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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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geschehen war und wo er sich befand. Ramone versprach, sofort zu kommen.
    Anschließend kehrte Holiday zu dem Marquis zurück, öffnete die Tür zur Rückbank und starrte Cook an.
    Ich habe ihn umgebracht, dachte Holiday. Die Anstrengung war zu viel für ihn.
    Die Latexhandschuhe an Cooks Händen, die Brechstange und die Taschenlampe im Fußraum verrieten Holiday, dass Cook vorgehabt hatte, in Reginald Wilsons Haus einzubrechen.
    Auf dem Beifahrersitz neben Cooks Stetson lag das kleine Diktiergerät. Holiday spulte das Band zurück, drückte die »Wiedergabe«-Taste und hörte sich die Aufzeichnung an. Er war zutiefst gerührt, als er hörte, wie der alte Cop seinen Namen erwähnte und ihn einen guten Polizisten nannte. Holiday nahm die Kassette aus dem Gerät und schob sie in seine Jacketttasche. Er streifte Cook die Handschuhe ab und steckte sie in dieselbe Tasche. Anschließend nahm er das Diktiergerät, die Brechstange und die Taschenlampe und verstaute alles im Kofferraum seines Town Car. Da er schon einmal dabei war, lud er auch noch andere Gegenstände aus Cooks Kofferraum in seinen eigenen, unter anderem einiges Polizeiwerkzeug. Er fand auch einen Lappen; mit dem konnte er später seine Fingerabdrücke aus Cooks Auto entfernen.
    Er hatte all das sehr leise getan. Niemand war aus einem der Häuser gekommen, und kein Auto war die Straße entlanggefahren. Holiday setzte sich auf den Bordstein und rauchte eine Marlboro. Er hatte bereits die zweite angesteckt, als Ramones Tahoe um die Straßenecke bog und hinter seinem Town Car stehen blieb.
    Ramone blieb noch einen Moment lang sitzen und beendete sein Telefonat mit Regina. Er hatte sie auf der Fahrt nach P. G. County vom Handy aus angerufen. Nachdem er ihr von Asa Johnson und den Ereignissen des Tages erzählt hatte, unter anderem auch von Cooks Tod, versprach er ihr, nicht allzu spät nach Hause zu kommen. Er bat sie, Diego möglichst so lange aufbleiben zu lassen. Er wollte noch mit dem Jungen reden, ehe dieser schlafen ging.
    Endlich schaltete Ramone den Motor ab und stieg aus dem Geländewagen. Holiday stand auf. Die beiden nickten einander wortlos zu, dann ging Ramone zu dem Marquis und untersuchte Cook. Als er sich wieder abwandte, lehnte Holiday an seinem Lincoln.
    Ramone ging zu ihm. »Was wollte er hier?«
    »Das da drüben ist das Haus von Reginald Wilson.«
    »Dem Mann vom Sicherheitsdienst.«
    »Genau«, bestätigte Holiday.
    »Und er hat ihn überwacht, oder was?«
    »Er hat getan, was er in den letzten zwanzig Jahren getan hat – versucht, einen Durchbruch in dem Fall zu erzielen.«
    »Das ist eine lange Zeit, wenn man nichts als einer Ahnung nachgeht.«
    »Als Cook noch beim Morddezernat war, hat er mit seinen Vermutungen nicht oft falschgelegen. Wenn du Wilsons DNA untersuchen lassen könntest –«
    »Kein hinreichender Rechtsgrund.«
    »Scheiß auf hinreichende Rechtsgründe.«
    »Schön wär’s, wenn das so einfach ginge.«
    Holiday steckte sich noch eine Zigarette an. Die Hand, in der er das Streichholz hielt, zitterte.
    »Hast du das hier gemeldet?«, fragte Ramone.
    »Noch nicht.«
    »Und wann wolltest du es tun?«
    »Sobald ich ihn aus dieser Straße weggebracht habe. Ich fahre seinen Wagen rauf an die Good Luck Road und parke ihn an einem Einkaufszentrum. Dann wische ich meine Fingerabdrücke ab und tätige einen anonymen Anruf.«
    »Das wird bei dir zur Gewohnheit.«
    »Ich will nicht, dass er hier gefunden wird.«
    »Warum nicht?«
    »Vor längerer Zeit war in der Post mal ein Bericht über Cook«, sagte Holiday. »Die Überschrift lautete: Palindrom-Morde verfolgen pensionierten Detective noch Jahre später, oder so ähnlich. In dem Artikel wurde Cook mit der Aussage zitiert, er habe einen Mann namens Reginald Wilson in dringendem Verdacht, der inzwischen wegen anderer Straftaten inhaftiert sei. Cook wurde so dargestellt, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. Wenn irgendein Reporter erfährt, dass er in dieser Straße tot aufgefunden wurde, könnte es passieren, dass er die Verbindung zu Wilson zieht. So einen Abgang soll der alte Mann nicht haben. Das hat er nicht verdient.«
    »Mag sein«, erwiderte Ramone. »Aber du begehst damit eine Straftat.«
    »Ich hätte ihn gar nicht erst mitnehmen sollen. Ich bin ihm schuldig, dass seine Würde im Tod nicht angetastet wird.«
    »Er war ein kranker Mann, Danny. Für ihn war einfach die Zeit gekommen. Und es sieht nicht so aus, als hätte er sehr gelitten.«
    »Er ist gestorben,

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