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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Lampe-Leermann wird heute Abend oder morgen in den Knast von Emsbaden überführt. Ruf an und triff alle Vorbereitungen.«
    Vegesack notierte.
    »Zweitens. Inspektor Morenos Bänder der Verhöre müssen abgeschrieben werden, damit sie sie unterschreiben kann. Das machst du.«
    Vegesack notierte.
    »Fertig bis morgen um zwölf. Die Bänder liegen da.«
    Er nickte zum Schreibtisch hinüber. Vegesack nahm die zwei Kassetten und stopfte sie in seine Jackentasche. Der Polizeichef legte eine kurze Pause ein, dann änderte er die Richtung seiner Rollbewegungen.
    »Noch was?«, fragte Vegesack.
    »Dann hätte ich es gesagt«, sagte Vrommel.
    Als Vegesack sein eigenes Büro betrat — das er sich mit den Wachtmeistern Mojavic und Helme teilte —, fragte er sich, ob er diesen Wortwechsel in seinem schwarzen Heft notieren sollte. In dem Heft, das er vor einem halben Jahr begonnen hatte und das eines Tages seine Rache und seine Abrechnung mit Hauptkommissar Vrommel in die Wege leiten sollte. Und das ihm das Durchhalten ermöglichte.
    Die wahre Geschichte über den Polizeichef von Lejnice.
    Er hatte schon über fünfzig Seiten, und sein derzeitiger Lieblingstitel
lautete: Das uniformierte Stinktier. Aber auch Der Darm des Gesetzes und Ein Nero von heute waren noch mit im Rennen.
    Polizeianwärter Vegesack schaute in seinen Kalender. Stellte fest, dass es noch achtzehn Tage bis zu seinem Urlaub waren. Dann rief er in Emsbaden an und bestellte einen Transport für Franz Lampe-Leermann. Das dauerte eine halbe Stunde. Er sah auf die Uhr. Viertel vor vier. Er zog Notizblock und Kugelschreiber hervor und legte die erste Kassette in den Rekorder ein.
    Wenn ich Glück habe, dann bin ich um Mitternacht fertig, dachte er.
     
    Als sie alles erzählt hatte, ging ihr auf, dass sie vielleicht den Mund hätte halten sollen.
    Oder nicht nur vielleicht. Das, was der Schleimscheißer Lampe-Leermann da von sich gegeben hatte, war von einer Sorte, von der niemand etwas wissen sollte. Oder mit der niemand sich befassen sollte.
    Vor allem dann nicht, wenn es sich um einen Bluff handelte.
    Und es war natürlich einer. Ein Bluff. Alles andere war undenkbar.
    Warum erzählte sie also alles Mikael Bau, sowie sie sich auf der Veranda des Hafencafés niedergelassen hatten? Warum?
    Sie fand keine gute Antwort, zögerte kurz und biss sich dann auf die Lippe.
    »Ach was?«, sagte er. »Ja, du meine Güte. Und was denkst du?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Das ist natürlich einfach nur gelogen. Nur begreife ich nicht, was er sich davon verspricht.«
    Mikael Bau schwieg, sah sie an und rührte langsam in seiner Tasse.
    »Und wenn nicht?«
    »Wenn nicht was?«
    »Wenn es nicht gelogen ist.«

    »Es ist gelogen.«
    »Von wem?«
    »Wie meinst du das?«
    »Wer hier gelogen hat, natürlich. Ich wüsste gern, ob es Lampe-Leermann war oder dieser Journalist.«
    Moreno überlegte.
    »Irgendwer«, sagte sie. »Und wir wissen ja nicht einmal, ob es diesen Journalisten überhaupt gibt.«
    »Ehe ihr den Namen aus dem Schleimscheißer herauspressen könnt?«
    »Genau«, sagte Moreno. »Und umsonst gibt er den nicht her.«
    Sie schwiegen eine Weile. Mikael Bau betrachtete sie weiterhin mit leicht gehobenen Augenbrauen, aber sie achtete nicht darauf.
    »Hypothetisch«, sagte er.
    Sie gab keine Antwort. Er wartete noch einige Sekunden.
    »Rein hypothetisch... nehmen wir an, dass es doch nicht gelogen ist. Wo landen wir dann?«
    Ewa Moreno musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen und ballte die Fäuste. Holte tief Atem.
    »Dann landen wir... tja, dann landen wir in der Situation, dass einer meiner engsten Kollegen ein verdammter Kinderficker ist.«
    »Nicht so laut«, mahnte Mikael Bau und schaute sich vorsichtig um. Aber die Gäste an den anderen Tischen schienen nichts gehört zu haben. Moreno beugte sich vor und sprach etwas leiser weiter.
    »Wir landen in einer Situation, die so verdammt widerwärtig sein wird, dass ich nachts nicht schlafen werde. Das dürfte doch wohl sonnenklar sein?«
    Mikael Bau nickte.
    »Sollte man meinen«, sagte er. »Wie groß ist die Auswahl? An möglichen Kandidaten... noch immer rein hypothetisch, natürlich.«

    Moreno dachte nach. Zwang sich zum Nachdenken.
    »Kommt drauf an«, sagte sie. »Kommt drauf an, wen du zur Kripo zählst, die Wachtmeister wechseln ja zwischen den Abteilungen, und es gibt ein paar Grenzfälle. Acht bis zehn, denke ich mal ... nicht mehr als zwölf.«
    »Ein Dutzend?«
    »Höchstens, ja.«
    Mikael Bau kippte

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