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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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kommt.«
    Oda schickt eine fette Rauchwolke in die warme Aprilluft und sagt:
»Du hast recht. Es wurde in letzter Zeit extrem viel über Sexualverbrechen
geredet und geschrieben.«
    Â»Genau«, sagt Jule. »Es fing an mit dem Wiederauftauchen dieser
Natascha aus Wien nach acht Jahren, dann das Mädchen Stephanie, das wochenlang
die Gefangene eines Perversen war, und der Junge aus Dresden, Mitja, der von
einem fünffach vorbestraften Pädophilen umgebracht wurde. Das alles ging
innerhalb weniger Wochen durch die Medien. Sogar mir wurde das schon langsam zu
viel. Jemand, der selbst betroffen ist, nimmt solche Dinge bestimmt noch
selektiver wahr.«
    Â»Und jedes Mal hat Offermann auf irgendeinem Kanal seinen Senf dazu
gegeben«, ergänzt Oda. »Und Frau Dilling war auch nicht nur bei Maybrit Illner , sie hat im Februar ein Interview im
Deutschlandradio gegeben, und sie war im März beim NDR im Vorabendprogramm. Ich
habe Unterlagen darüber in ihrem Schreibtisch gefunden.« Sie deutet mit ihrem
Zigarillo auf Jule und meint: »Du solltest auf jeden Fall mit Völxen darüber
reden.«
    Â»Jetzt gleich?«
    Â»Nein, morgen. Auch Völxen hat ein Privatleben. Wir müssen ohnehin
die Ergebnisse von Denninger und seinen Leuten abwarten. Ein Motiv nützt uns
wenig, wenn wir nicht wissen, wer dafür in Frage kommt. Und wie unser
geschätzter Hauptkommissar Völxen immer zu sagen pflegt: Ein Motiv ist kein
Beweis.«

Montag, 23. April
    Am Montagmorgen ist Hauptkommissar Völxen schon um halb
acht in der PD und hat sofort zwei Aufgaben für Frau Cebulla: eine
telefonische Verbindung zum Leiter der JVA Sehnde herzustellen und eine Anfrage bei
der Meldestelle zu machen, um herauszufinden, wo Dr. Liliane Fender Anfang der
Neunzigerjahre gewohnt hat.
    Eine halbe Stunde später bevölkern seine Mitarbeiter das Büro, sogar
Fernando ist pünktlich. Er hat am Samstag mit einem Kioskbesitzer gesprochen,
der Frau Dilling um 8.20 Uhr auf dem Fahrrad
vorbeifahren gesehen hatte. Eine Streife fand das Rad später in der Nähe des
Hafens an einen Baum gekettet. – »Am Hafen selbst war um die Zeit nichts los.«
    Dann kann Jule endlich ihre Theorie zum Tatmotiv vor den Kollegen
ausbreiten. Dass sie zwischenzeitlich noch zwei Mal den Barmann vom Marriott
aufgesucht hat, verschweigt sie. Es würde so aussehen, als stellte sie die
Gründlichkeit der Arbeit von Oda und Völxen in Frage.
    Völxen kommentiert ihre Ausführung mit einem knappen »interessant«.
    Frau Cebulla bringt Kaffee und reicht Völxen einen Zettel. Er liest
ihn, steckt ihn dann in die Hosentasche und sagt: »Fassen wir also zusammen:
Beide Opfer wurden mit derselben Waffe erschossen, anschließend wurde ihnen die
Zunge entfernt, was auf ein und denselben Täter schließen lässt. Spurenlage und
Zeugenaussagen deuten auf eine Frau als Täterin. So weit die Fakten.«
    Er mustert seine Kollegen. Oda strahlt Gleichmut aus, Nowotny kaut
auf seinem Bleistift, Jule sieht ihn an wie ein junger Hund, dem man ein
Kunststück beibringen will, und Fernando stiert verträumt aus dem Fenster. Sein
Veilchen ist zurückgegangen, nur ein kleiner blau-gelber Rand erinnert noch an
die Handschrift der Druski-Brüder.
    Völxen räuspert sich: »Ab jetzt bewegen wir uns auf dem Boden der
Spekulation beziehungsweise der Tiefenpsychologie, was auf dasselbe
hinausläuft. Infrage kommt – wenn man den Gedankengängen von Frau Wedekin folgt
– für beide Verbrechen eine Täterin, die in der Vergangenheit Opfer eines
Gewaltverbrechens geworden ist. Möglicherweise durch den Häftling Strauch, an
dessen Gutachten Dr. Offermann zuletzt gearbeitet und mit dem sich auch Irene
Dilling beschäftigt hat.«
    Â»Dass dieser Strauch noch weitere Taten begangen hat, ist sehr
wahrscheinlich«, meint Oda dazu. »Keiner wird von heute auf morgen ein
Sexualmörder. Einem Tötungsdelikt gehen fast immer einige Versuche voraus, die
nicht tödlich enden.«
    Â»Von einem wissen wir ja aus den Gerichtsakten«, erinnert Jule. »Das
war die Sache mit dieser Silvia Pasch im Juli 1986,
wofür er die Jugendstrafe bekommen hat. Und davor, 1984, war er schon einmal verurteilt worden,
wegen Körperverletzung und versuchter Vergewaltigung einer Mitschülerin.«
    Â»Hat man diese Frau Pasch schon überprüft?«, fragt Völxen und schaut
fragend in

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