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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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Prostituierte kriegen eine Menge mit. Das brauche ich Ihnen ja nicht zu erzählen. Außerdem waren wir gewissermaßen Freunde.«
    »Ich bezweifle, dass ihr Zuhälter darüber glücklich war.«
    »Er wäre ausgerastet, wenn er es erfahren hätte. Mit dem Typen war nicht gut Kirschen essen. Mister Morgan hieß er, ein eiskalter Killer.«
    »War Lacy sein Mädchen?«
    »Er hat sie jedenfalls in dem Glauben gelassen. Aber er war gewalttätig, und manchmal musste sie für eine Weile verschwinden. Ich habe ihr hin und wieder einen Kaffee spendiert oder so was in der Art.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Irgendwie hat Ramone Lacy auf die Wache gelockt und dazu gebracht, gegen die Jungs von der Sitte auszusagen. Sie war heroinabhängig und hatte es satt, auch das Anschaffen. Lacy wusste genau, wer Dreck am Stecken hatte und wer nicht, und sie war Ramones Joker. Er hat sie mit dem Zeugenschutzprogramm gelockt. Aber dann, wissen Sie, dann hat er’s versaut. Die hätten sie gleich von der Wache weg vor die Grand Jury bringen sollen, aber sie haben sie erst nochmal nach Hause gelassen, damit sie ihre Sachen packen konnte.
    Draußen vor dem Haus wartete ein Streifenwagen, aber sie muss wohl durch den Hinterausgang getürmt sein.«
    »Sie haben sie also aus den Augen verloren.«
    »Genau. Und dann hat Ramone einen Zeugen aufgetrieben, der beobachtet hatte, wie ich später am selben Tag mit Lacy gesprochen habe. Das war das letzte Mal, dass irgendjemand sie gesehen hat.«
    »Worüber haben Sie mit Lacy geredet?«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Holiday. »Hören Sie, ich habe mich nicht schmieren lassen, ich war nicht korrupt. Ich kann Ihnen nur sagen: Was dieses Mädchen betraf, habe ich das Richtige getan.«
    »Und Ramone wollte Vorwürfe gegen Sie erheben?«
    »Allerdings, der Mistkerl. Da bin ich lieber von mir aus gegangen.«
    »Da ist er«, sagte Cook.
    Ramone kam über das Gelände auf sie zu.

FÜNFUNDZWANZIG
    »Reginald Wilson ist nicht unser Mann«, sagte Ramone, als er wieder auf dem Rücksitz des Lincoln saß. »Jedenfalls nicht in diesem Fall.«
    »Mit wem haben Sie gesprochen?«, fragte Cook.
    »Mit dem Eigentümer und Manager, einem gewissen Mohammed.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Wilson arbeitet in Wechselschicht. In der betreffenden Nacht hatte er die von zweiundzwanzig bis sechs Uhr. Er hat also gearbeitet, als Asa ermordet wurde.«
    »Dieser Achmed, hat der wirklich gesehen, dass Wilson bei der Arbeit war?«, hakte Holiday nach.
    »Er hat ihn gesehen. Bis Mitternacht, dann ist Mohammed nach Hause gegangen. Aber selbst wenn er nicht da gewesen wäre – es gibt Beweise. In der Tankstelle läuft rund um die Uhr eine Überwachungskamera. Der Besitzer sagt, er sei schon mehrmals ausgeraubt worden. Ich habe mir einen Teil des Bandes angesehen. Die Kamera ist so angebracht, dass der Kassierer ständig im Bild ist, solange er hinter dem Tresen bleibt. Wenn Wilson sich von seinem Arbeitsplatz entfernt hätte, wäre das in der Aufzeichnung zu sehen.«
    »Der Hurensohn«, murmelte Cook.
    »Ich kann herausfinden, wer sein Bewährungshelfer ist«, fuhr Ramone fort, »mir seine Arbeitszeiten bestätigen lassen und so weiter. Aber ich glaube nicht, dass das nötig sein wird, was meinen Sie?«
    Cook schüttelte den Kopf.
    »Was jetzt?«, fragte Holiday.
    »Ich brauche irgendwann in nächster Zeit eine Aussage von dir«, sagte Ramone. »Kein Grund zur Besorgnis. Du hast nichts zu befürchten.«
    »Das hatte ich auch nicht angenommen«, entgegnete Holiday.
    »Wenigstens können Sie jetzt ruhig schlafen, Sarge«, bemerkte Ramone.
    Cook erwiderte nichts.
    »Gehen wir doch ein Bier trinken oder so«, schlug Holiday vor.
    »Setz mich bei meinem Wagen ab«, erwiderte Ramone.
    »Komm schon, Ramone. Wie oft sehen wir uns?
    Na?«
    »Ich trinke eins mit«, entschied Cook.
    Ramone sah ihn vom Rücksitz aus an. Cook wirkte klein, wie er da auf dem Vordersitz saß, an die Tür gelehnt.
    »Okay«, gab Ramone nach. »Ein Bier.«

    Ramone trank gerade sein drittes Bier aus, als Holiday von der Bar auf einem Tablett drei weitere und ein paar volle Schnapsgläser brachte. Ramone und Cook saßen an einem Tischchen in der Nähe der Toiletten und lauschten der Jukebox, aus der Laura Lee gerade »Separation Line« sang. Sie hatten sich für das Leo’s entschieden, das war Ramone ganz recht, denn von hier aus hatte er es nicht weit bis nach Hause. Notfalls konnte er sogar zu Fuß gehen. Er hoffte allerdings, dass es nicht so weit kommen

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