Der Totenerwecker (German Edition)
waren, um einen Menschen zu verbergen. Es gab zu viele – eine alte Matratze, die an der Wand lehnte, beschädigte Möbel, einen Kickertisch, dem ein Bein fehlte, zwei kaum benutzte Mountainbikes und stapelweise alte Schallplatten und CDs. Sarah hatte das schreckliche Gefühl, in eine tödliche Falle zu tappen.
Josh schob das Metalltor nach oben, und in ihrem Eifer, ihm Rückendeckung zu geben, quetschte Sarah sich neben ihm hindurch. Im Inneren gab es sogar noch mehr Zeug, als sie in Erinnerung hatte. Zusätzlich zur übergroßen Matratze an der einen Wand standen noch zwei alte Bücherregale an der gegenüberliegenden. Drei riesige Umzugskartons, beschriftet mit WINTERSACHEN reihten sich in der Mitte auf, der alte Kickertisch lehnte neben einem defekten Air-Hockey-Spiel. Es war ein echter Schrottplatz mit unzähligen guten Verstecken. Sarah schluckte schwer und drückte Joshs Hand. Dann begannen sie, die Garage systematisch zu durchsuchen.
Sie schlichen zur Matratze, und Josh warf einen Blick dahinter, während Sarah mit der Pistole auf den Stoffbezug zielte und sich unbehaglich mit dem Gedanken beschäftigte, dass sie dem restlichen Raum den Rücken zukehrte und einem Angriff von hinten hilflos ausgeliefert war.
»Beeil dich, Josh.« Sarah blickte sich nervös um und trat von einem Bein aufs andere.
»Keiner da.«
Als Nächstes überprüften sie die Umzugskartons. Josh schaute dahinter nach, Sarah lugte hinein. Hinter ihr ertönte ein lautes Geräusch. Etwas traf sie im Kreuz und stieß sie nach vorne. Sarah wirbelte mit ausgestreckter Waffe herum und stützte sich auf einem Knie ab, wie sie es bei Polizisten im Fernsehen gesehen hatte. Sie drückte ab, und der Schuss schlug über Joshs Kopf in die Rigipswand ein. Sie hörte den Querschläger durchs Haus jaulen.
»Verdammt!«
»Tut mir leid, Liebling.«
»Du hättest mir fast den Kopf weggeballert!«
»Ich sag doch, es tut mir leid! Ich dachte, ich werde angegriffen. Was schmeißt du das Zeug auch um?«
Josh hatte versehentlich einen der Kleiderkartons umgestoßen. Mehrere Paare Winterstiefel waren herausgepurzelt, darunter ein Paar schwarzer hochhackiger Lacklederstiefel, die Sarah seit ihren wilden Discotagen nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte.
»Ich bin gestolpert. Wir müssen hier dringend aufräumen.«
»Sehen wir noch hinter den Regalen nach und lassen’s dann gut sein.«
Eilig durchkämmten sie den Rest der Garage. Sie zielten mit den Pistolen in staubige, von Spinnweben überzogene Winkel. Immer wieder kletterte und senkte sich ihr Puls, sobald sie hinter einem uralten, verwitterten und mit Erinnerungen behafteten Stück Gerümpel nachsahen, nur um letztlich nichts zu entdecken.
Es hielt sich niemand in der Garage auf.
»Lass uns die Koffeintabletten suchen. Ich bin fix und fertig.«
Sie gingen zurück ins Haus und legten die Waffen auf den Wohnzimmertisch. In diesem Moment läutete es an der Tür, und jemand klopfte so heftig, dass die Tür im Rahmen klapperte. Sarah sah auf ihre Uhr. Es war zwei Uhr morgens. Gleichzeitig streckten sie und ihr Mann die Hände nach den Pistolen aus.
»Mrs. Lincoln?«
Sarahs Hand hielt inne. Sie sah Josh an, dann wieder die Pistolen.
»Es könnte die Polizei sein. Wahrscheinlich hat jemand den Schuss gehört.«
Wieder klingelte es. Eine Faust hämmerte gegen die Tür, noch lauter und hartnäckiger als zuvor.
»Mrs. Lincoln? Ich bin Detective Malcovich vom Las Vegas Police Department. Ist alles okay bei Ihnen? Wir wurden angerufen, weil jemand Schüsse gehört hat.«
Sarah entspannte sich.
»Einen Moment.«
Sie drückte ihrem Mann die beiden Pistolen in die Hand. Er brachte sie in die Küche und legte sie in eine Schublade. Dann ging Sarah zur Haustür und linste durch den Spion. Draußen stand ein kräftiger Mann mittleren Alters, der sein grau meliertes Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden hatte. Aus einem zerzausten Kinnbart ragten unterschiedlich lange Haare in alle Richtungen. Er war größer als Josh, über 1,90 Meter, aber nicht so breit und muskulös. Auch mit zugeknöpftem Sportsakko konnte man seinen Bauchansatz erkennen, der sich über dem Gürtel wölbte. Er sah aus wie ein alter Hippie in einem zerknitterten braunen Anzug der Heilsarmee.
»Zeigen Sie mir Ihre Marke.«
Der Mann zog eine goldene Dienstmarke aus der Tasche und hielt sie vor den Türspion. Sarah hatte keine Ahnung, woran sie erkennen konnte, ob sie echt war oder nicht. Sie öffnete nicht.
»Was wollen
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