierte, von denen ich die meisten nicht kannte.
»Nun, das ist eine interessante Wendung der Ereignisse«, sagte der größere der beiden Detectives. Seine Haare waren starr und stachlig wie die Borsten einer Flaschenbürste, und sein Gesicht war welk wie die Haut einer Longanfrucht. Auch sein Partner sah schlecht aus, schien aber zu glauben, er käme mit engen Jeans und schwarzem T-Shirt davon, in die Hose gestopft. Kam er aber nicht. Beide Männer starrten Arny an, der an der Tür stehen geblieben war.
»Offenbar haben Sie es geschafft, Ihren Schmerz wegzubeten, was?«, sagte der Cop mit der Wampe.
Natürlich, sie erkannten ihn von dem Tag, als wir zum ersten Mal im Tempel gewesen waren. Mich hatten sie damals nicht gesehen.
»Was führt Sie her, großer Mann?«, fragte Longanhaut.
»Er gehört zu mir«, sagte ich, trat den beiden Detectives entgegen und entbot ihnen meinen unterwürfigsten wai . Keiner der beiden machte sich die Mühe, entsprechend zu reagieren.
»Das ist die Reporterin«, erklärte Mana ihnen. Chompu stand hinter ihm, mit starrem Blick auf meinen Bruder.
»Interessant«, sagte der Detective. »Was für ein Zufall. Der Titan hier taucht am Tag nach dem Mord im wat Feuang Fa auf, um irgendeinen imaginären Verlust zu betrauern, und seine Freundin mischt sich rein zufällig in einen Fall ein, von dem kein anderer Journalist im Land etwas weiß.«
»Nicht ganz astrein«, sagte der Wanst. »Ich würde ja gern wissen, wie Sie beide überhaupt auf den Tempel gekommen sind.«
»Na schön.« Ich nickte. »Dann machen wir es uns erst mal bequem, ja?«
Ich warf mich dem heimischen Team an die Brust. Es war einer dieser Momente, in denen es galt, ja nichts Falsches zu sagen. Ich brauchte Zeit, um mir eine Geschichte einfallen zu lassen, die das ohnehin fragile Ansehen der Polizei von Pak Nam nicht weiter schädigte, aber weder mich noch Arny verdächtig machte. Ich setzte mich auf die niedrige Fensterbank und verschränkte die Arme.
»Wir waren im Tempel von Feuang Fa«, sagte ich, »weil ich einen Anruf bekommen hatte, dass dort jemand ermordet worden war.«
»Von wem?«, fragte Longanhaut.
»Leider steht es mir nicht frei, meine Quellen zu nennen.«
»Sie wollen uns also erzählen, dass irgendjemand rein zufällig Ihre Nummer hatte, wusste, dass Sie hier in der Gegend wohnen, und Sie willkürlich ausgesucht hat, um Ihnen diese Information zukommen zu lassen?«
»Nein, das war nicht willkürlich. Ich bin vor neun Monaten hergezogen und damals von Pontius zu Pilatus gelaufen, habe meine Visitenkarten verteilt und überall erklärt, dass ich für jegliche Informationen zu Schwerverbrechen im Distrikt bezahlen würde. Es war die erste Knospe, die nach der Aussaat ihr Köpfchen aus dem Boden streckte. Was meinen … unseren Besuch im Tempel angeht, so hatte sich mein Freund, der in Wahrheit mein Bruder ist, bereit erklärt, mich dorthin zu fahren, trotz des Umstands, dass er seinen geliebten Hund – John – betrauerte, der am Morgen vergiftet worden war. Arny ist ein sensibler Mensch, und die Fahrt war schlicht zu viel für ihn. Sein Bedürfnis nach Trost war ehrlich. Ich dagegen bin heimlich ausgestiegen, um nach Zeugen zu suchen. Da der Tatort nicht abgeriegelt war, schien es mir nur rechtens.«
Ich freute mich, dass die Kosten für meinen MA-Kursus und die verlorenen Wochenenden nicht völlig vergebens gewesen waren. Zumindest hatte meine Analyse George W.’s rhetorischer Künste mich gelehrt, dass eine aufrichtige Miene und selbstsichere Haltung genügten, um sein Publikum von dem Umstand abzulenken, dass man Unsinn erzählte.
»Was mich zum Fotoapparat führt«, sagte ich. »Es mag schwer zu glauben sein, aber da war ein kleiner Hund namens Reisbällchen, der die Angewohnheit hatte …«
»Okay«, sagte Longanhaut, »wir kennen die Hundegeschichte. Wir müssen nur wissen, ob Sie die Fotos kopiert haben.«
»Wie können Sie es wagen?«, sagte ich mit überbordender Entrüstung in der
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