Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition)
Wir müssen dringend miteinander reden.“
Lana atmete tief durch. „Gott sei Dank, du willst nur reden. Ich hatte schon befürchtet, irgendjemand hätte dir eingeredet, es wäre eine prima Idee mir Nachhilfe in Mathe zu geben.“
„Nein, deswegen bin ich nicht hier“, sagte Brad. „Wer sollte so etwas auch tun?“
„Oh, meiner Mom traue ich alles Mögliche zu“, erwiderte Lana. Bring es auf den Punkt , dachte Brad und sagte: „Ich habe dich in der letzten Nacht gesehen, auf dem Friedhof. Du hast den Totengräber beobachtet. Darüber müssen wir reden.“
Lana schluckte. Sie sah ihn an und auf einmal schien ihr Gesicht jegliche Farbe zu verlieren.
„Okay“, sagte sie, „komm rein und mach die Tür zu. Wir gegen nach oben in mein Zimmer.“
Brad schloss die Tür hinter sich und folgte ihr die Treppe hinauf.
„Ich habe vorhin übrigens Musik gehört. Deswegen bekam ich nicht gleich mit, dass jemand an der Tür war.“
„Das macht doch nichts“, sagte Brad.
„Du bist nicht sauer?“
„Nein.“
*
Wenig später erreichten sie Lanas Zimmer. Brad blickte sich um. Das Zimmer war nichts Besonderes. Ein paar Poster an den Wänden, ein Schreibtisch, ein Kleiderschrank, eine Bettcouch und ein paar Regale mit Büchern.
„Setz dich doch“, sagte sie und deutete auf die Couch. „Kann ich dir irgendetwas zu trinken anbieten?“
„Nein danke, und ich wollte eigentlich auch nicht lange bleiben“, sagte Brad.
Sie zuckte die Schultern. „Okay, ganz wie du möchtest.“
„Wie gesagt, ich habe dich gestern auf dem Friedhof gesehen. Es war schon nach Mitternacht und wie du vielleicht mitbekommen hast, bewohnen wir jetzt das Haus hinter der Friedhofsmauer.“
„Ja, davon habe ich gehört.“
„Ich habe nachts aus dem Fenster gesehen und den Totengräber dabei beobachtet, wie er sich an den Gräbern zu schaffen machte und mit irgendwelchen Lichtern herumspielte. Aber du warst auch dort, Lana, da bin ich mir sicher.“
Brads Blick glitt die Reihe der Bücher entlang, die im Regal fein säuberlich nebeneinander aufgestellt waren. Das erste Drittel hatte mit der Schule zu tun: Wörterbücher, Schulbücher und so weiter. Aber daneben ließen Brad Titel wie „Geheime Magische Mächte“, „Grundkurs Pendel-Magie“ oder „5000 Jahre Hexenwissen“ stutzen. Lana schien ein ausgeprägtes Interesse für okkulte Themen zu haben.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und biss sich auf die Lippe. Offenbar rang sie mit sich darüber, wie viel sie Brad nun über ihre Aktivitäten der letzten Nacht sagen sollte.
„Dieser neue Totengräber, den die Kirchengemeinde eingestellt hat, veranstaltet da irgendwelche seltsamen Rituale. Ich dachte, du wüsstest vielleicht mehr darüber.“
Lana atmete tief durch. „Um ehrlich zu sein, viel mehr weiß ich nicht. Mir ist der Mann auch aufgefallen, genau wie dir. Eines Abends kam ich mal etwas später von einer Freundin zurück. Linda Dryer, du kennst sie auch. Sie ist in deiner Parallelklasse.“
„Ja, die Streberin. Jedenfalls sagt man das über sie.“
Lana schmunzelte. „Richtig. Meine Mom fand, dass es eine tolle Idee sei, mit ihr regelmäßig für die Schule zu lernen.“
„Auch in den Ferien?“
„Wie gesagt, es war nicht meine Idee. Jedenfalls habe ich den Totengräber dabei beobachtet, wie er irgendwelche Substanzen auf die Grabsteine brachte. Ich bin schnell weitergelaufen, als er mich bemerkte. Später sind mir dann auch andere seltsame Dinge aufgefallen, die mit ihm zusammenhingen.“
„Er entzündet irgendwelche grünen Lichter auf den Gräbern“, sagte Brad. „Und dann murmelt er irgend so ein Zeug vor sich hin. Keine Ahnung, was das alles zu bedeuten hat.“
„Ich beobachte ihn schon seit längerem“, gestand Lana. „Gestern war auch nicht die erste Nacht, die ich auf dem Friedhof verbracht habe, um herauszufinden was der Kerl so treibt.“
„Hast du es dem Reverend gesagt?“, fragte Brad.
„Ich habe es versucht, aber der Reverend steht, glaube ich, unter dem Einfluss des Totengräbers. Anders kann ich mir das nicht erklären.“
„Was?“
„Na, dass er mich total ignoriert hat. Ich habe ihm erzählt, wie er sich an Gräbern zu schaffen macht und der Reverend und mich nur dumpf angestiert und hinterher etwas zu mir gesagt, was überhaupt nicht passte.“
Brad dachte nach und erinnerte sich an seine eigene Begegnung mit Reverend Donaldson.
Ja, das ergab Sinn, dachte er.
„Der Mann hat seltsame, fast magische Kräfte, Brad,
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