Der Totenmeister: Thriller (German Edition)
er überhaupt hier war«, bemerkte Powers.
»Er war hier«, beharrte Max wütend und frustriert. »Und er ist davongekommen. Die Frage ist nur, wie? Ihr habt die Straßen abgesperrt, oder?«
»Die Hauptstraßen«, sagte Powers. »Aber die Gegend hier hat mehr Löcher als ein Sieb.«
»Vielleicht ist er auch unbemerkt durch eine Sperre geschlüpft«, sagte Joe. »Mit Sicherheit hatte er irgendwo hier in der Nähe einen zweiten Wagen stehen. Einen, der nicht weiter auffällt.«
»Vielleicht ist er auch noch in der Gegend«, sagte Powers. »Wir machen gerade Haustürbefragungen.«
»Ach ja? Klopf, klopf. Haben Sie diesen Mann gesehen? Leider wissen wir nur, wie seine Zunge aussieht«, spottete Max. Er sah Eldon an, der eine ziemlich düstere Miene zog. »Haben wir irgendwelche Leute vorm Haus der Desamours stehen?«
Eldon schüttelte den Kopf.
»Warum nicht, zum Teufel?«
»Die ganze Einheit ist hier«, sagte Eldon.
»Aber wir brauchen da wen – und zwar jetzt. Schick zwei Teams hin.«
»Glaubst du wirklich, nach dem, was hier passiert ist, fährt er dahin zurück? Wenn ich er wäre, ich würde mich in Luft auflösen«, sagte Powers.
»Deshalb bist du nicht er. Eva Desamours und Boukman kennen sich seit vielen Jahren. Er war ihr Schüler. Sie ist wahrscheinlich so eine Art Ersatzmutter für ihn. Wir müssen sofort zu ihr.«
»Nein, Max.« Joe trat auf ihn zu. »Du solltest bei Sandra bleiben. Du bist wegen ihr hier, nicht wegen Boukman.«
»Aber er ist irgendwo da draußen, Joe, er haut ab.«
»Wir werden ihn finden. Wir nehmen uns die Jungs vor, die wir heute geschnappt haben. Die werden uns einiges zu erzählen haben. Der SNBC wird bald Geschichte sein. All die Adressen, die Ismael uns gegeben hat. Und wir werden sämtliche Bankkonten einfrieren.«
»Das Dreckschwein ist da draußen! Und solange das so ist, ist Sandra nicht in Sicherheit. Ihr habt doch gesehen, wozu er imstande ist.«
»Boukman ist auf der Flucht, das stimmt, aber er hat keinen Ort, zu dem er gehen kann. Er ist aufgeflogen. Er wird nicht weit kommen«, beruhigte ihn Joe. »Aber darum kümmern wir uns morgen. Sandra braucht dich jetzt, Max. Geh zu ihr.«
Max rührte sich nicht von der Stelle. Er wollte Boukman umbringen. Er wollte ihn tot sehen, damit er Sandra nie wieder etwas antun konnte.
»Er hat recht, Max. Verschwinde. Geh zu deiner Frau«, sagte Eldon. »Das ist ein Befehl.«
70
Im Haus seiner Mutter war es dunkel, und es fühlte sich ungewohnt leer an, ihrer Präsenz und des dazugehörigen Gefühls der Furcht beraubt, das Carmine stets befiel, wenn er das Gebäude betrat. Er vermutete, dass sie geflohen war. Genau das hätte er an ihrer Stelle getan. Und dennoch schlich er sich lautlos in den Keller, sicherheitshalber.
In seinem Zimmer zog er sich die blutigen Kleider aus. Dunkelbraunes Blut klebte ihm am Kopf und am Hals, an den Armen und Händen, und er strömte einen heftigen Aasgeruch aus. So konnte er nicht aus dem Haus. Er musste sich waschen.
Er packte eine kleine Tasche mit sauberen Kleidern, schlüpfte in eine Jeans und wählte ein Hemd aus, das sich für die Reise eignete. Dann holte er den Schließfachschlüssel aus der Kaffeedose und steckte ihn zusammen mit dem Schlüssel des Pickup, der immer noch vor dem Haus parkte, in die Hosentasche.
Dann ging er auf Zehenspitzen hoch ins Badezimmer.
Er schaltete das Licht nicht ein. Der dunkelblaue Schimmer des Aquariums genügte. Er schloss die Tür, ließ warmes Wasser ins Waschbecken laufen und wusch sich das Blut von den Armen. Dann hielt er, so gut es ging, den stoppligen Schädel unter den laufenden Wasserhahn. In regelmäßigen Abständen hielt er inne, um zu horchen – auf die Schritte seiner Mutter auf der Treppe, das Klimpern ihrer Halsketten und Medaillons und auf Polizeisirenen. Er hörte nichts als das Hämmern seines Herzens.
Als er fertig war, trocknete er sich mit zwei weißen Badehandtüchern ab, die seiner Mutter gehörten, sie waren weich wie Wolldecken und dufteten nach Eau de Cologne und Körperpuder. Er zog sich an und betrachtete sich im Spiegel. Sein Anblick entlockte ihm ein Lächeln. Er war noch immer ein verdammt gut aussehender Kerl. Und er war im Besitz von 365 000 Dollar, die allein ihm gehörten.
Das Erste, was er tun würde, sobald er in Buffalo ankam, würde ein Klamotteneinkauf sein. Dann würde er ausgehen und sich eine attraktive Frau suchen, aber eine mit Geld und regelmäßiger Arbeit und Zukunftsaussichten. Eine, die die
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