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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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seinen Cappuccino hinunter und wischte sich Schaum aus den Mundwinkeln.
    »Was hast du vor?«, fragte er.
    Ewa Moreno gab keine Antwort.
    Es gab keine brauchbare.

11
    Als sie Port Hagen und Tschandala erreichten, war es fünf Uhr, und auf der Veranda erwartete sie eine rothaarige Frau.
    »Au weih«, murmelte Mikael Bau. »Das hatte ich vergessen.«
    Die Frau hieß Gabriella de Haan, war eine Verflossene von Mikael und brachte eine Katze. Diese Katze hieß Montezuma und war eine träge Rotgelbe von ungefähr zehn Jahren. In Morenos Augen fehlte es nicht an Ähnlichkeiten zwischen den beiden Damen. Im Gegenteil. Die waren in Massen vorhanden, wie schon eine flüchtige Inspektion ergab.
    »Du magst keine Katzen?«, fragte Mikael Bau, als Frau de Haan nach weniger als fünf Minuten gegangen war.
    »Doch«, sagte Ewa Moreno. »Ich hatte selber vor einigen Jahren eine. Ist unter geheimnisvollen Umständen verschwunden. Aber diese da ...« Sie nickte zu Montezuma hinüber, die sich auf der alten verblichenen Hollywoodschaukel ausstreckte und sich überaus wohl zu fühlen schien.
    »Die da, ja«, sagte Mikael Bau und sah für einen Moment schuldbewusst aus. »Ich dachte, ich hätte sie erwähnt. Sie bleibt für zwei Wochen hier, während Gabriella in Spanien ist. Konnte nicht Nein sagen, wir haben sie damals gemeinsam angeschafft, und dann ist sie bei der Trennung an Gabriella gefallen. Und ein bisschen Meeresluft tut ihr sicher gut, der alten Monta. Sie kommt sonst nicht raus... und sie wird uns nicht stören. Hat ein goldenes Herz, auch wenn sie einen etwas mürrischen Eindruck machen kann.«

    Er bückte sich und kitzelte den Bauch der Katze, was dieser offenbar tiefen Genuss bereitete.
    Moreno ertappte sich bei einem Lächeln. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, ein Zukunftsbild vor sich zu sehen. In zehn Jahren oder so ... falls sie ihren Entschluss traf und daran festhielt.
    Sie und Mikael Bau. Zwei Kinder. Ein großes Haus. Zwei Katzen.
    Viel deutlicher wurde es nicht, das Bild wurde auf irgendeine Weise zu wenig belichtet, und das Resultat kam ihr unerträglich vor.
    Bestenfalls unerträglich.
    Ich stürze, dachte sie dann. Muss Kraft und Abwehrmechanismen aufbauen, sonst schwimme ich am Ende nur noch mit dem Strom.
     
    Abends spazierten sie zum Restaurant Winckler, das ganz am Ende der nach Norden gelegenen Landspitze lag und einen guten Ruf hatte. Sie aßen Fischsuppe mit Mineralwasser und Zitronensorbet mit frischen Himbeeren und gingen die ganze Zeit dem Thema Franz Lampe-Leermann aus dem Weg.
    Bis sie auf dem Rückweg vor einem Quallenhaufen stehen blieben, den jemand aus dem Meer gefischt und in eine Grube am Strand gelegt hatte.
    »Der Schleimscheißer?«, fragte Mikael Bau. »Sieht er so ähnlich aus?«
    Moreno schaute angeekelt in die Grube.
    »Igitt«, sagte sie. »Ja, so ungefähr. Scheißegal, wie er aussieht, übrigens. Ich wünschte nur, diese letzte Karte hätte er sich verkniffen.«
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass die Inspektorin beim Dessert von unangenehmen Gedanken geplagt wurde?«
    Moreno seufzte.
    »Danke«, sagte sie. »Sicher, wie sollte ich das vermeiden können? Bitte, sprich mit mir darüber. Egal, wie ich es auch sehe, es
handelt sich doch um eine Anklage, um eine entsetzliche Anklage gegen einen meiner Kollegen. Jemanden, mit dem ich zusammenarbeite und den ich achte, und den ich zu kennen glaubte und dem ich mein Vertrauen geschenkt habe. Und wenn es nun doch stimmt... nein, verdammt, es ist natürlich nur ein Bluff, aber ich muss immer daran denken, und das quält mich. Himmel, kannst du dir das alles vorstellen?«
    Mikael Bau sagte, das könnte er. Sie kehrten der Schleimgrube den Rücken zu und setzten sich wieder in Bewegung. Zuerst schwiegen sie, dann aber erzählte Mikael eine Geschichte über die Kindertagesstätte »Der fröhliche Panda« in Leufshejm, wo es angeblich beim Personal einen Pädophilen gegeben hatte... Trotz genauer Untersuchungen, bei denen die Behauptungen zu hundertzehn Prozent widerlegt wurden und alle einen Persilschein erster Güte ausgestellt bekamen, musste »Der fröhliche Panda« nach einigen Monaten dichtmachen, weil die Eltern ihre Kinder einfach nicht mehr hinschicken wollten.
    Und weil die neun dort arbeitenden Frauen sich mit ihren drei Kollegen solidarisch erklärt hatten. So konnte man das auch ausdrücken.
    Einer der Männer war ein alter Freund von Mikael. Die Geschichte lag vier Jahre zurück, der Freund war inzwischen

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