Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition)

Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition)

Titel: Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
wenn sie auftauchte, vermutlich ziemlich gereizt war.
    Dafür, dass Mom seit Dads Tod empfindlicher geworden war, hatte Brad durchaus Verständnis. Was er weniger einsah war, dass er darunter zu leiden haben sollte. Letztendlich führte das dann meistens zu ein paar sehr unschönen Wortgefechten, die sie beide dann hinterher bedauerten.
    Brad seufzte. „Auf einen schönen Abend“, murmelte er. Dann öffnete er die Tür, betrat das Haus. Das Knarren der Fußbodenbohlen im Flur erinnerte ihn daran, an was für einem Ort er sich befand.
    Ein Geräusch ließ Brad erstarren. Er hörte Schritte oben im Obergeschoss. „Mom, bist du doch schon da?“, fragte er. Keine Antwort.
    Plötzlich war es wieder still. Hatte er sich getäuscht? War es nur das Holz der uralten Fußbodenbretter, das knarrte, wenn am Abend die Temperatur fiel?
    Einige Augenblicke lang verharrte Brad vollkommen regungslos. Er achtete auf jedes noch so leise Geräusch: auf den Wind, der draußen durch die Bäume strich, auf das Rascheln der der Gräser und Sträucher, auf das Vogelgezwitscher. Wieder hatte er plötzlich das Gefühl, dass ihn jemand von hinten ansprach.
    Brad.
    Er drehte sich unwillkürlich herum und merkte dann, dass die Stimme nur aus seinem Kopf gekommen war. Allerdings war dieser Eindruck ungewöhnlich intensiv, so wie in einem Traum, den man für Realität hielt.
    Brad.
    „Dad?“, fragte er und plötzlich erkannte er diese Stimme, die ihm schon auf dem Friedhof bekannt vorgekommen war.
    Was ist hier los?, fragte er sich. Hörst du jetzt die Stimmen von Toten oder bist du schon reif für die Klapsmühle?
    Aus dem Obergeschoss war ein Knarren zu hören. Dann ein schabender Laut. Wie von einem Tier, ging es ihm durch den Kopf. Irgendetwas musste dort sein.
    Vorsichtig ging er zur Treppe. Dort blieb er stehen, horchte noch einmal. Das Geräusch war nicht mehr zu hören.
    Brad spürte, wie ihm der Puls bis zum Hals schlug. Brad.
    Die Stimme war so real, dass es schwer fiel an eine Einbildung zu glauben.
    Wenn jetzt noch irgendjemand hier wäre, dachte er. Mom oder Lana oder irgendwer sonst, jemand, der bestätigen könnte, was hier geschieht.
    Brad nahm die erste Treppenstufe. Vorsichtig schlich er Stufe um Stufe hinauf. Als er seinen Fuß auf Stufe Nr. 5 setzte, knarrte es so laut, dass er zusammenzuckte. Er wartete einige Augenblicke lang ab, horchte in Richtung Obergeschoss, aber da schien sich nichts mehr zu tun.
    Auf der 7. Stufe hatte sich etwas Staub gesammelt. Brad glaubte seinen Augen nicht zu trauen: Im Staub formten sich Linien. So als würde jemand versuchen zu schreiben, durchzuckte es ihn. Brad beobachtete diese geisterhafte Erscheinung mit einer Mischung aus Faszination und Verwirrung. Einzelne Buchstaben erkannte er, doch das meiste war so krakelig und unsicher, dass er nicht daraus schlau wurde.
    Brad! Ich bin hier, meldete sich erneut die Stimme in seinem Hinterkopf, ganz nah bei dir, auch wenn du mich nicht siehst.
    „Dad, bist du es?“ Die Gedanken rasten nur so durch Brads Hirn. Was, wenn der unheimliche Totengräber tatsächlich die Geister von Verstorbenen beschworen hätte, darunter möglicherweise auch die Seele seines Vaters? Geisterte dessen Bewusstsein jetzt als Schattenkreatur durch die Welt der Lebenden und versuchte verzweifelt mit diesen Kontakt aufzunehmen?
    Ein Teil von Brad weigerte sich noch immer diese Dinge als Realität anzunehmen. Andererseits waren die magischen Kräfte des Totengräbers ja auch Realität gewesen. Brad hatte sie am eigenen Leibe zu fühlen bekommen und war daher weit davon entfernt ihre Existenz anzuzweifeln.
    Der Staub, aus dem sich die Buchstaben gebildet hatten, verflog plötzlich. Ein Wind, der aus dem Nichts zu kommen schien - denn es gab keinen Durchzug im Haus - verwirbelte die grauen Partikel. Für einen kurzen Moment bildete sich eine graue Wolke. Ein Gesicht formte sich; zunächst glaubte er, dass es Dads Gesicht sei, doch nur einen Sekundenbruchteil später erkannte er die hageren Züge des Totengräbers. In seinem Kopf hallte ein heiseres Lachen wider. Der Staub kitzelte in Brads Nase; er musste niesen und dann war alles vorbei. Die Partikel sanken wie in Zeitlupe zu Boden. Von oben war erneut ein Knarren zu hören. Dann Schritte. Anschließend folgte erneut ein schabender Laut und Brad erkannte, dass es keineswegs ein Tier war, was diesen verursachte - es klang eher so, als würde jemand versuchen ein Möbelstück über den Boden zu schieben. Brad lief hinauf,

Weitere Kostenlose Bücher