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Der Toten tiefes Schweigen

Der Toten tiefes Schweigen

Titel: Der Toten tiefes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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November in der Kathedrale, und auf der Gästeliste stehen Mitglieder des Königshauses. Die Sicherheitsmaßnahmen sind natürlich streng, wie immer, doch in Anbetracht all dessen werden sie noch strenger sein müssen. Den Schutz der Royals übernimmt die Tactical Unit, doch in Clarence House hat man von den Schießereien gehört, und man verlangt eine Besprechung. Elf Uhr am nächsten Dienstagmorgen in meinem Büro – Sie auch, Simon. Ein Treffen mit Sir Hugh Barr – dem Lord Lieutenant und Vater der Braut –, seinem persönlichen Assistenten, jemandem aus Clarence House, jemandem von der Royal Protection Police, dem königlichen Personenschutz, dem Dean und mir.« Chief Constable Paula Devenish stand auf. »Wir kämen auch gut ohne eine hochrangige Hochzeit mit königlichen Gästen aus.«
    »Wenigstens zahlen die für ihren Schutz selbst.«
    Paula Devenish warf auf dem Weg nach draußen einen Blick über die Schulter. »Wenn wir Glück haben.«

[home]
    Sechsundzwanzig
    D r. Deerborn?«
    Klein. Dunkles, kurzgeschnittenes Haar. Abgehackte Stimme. Sie schaute Cat an. »Sind Sie Dr.Deerborns Partnerin?«
    »Ehefrau.«
    »Bitte nehmen Sie Platz. Einen Moment noch, ja?« Sie schlug eine Patientenakte auf. Blätterte zwei Seiten um. Betrachtete eine ausgiebig, dann eine zweite. Wandte sich an Chris. »Und Sie sind gestern Abend mit dem Krankenwagen in die Notaufnahme gekommen?«
    »Nein, ich habe ihn gebracht – na ja, mein Vater und …«
    »Warum?«
    »Warum was?«
    »Warum um alles in der Welt haben Sie ihn mit dem Auto gebracht? Er brauchte einen Krankenwagen. Bei solchen Symptomen in einem Privatwagen ohne Sanitäter …« Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich bin Ärztin. Mein Vater ist Arzt.«
    »Allgemeinmediziner?«
    »Ja, ich – Chris ebenfalls. Mein Vater ist pensionierter Facharzt.«
    »Neurologe?«
    »Nein.«
    »Nun ja.« Sie spitzte den Mund und verstummte, las in der Akte, blätterte die Seiten um und wieder zurück.
    Sie war Mitte dreißig. Sie hatte nicht gelächelt. Lächle den Patienten immer an, dachte Cat.
    »Ich habe hier die Ergebnisse des MRT vor mir. Haben Sie Erfahrung mit der Auswertung von MRTs?« Sie sah Chris an, wartete seine Antwort aber nicht ab. »Das beste Werkzeug, das wir haben. Ziemlich wasserdicht. Wie lange hatten Sie die Symptome schon?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Er hat nichts erwähnt. Wir waren in Australien«, sagte Cat.
    Die Ärztin beachtete sie nicht.
    »Schwer zu sagen.« Chris blickte auf seine Hände. »Ich hatte Kopfschmerzen. In unserer letzten Woche in Sydney, aber wir haben gepackt, es war heiß. Ich habe mir nichts dabei gedacht.«
    »Sehstörungen?«
    »Ein bisschen. Ich dachte, ich bräuchte vielleicht eine stärkere Lesebrille.«
    »Das klingt alles sehr vage. So kann das nicht gewesen sein. Nicht bei einem solchen Bild.«
    »Vermutlich habe ich versucht, es zu ignorieren.«
    »Keine gute Idee.«
    »Wenn es ein Gliom vierten Grades ist, hätte es an der Sache auch nichts geändert.«
    »Aber ich glaube nicht, dass es eins ist. Dritten Grades womöglich. Kein vierter. Und obwohl ich glaube, dass es sehr wahrscheinlich nicht gutartig ist, brauchen wir eine Biopsie, um sicher zu sein. Ich könnte mich irren.«
    Doch du glaubst, dass das außer Frage steht, dachte Cat. Der Glaube an dich selbst ist dein Spezialgebiet.
    »Danke.« Chris erhob sich. »Dazu gibt es nicht mehr viel zu sagen, oder?«
    »Therapie. Das wäre noch zu sagen.«
    »Es gibt keine Therapie. Verarschen Sie mich nicht.«
    »Wenn Sie sich setzen würden, könnte ich Ihnen die Möglichkeiten aufzeigen. Sie sind vielleicht nicht auf dem Laufenden. Das sind Allgemeinmediziner selten, stelle ich fest. Wie lange ist es her, seit Sie ein Gliom dritten Grades diagnostiziert haben?«
    »Ungefähr zwei Monate, um genau zu sein. Ein sechsunddreißigjähriger Mann, fast eins neunzig groß, gebräunt und fit, Schwimmer, Taucher, einer von vielen Australiern, die sich für Sport im Freien begeistern.«
    »Dann wissen Sie, dass wir häufig bei einem solchen Fall operieren können, um den Druck zu vermindern.«
    »Hängt von der Lage des Tumors ab.«
    »Bei diesem scheint es möglich.«
    »Es hat keinen Sinn.«
    »Das werden Sie nicht mehr sagen, wenn die Kopfschmerzen heftiger werden, was jetzt täglich eintreten kann. Wir werden Ihnen außerdem die größtmögliche Anzahl von Bestrahlungen verabreichen – zehn, würde ich sagen. Das wird die schlimmsten Symptome eine Zeitlang in Schach halten.

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