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Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Titel: Der Tote vom Silbersee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schmid , Christine Schneider
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dicke Rüge geben. Und meine Doktorarbeit kann ich mir auch langsam an die Kniescheibe heften«, seufzte Lena.
    »Hallo, Alois«, wie komme ich nach Katzwang?«
    »Am besten mit der S-Bahn, gnädige Frau«, meinte Alois charmant. »Steigen Sie jetzt in die Straßenbahnlinie Nummer sechs Richtung Bahnhof ein. Ich habe sogar noch Streifenkarten.«
    »Danke, das ist sehr nett von Ihnen, Alois, aber ich habe mir ein Wochenticket für meinen Aufenthalt hier gekauft.«
    »Sehr gut. Am Bahnhof fragen Sie, wo die S-Bahn abfährt. Ich habe noch etwas für Sie.«
    Alois kramte unter seinem Tresen herum und zog dann freudestrahlend einen Fahrplan hervor.
    »Da steht alles drin.«
    Lena bedankte sich artig und spurtete zur Straßenbahn.
    »Es ist schon ein bisschen umständlich, wenn man auf die Öffentlichen angewiesen ist«, knurrte sie vor sich hin, »das mir als eingefleischte Autorfahrerin. So viele Leute!«
    Trixi hielt sie an der kurzen Leine, da ein Strom von Fahrgästen in die Mittelhalle strömte. Sie wollte Trixi gerade hochheben. Die vielen Füße waren ihrem Vierbeiner sicher suspekt. Lena machte dabei einen Schritt vorwärts und stieß heftig mit der Schulter an einen Mann. Der Herr schien in Gedanken gewesen zu sein. Er fiel auf den Po, Lena stolperte über ihn und setzte sich ebenfalls auf ihren Allerwertesten.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte der Mann. Lenas Handtasche mit dem auffälligen Schweizer Kreuz lag auf dem Boden. Sie war aufgegangen, und einige Dinge quollen daraus hervor. Lena musterte im Aufstehen den Rempler. Schwarzer Anzug, schwarzes Hemd, rote Krawatte, Aktenkoffer. Sie raffte ihre Habseligkeiten zusammen.
    »Es tut mir schrecklich leid.« Er machte ein zerknirschtes Gesicht. Dann strahlte er plötzlich. »Nanu, kennen wir uns nicht?«
    Lena hatte ihn bereits erkannt und nickte.
    »Die Schweizerin!« Er deutete auf ihre Tasche.
    Lena sah den Anzugträger an und schmunzelte.
    »Richtig, der Herr aus dem Zug.«
    Beide bückten sich gleichzeitig, um den Rest aufzuheben, und stießen mit den Köpfen zusammen. Lachend riefen sie »Oh!«
    Sie grapschten nach Lenas Sachen und stopften sie in die Tasche.
    »Vielen Dank, Herr …?
    Lena machte einen Schritt zurück und war ganz erstaunt, dass der Mann sich von ihr mitziehen ließ. Dann sah sie das Ende seiner roten Krawatte in ihrer Tasche stecken. »Ach, herrje, das tut mir leid!« Als Lena am Reißverschluss zerrte, verklemmte sich das gute Kleidungsstück.
    »Hilfe!«, rief der Mann mit gespieltem Entsetzen.
    Er hat einen schönen, sinnlichen Mund, dachte Lena. Ganz nah war er. Dann ließ sich die Tasche öffnen und gab die Krawatte frei. Der Fremde sah auf die Uhr, blickte Lena abwägend an und sagte dann: »Aller guten Dinge sind drei. Ich denke, wir sehen uns wieder!«
    Lena nickte. Schnell war er in der Masse der Menschen verschwunden.
    »Was für ein charismatischer Mann«, flüsterte sie.
    »Trixi?«
    Ihr Hündchen war die ganze Zeit über sehr ruhig gewesen. Es fiepte leise.

19
    »Der Köter will einfach nicht richtig zubeißen«, schimpfte der bullige Mann mit den abstehenden Ohren und dem blank polierten Schädel.
    Der elegante Mann im Anzug musterte den mächtigen schwarzen Hund, der mit heraushängender Zunge im engen Käfig untergebracht war.
    »Ich habe ein Schweinegeld für die Töle bezahlt«, sagte er mit eisiger Stimme.
    Der Bullige rief eifrig. »Wir haben dem Kläffer schon drei junge Katzen vorgeworfen. Er hat sie zwar erledigt, aber sich viel zu viel Zeit gelassen. Eine der Katzen hat ihm noch einen tiefen Kratzer verpasst, obwohl sie nur noch drei Beine hatte. Der Köter ist zu langsam!«
    Der Mann im Anzug zündete sich eine Zigarette an und betrachtete den Glimmstängel nachdenklich. Er verstand. Er grinste. »Ich werde ihm beibringen, schneller zu sein.«
    Als der Anzugmann den Keller verließ, hörte er das Schmerzgeheul des Hundes. Ein zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht. Er sah auf die Uhr. Eigentlich könnte er sich heute freinehmen und seiner Privatprostituierten einen Besuch abstatten. In Gedanken ging er die Möglichkeiten durch, was er alles mit ihr anstellen würde. Er begann fröhlich zu pfeifen.

20
    »Katzwang, Katzwang, der Zug fährt in zwei Minuten weiter nach Schwabach«, tönte eine blecherne Stimme aus dem Bordmikrofon. Lena setzte ihren Hund in die Tasche. Auf dem Bahnsteig fand sie einen Plan des Ortes. Es war nicht weit bis zum Haus dieses Herrn Faustus.
    »Ich habe eine Idee, wie wir ihn

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