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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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den Kopf. Dann vergrub er sein Gesicht in ihrem Haar und fing selbst an zu weinen, überwältigt von Erleichterung und einer Million Gebeten, die alle auf einmal erhört worden waren. Er schwor sich, sie nie wieder in Gefahr zu bringen.
    Joe stieg leise aus dem Wagen, er wollte sie nicht stören. Seine Beine und Schultern waren verspannt und steif, ein nervöser Kopfschmerz bahnte sich an. Er betrachtete die Ergebnisse der Schießerei: Tod und Zerstörung, erhellt vom zitternden Scheinwerferlicht des Hubschraubers, der über allem schwebte. Ein giftiger Nebel aus Pulverdampf waberte durch die Luft wie fahle Musselinschleier. SWAT-Männer liefen über das Gelände, stießen die reglosen Gestalten an, die die Toten waren, und kickten Waffen außer Reichweite der Verletzten, bevor sie ihnen Handschellen anlegten. Ein Team ging ins Gebäude, sie hatten Taschenlampen auf die Gewehre montiert. Kurz darauf war mehrmals der Ruf »Leer!« zu hören. Am Kanal brannte der Lieferwagen, durch die lodernden Flammen waren die dünnen geometrischen Linien seines Skeletts zu erkennen. Von überallher hörte er Sirenen: Polizei, Krankenwagen, Feuerwehr. Nach der Schießerei würde es viel Papierkram geben.

68
     
    Solomon fuhr sehr konzentriert. Er nahm Seitenstraßen aus Opa Locka heraus und hielt sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Der rotbraune Dodge Magnum war die perfekte Tarnung, ein anonymes Allerweltsauto, das nicht weiter auffiel, ein Wagen, der nicht laut »Drogendealer« schrie, nach dem die Bullen nicht Ausschau halten würden. Und Bullen waren überall: auf den Straßen und am Himmel, Sirenen übertönten jedes Geräusch, Scheinwerfer durchschnitten die Nacht und jagten in der Dunkelheit einem Phantom hinterher.
    Carmine und Bonbon saßen hinten. Carmine stand unter Schock, er war starr und paralysiert, nahezu betäubt. Bonbon lachte hysterisch – ein abgehacktes, kreischendes Gegacker, das mit einem vibrierenden Kichern in seinem Kehlkopf anfing und dann herausbrach und in einer Tonhöhe aus seinem Mund schoss wie eine Gummiente, die von einem tollwütigen Kater angefallen wurde.
    »Hiiiiii-yacka-yi-hi- hi !«
    Es war alles so verdammt schnell gegangen: zu schnell, als dass Carmine hätte denken und reagieren können – zu schnell, als dass irgendeiner von ihnen hätte reagieren können. Carmine hatte Mingus’ Frau im Visier gehabt, aber er hatte nicht abgedrückt. Als der Moment gekommen war, war er nicht in der Lage gewesen, kaltblütig einen unschuldigen Menschen zu töten. So einfach war das. Sie hatte es nicht verdient zu sterben.
    Dann hatte der Bulle den Vollidioten in Armeemontur gepackt und das Feuer auf sie eröffnet. Marcus und Jane waren auf der Stelle tot gewesen.
    »Hiiiiii-yacka-yi-hi- hi !«
    Bonbon schaute an sich hinunter, seine Augen silbrig glänzende Nacktschneckenschleimspuren, das Gesicht eine wabbelige, speckige Maske des Frohsinns.
    Sein Gelächter knackte die Kapsel, in der Carmine eingeschlossen war.
    »Was zum Teufel gibt’s da zu lachen?«
    »Ich lache über dich !«, brüllte Bonbon und deckte Carmine mit Spucke, Mundgeruch und Süßzeug ein, Tränen liefen ihm über die Wangen. Er trug seine Piranhazähne. Er sah aus wie ein fetter Köter.
    »Der einzige Freund, den du auf der Welt hattest, der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der dich nicht für ein nutzloses Stück Scheiße gehalten hat, und du … du hast ihn erschossen! Du hast ihn abgeknallt! Hiiiiii-yacka-yi-hi- hi !«
    Carmine hatte gesehen, wie Mingus’ Freundin auf den Wagen zugekrochen war. Auch Solomon hatte sie gesehen. »Knall sie ab«, hatte er befohlen, ohne Emotion und ohne Hast, ganz kalte, neutrale Sachlichkeit, als hätte er um einen Schuss Sahne für den Kaffee gebeten.
    Carmine hatte mit Absicht weit daneben gezielt, an ihrem Kopf vorbei, und den Abzug gezogen. Doch genau in dem Moment war aus dem Nichts eine dunkle Gestalt aufgesprungen und hatte die Kugel gefangen, die für die Frau bestimmt gewesen war. Erst als er flach auf dem Rücken gelegen hatte, das Gesicht dem Gebäude zugewandt, hatte Carmine Sam erkannt. Warum zum Teufel war er in den sicheren Tod gerannt? Vielleicht hatte er es so gewollt. Vielleicht war er, irgendwo, sogar dankbar, dass es Carmine war, der ihn getötet hatte. Nicht, dass es die Sache besser machte.
    » Neeeiiiiin! «, kreischte Bonbon und wedelte mit der schlaffen Hand am abgeknickten Handgelenk durch die Luft. »Das hast du gerufen, als du ihn erschossen hast. ›Neeeeeiiiin!

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