Der Toten tiefes Schweigen
aufzupassen.«
»Um gerecht zu sein, trifft das nicht nur unsere Einheit, und es ist ja nur das eine Mal.«
»Nein, es ist jedes Mal, wenn einer von denen hier was eröffnet oder da was enthüllt.«
»Wie ich hörte, soll die Hochzeit eine Privatveranstaltung sein, also zahlen sie ihre Bewachung aus der eigenen Tasche.«
»Recht so.«
»Herrgott, du bist ein Zyniker, Clive.«
»Nein, ich will nur die Arbeit tun, für die ich ausgebildet bin. Solange ein bewaffneter Irrer frei herumläuft, sollte man doch meinen, denen ist klar, dass wir ständig in Bereitschaft sein müssen.«
»Und Karten spielen, meinst du. Der da sieht verdächtig aus … Wetten, dass er keine Papiere hat – sieh ihn doch nur an.«
»Sollen wir ihn anhalten?«
»Warum nicht? Sieht nicht verkehrssicher aus.« Liam schaltete Blaulicht und Sirene ein und gab Gas, um vor den Jungen zu gelangen, der einen alten, umgespritzten Fiesta fuhr. »Okay, Bürschchen, dich kriegen wir.«
Sie bogen auf einen Parkstreifen, hielten an und stiegen aus. Als sie auf den Fiesta zugingen, brauste ein Motorrad mit solcher Geschwindigkeit vorbei, dass der Asphalt hinter ihm qualmte.
»Kommt schon, los«, sagte Clive Rowley, »ihm nach!«
Liam schüttelte den Kopf. »Der ist längst weg.« Er gab über Funk ihren Standort durch und meldete das zu schnell fahrende Motorrad, dann bat er höflich den Jungen, der nicht älter als vierzehn zu sein schien, aus dem Fiesta zu steigen.
Am Ortsrand von Starly fuhr ein Streifenwagen, dessen Besatzung einen Ladenbesitzer wegen des Diebstahls von Lagerware befragt hatte, hinter einem Motorrad auf, das gezwungen war, aufgrund eines Verkehrsstaus langsamer zu fahren. Ungeduldig ließ der Fahrer den Motor aufheulen. Da alle Motorradfahrer genauer überprüft wurden als sonst, stoppten sie ihn.
Zehn Minuten später steckte eine Kriminalbeamtin den Kopf zur Tür von Simons Büro herein.
»Chef? Jemand bringt Craig Drews Vater her.«
»Wozu?«
»Ist in einer Fünfzigerzone achtzig gefahren.«
»Was haben wir damit zu tun?«
»Er fuhr eine schwarze Yamaha.«
Simon widmete sich wieder seinem Bildschirm, doch er hatte den Faden verloren. Motorräder. Craig Drews Vater. Die Hochzeit.
Er rief das Team in den Konferenzraum.»Motorräder. Das ist dünn, um ehrlich zu sein, aber es ist unser erster konkreter Anhaltspunkt. Schwarze Yamaha, wahrscheinlich tausend Kubik.« Er schrieb es auf die Tafel. »Ich möchte, dass überprüft wird, wie viele davon hier in der Gegend registriert sind, mit Ausnahme unserer eigenen Motorräder, klar. Jeder mit der kleinsten Verbindung zu einem der Opfer, schreiben Sie es auf, machen Sie eine Kopie von allem, bringen Sie es hierher. Wenn Sie eine Verbindung herstellen, denken Sie haarscharf nach. Wir werden Verhöre führen, aber« – er tippte sich an die Stirn – »lassen Sie es da drinnen arbeiten. Worin besteht die Verbindung, ist es Zufall, gibt es eine persönliche Geschichte, Waffen? Alles.«
»Bezieht sich das nur auf Lafferton, Chef?«
»Im Moment, ja. Wir werden immer größere Kreise ziehen. Er kommt nicht von weit her – wir werden nicht am anderen Ende der Grafschaft suchen. Dieser Mann stammt von hier, er kennt sich in der Gegend aus – würde mich wundern, wenn er von so weit weg wie Bevham käme. Dann, Beerdigungen. Sie kennen die Theorie – der Mörder sieht seine Arbeit gern zu Ende geführt, daher geht er manchmal so weit, an der Beisetzung seiner Opfer teilzunehmen. Die Leichen von Melanie Drew, Bethan Doyle und den Mädchen, die vor dem Nachtclub ermordet wurden, werden Freitag freigegeben. Wir werden bei jeder Beerdigung diskret präsent sein. Eine bewaffnete Sondereinheit parkt in der Nähe. Wir gehen keine Risiken ein. Wir werden Uniformierte auf den Friedhöfen oder im Krematorium und vor den Kirchen haben … Aber ich will, dass sich auch Kriminalbeamte unter die Trauernden in den Kirchenbänken und an den Grabstellen mischen, unter die Totenwache, falls sie so etwas haben … überall. Sehen und Hören. Einzelheiten, und scheinen sie noch so unbedeutend … Verbindungen, Verbindungen. Und zuerst Motorräder. Danke.«
Anderthalb Kilometer vom Polizeirevier entfernt, im Büro des Deans der Kathedrale von Lafferton, übte sich Chief Constable Paula Devenish in Beschwichtigung.
»Sämtliche Urlaube sind gestrichen. Die Kathedrale, das Gelände und der Hof werden ab Freitagmorgen abgesperrt – nur mit Personalausweis und Passierschein
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