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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Antwort. Dann bin ich ausgestiegen. Habe noch einmal gerufen, aber er reagierte noch immer nicht. Jetzt wusste ich endgültig, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Ich stieg über den Zaun und ging auf die beiden zu. Er schaute nicht einmal hoch, obwohl er mich gehört haben musste. Er saß nur da und streichelte die Haare der Kleinen. Er schien sehr weit weg zu sein. Wie unter Schock. Für einen
Moment hielt ich ihn für betrunken, und das Mädchen vielleicht auch, aber dann ging mir auf, dass das nicht der Fall sein konnte. Dass alles viel schlimmer war. Sie war tot.
    V : Woher wussten Sie, dass sie tot war?
    B : Das kann ich Ihnen nicht sagen. Sie lag so seltsam da, das muss es gewesen sein. Ich habe natürlich auch gefragt, aber keine Antwort bekommen. Maager sah mich nicht einmal an. Ich versuchte, Kontakt zu ihm aufzunehmen, aber das war unmöglich.
    V : Ihnen sind an dem Mädchen keine Verletzungen aufgefallen?
    B : Nein. Es war einfach ihre Lage. Und ihr Gesicht. Ihre Augen waren nicht richtig geschlossen, und ihr Mund auch nicht. Und sie hat sich nicht bewegt, rein gar nicht.
    V : Und Arnold Maager?
    B : Der saß nur da und streichelte ihre Haare und ihre Wangen. Schien sehr weit weg zu sein, wie gesagt. Ich habe ihn sogar beim Namen gerufen. Herr Maager, habe ich gesagt. Was ist denn passiert?
    V : Und haben Sie eine Antwort bekommen?
    B : Nein. Ich wusste nicht so recht, was ich machen sollte. Ich bin vielleicht zehn oder fünfzehn Minuten dort stehen geblieben. Habe meine Frage wiederholt, und dann schaute er endlich auf. Er sah mich kurz an, und etwas war seltsam an seinen Augen, ja, an seinem ganzen Gesichtsausdruck.
    V : Wie meinen Sie das?
    B : Er sah krank aus. Als ich jung war, habe ich einige Sommer in einer psychiatrischen Klinik gearbeitet, und deshalb glaubte ich, diesen Blick zu erkennen. Das war mein erster Gedanke.
    V : Was haben Sie dann unternommen?
    B : Ich habe gefragt, was dem Mädchen passiert sei, aber auch jetzt zeigte er keinerlei Reaktion. Ich beugte mich über sie, um sie mir genauer anzusehen. Ich wollte ihr wohl den Puls fühlen oder so, aber er hat mich daran gehindert.

    V : Er hat Sie daran gehindert? Wie hat er das gemacht?
    B : Er hat meine Hand weggeschoben. Und dann hat er ein Geräusch ausgestoßen.
    V : Ein Geräusch?
    B : Ja. Ein Geräusch. Es hörte sich an wie, ja, fast wie das Gebrüll einer Kuh.
    V : Sie sagen, Maager habe gebrüllt wie eine Kuh?
    B : Ja. Jedenfalls war es ein unmenschliches Geräusch. Es klang eher wie ein Tier. Ich nahm an, dass er unter einem schrecklichen Schock stand und dass es deshalb unmöglich sein würde, ihm eine vernünftige Auskunft zu entlocken.
    V : Ich verstehe. Und was haben Sie dann unternommen?
    B : Ich dachte, ich sollte sofort Polizei und Krankenwagen holen. Das Beste wäre es natürlich gewesen, wenn ich einen Wagen hätte anhalten oder irgendwen um Hilfe bitten können, aber es war doch mitten in der Nacht, und nirgendwo war eine Menschenseele zu sehen. Ich wollte ihn und das Mädchen auch nicht allein lassen, jedenfalls nicht, ohne mir ein Bild von ihrem Zustand gemacht zu haben, und am Ende konnte ich ihr dann doch den Puls fühlen, ohne dass er Einspruch erhoben hätte. Sie hatte keinen, wie ich angenommen hatte. Sie war tot.
    V : Wo haben Sie ihr den Puls gefühlt?
    B : Am Handgelenk. Ihren Hals wollte er mich nicht berühren lassen.
    V : Kannten Sie das Mädchen?
    B : Nein. Ihren Namen habe ich erst später erfahren, und ihre Familie kenne ich auch nicht.
    V : Aber am Ende haben Sie dann doch Hilfe geholt?
    B : Ja. Mir blieb ja nichts anderes übrig. Ich bin zurück auf die Straße geklettert und habe dann am erstbesten Haus geklingelt. Habe die Scheinwerfer vom Wagen ausgeschaltet, das hatte ich anfangs vergessen. Es dauerte eine Weile, bis die Haustür geöffnet wurde, aber ich konnte sehen, dass sie noch auf dem Gleis saßen, Maager und das Mädchen. Sie
waren nur dreißig oder fünfunddreißig Meter von mir entfernt. Dann öffnete Christina Deijkler die Tür, ich kannte sie ein wenig vom Sehen, wusste aber nicht, dass sie in diesem Haus wohnte. Ich erklärte ihr die Lage, und sie konnte ja auch selber sehen, dass ich die Wahrheit sagte. Sie ging ins Haus zurück und rief an, ich ging wieder zu den beiden und wartete, und nach ungefähr zehn Minuten kam die Polizei. Und zwar Helme und Van Steugen, in einem Streifenwagen. Der Krankenwagen traf dann auch bald ein.
    V : Danke, Herr Baarentz. Da waren Sie ja wirklich

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