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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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aussahen und kein bisschen stolzierten.
    Das letzte Mal, dachte sie, als sie einige Minuten nach elf Vera Saugers Nummer wählte. Wenn sie jetzt nicht da ist, gebe ich auf.
    Nach dreimaligem Klingeln wurde abgenommen.
    »Vera Sauger.«
    Danke, dachte Ewa Moreno. Sei jetzt bitte so lieb und sprich mit mir. Trotz der späten Stunde.
    Und erzähl mir dann auch gleich etwas, das uns weiterbringt.
     
    Auch Vera Sauger war eine allein stehende Frau in Morenos Alter.
    Ob es in zehn Jahren in Europa überhaupt noch Kinder geben wird?, dachte die, als sie die Wohnung in der Lindenstraat betrat. Oder werden alle Frauen sich gegen eine Fortpflanzung entschieden haben? Was hatte Mikael Bau noch gesagt? Den kalten Stein der Freiheit umarmen?
    Sie schüttelte diese unwillkommenen Fragen ab und setzte sich an den Küchentisch, wo ihr Gegenüber Tee und kleine rotbraune Plätzchen aufgetischt hatte, die aussahen wie Brustwarzen. Vera Sauger hatte nichts gegen einen Besuch einzuwenden
gehabt, obwohl es auf Mitternacht zuging und obwohl Vera Sauger nach ihren fünf Tagen auf den Inseln ein gewisses Schlafbedürfnis zu haben schien. Als Moreno am Telefon den Namen Mikaela Lijphart genannt hatte, war die andere ihr sofort ins Wort gefallen und hatte sie um ihr Kommen gebeten.
    »Ich finde es besser, wenn ich meine Gesprächspartnerin sehen kann«, hatte sie erklärt. Eine Ansicht, die Moreno teilte.
    »Sie ist also noch immer verschwunden?«, fragte Vera Sauger, nachdem sie Tee in zwei gelbe Tassen mit großen blauen Herzen gegossen hatte. Die stammen sicher aus einem schwedischen Möbelhaus, tippte Moreno.
    »Sie wissen davon?«
    Vera Sauger musterte sie überrascht.
    »Natürlich weiß ich davon. Warum fragen Sie? Wer sind Sie überhaupt?«
    Moreno zeigte ihren Dienstausweis vor und fragte sich, wie oft sie das an diesem Tag schon getan hatte. Das hier war das dritte Mal, wenn sie sich nicht irrte.
    »Sie sind neu hier in der Stadt, ja?«, fragte Vera Sauger. »Ich kenne Sie nicht. Nicht, dass ich viel mit der Polizei zu tun hätte, aber ...«
    »Aus Maardam«, erklärte Moreno. »Mache hier nur Urlaub. Aber ich bin der Kleinen vor ihrem Verschwinden begegnet.«
    Vera Sauger nickte vage.
    »Und Sie haben keinen Kontakt mit der hiesigen Polizei?«
    »Ab und zu«, sagte Moreno. »Warum fragen Sie?«
    Vera Sauger rührte langsam ihren Tee und sah noch unsicherer drein.
    »Weil Sie gefragt haben, ob ich von der Sache wüsste«, sagte sie.
    »Ja?«
    »Ist doch klar, dass ich davon weiß. Ich hab mich ja auf der Wache gemeldet, ehe ich nach Werkeney gefahren bin.«
    Zwei leere Sekunden verstrichen. Dann fiel Moreno ein, dass Vegesack einige Tage zuvor etwas Ähnliches erwähnt hatte.

    Dass sich nach der ersten Vermisstenmeldung eine Frau gemeldet habe, dass das aber nichts gebracht habe. Oder irrte sie sich da?
    Ja, sie konnte sich daran erinnern. Eine aus Lejnice und eine aus Frigge.
    Und die aus Lejnice war also diese Vera Sauger gewesen, die ihr jetzt gegenübersaß und sich ein Brustwarzenplätzchen in den Mund stopfte?
    Plötzlich schien in Inspektor Morenos Kopf ein umfassender Kurzschluss stattzufinden. Das Einzige, was ihr noch einigermaßen sicher erschien, war, dass hier etwas nicht stimmen konnte.
    Und es hatte nichts mit ihr zu tun.
    »Das war ... das ist mir offenbar entgangen«, sagte sie und versuchte, mit einem Lächeln um Entschuldigung zu bitten. »Was haben Sie denen denn erzählen können?«
    Vera Sauger kaute fertig und schob sich eine blonde Haarsträhne hinter das Ohr, ehe sie antwortete:
    »Dass sie hier war natürlich. Ich finde es seltsam, dass Sie das nicht wissen.«
    »Sie haben ausgesagt, dass Mikaela Lijphart Sie besucht hat?«, fragte Moreno. »Wollen Sie mir das sagen?«
    »Sicher«, sagte Vera Sauger.
    »Dass Sie mit ihr an dem Sonntag, ehe ... dass Sie vor zehn Tagen mit ihr gesprochen haben?«
    »Ja.«
    Moreno schwieg, während sich in ihrem Kopf eine Frage herauskristallisierte. Das dauerte seine Zeit.
    »Und wem haben Sie das erzählt?«
    »Wem? Dem Polizeichef natürlich. Vrommel.«
    »Ich verstehe«, sagte Moreno.
    Das stimmte zwar nicht ganz, war aber egal. Wichtig war, jetzt weiterzukommen.
    »Und als Mikaela hier war, worüber wollte sie da reden?«, fragte sie.

    »Über ihren Vater natürlich«, sagte Vera Sauger. »Darüber, was vor sechzehn Jahren passiert ist. Sie hatte es doch gerade erst erfahren.«
    »Das weiß ich«, sagte Moreno und nickte. »Und was wollte sie von Ihnen?«
    Wieder

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