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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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nicht einen deiner Männer dafür?«
    »Du triffst einen zuckenden Muskel auf dem Flügel eines Engels. Wir brauchen jemanden, der sehr genau ist. Du bist der richtige Mann dafür.«
    Es stimmte, er war ein sehr guter Schütze. Seit er zum ersten Mal die.38 Special in der Hand gehalten hatte, die seine Mutter damals in Liberty City in der Wohnung aufbewahrt hatte, hatte er ein Faible für Waffen. Er hatte Solomon das Schießen beigebracht, als sie beide noch Teenager gewesen waren. Damals hätte Solomon den Freedom Tower nicht getroffen, wenn er direkt davor gestanden hätte. Carmine hatte ihm gezeigt, wie man die Waffe hielt, wie man zielte, stand und atmete. Solomon hatte sich ganz gut gemacht, war ein passabler Schütze geworden.
    »Und dann lässt du mich gehen?«, fragte Carmine fast krächzend. Sein Mund und seine Kehle waren trocken vor Angst und vom Staub.
    »Das sagte ich doch«, antwortete Solomon. »Du kannst alles Geld mitnehmen, das du mir gestohlen hast, und nach Nevada verschwinden.«
    Carmine krampfte sich der Magen zusammen. Woher zum Teufel wusste er das?
    »Ich … ich … ich habe dir kein Geld gestohlen«, stammelte er.
    »Es gibt keine halben Lügen, Carmine. Du hast für dich selbst Nutten laufen lassen. Du hast das Geld behalten. So läuft das nicht bei uns.«
    Carmine war fassungslos. Woher wusste er das? Hatte Sam es ihm erzählt? Seit wann wusste er schon Bescheid? Was würde er tun? Da war keinerlei Drohung in Solomons Stimme, keine Wut, keine Emotion. Aber das war ja immer so.
    »Warum lässt du mich gehen? Du hast schon Leute wegen weniger getötet«, brachte Carmine heraus.
    »Dich umzubringen würde bedeuten, dir einen Gefallen zu tun. Du bist nichts und warst schon immer nichts ohne mich und deine Mutter. Sie hat dich auf die Welt gebracht, ich habe dich in die Welt gebracht. Ich will, dass du dich daran erinnerst, solange du lebst.«
    Mit diesen Worten ging Solomon davon und ließ Carmine mit seiner Aufgewühltheit, seiner Verwirrung, seiner Angst und hundert unbeantworteten Fragen allein.
    Er hob das Gewehr und schaute durchs Zielfernrohr, um die Sicht zu prüfen. Er nahm einen Stein, der auf dem Boden lag, ins Fadenkreuz. Das Licht war ausreichend. Er würde sein Ziel nicht verfehlen.
    Woher zum Teufel wusste Solomon über sein Business Bescheid? Er war so vorsichtig gewesen, so sorgfältig … Sam musste geplaudert haben, dachte er, eine andere logische Erklärung gab es nicht. Sam hatte es Solomon erzählt oder seiner Mutter oder beiden. Aber warum hatten sie nicht schon längst etwas unternommen? Warum hatten sie nicht auch an ihm ein Exempel statuiert?
    Er hörte Grillen zirpen. Er hörte die Leute unten bei den Autos reden. Er hörte Bonbon, Danielle und Jane flüstern. Aber er hörte keine Flugzeuge mehr.

67
     
    Als sie an dem unbebauten Grundstück ankamen, zu dem sie geleitet worden waren, ließ Max zweimal das Fernlicht aufblitzen. Er erhaschte einen kurzen Blick auf die sieben Wagen, die dort am Kanal – wie er wusste – aufgereiht standen, und einen noch kürzeren Blick auf die schwer bewaffnete Truppe dahinter.
    Joe, der auf dem Beifahrersitz saß, schaute zu dem Gebäude zu seiner Linken hoch, das typisch war für Opa Locka: erbaut im maurischen Stil-Imitat der 1920er mit Kuppeldach, Torbögen und Bogenfenstern, seit vielen Jahren verlassen und halb verfallen und nach der Abrissbirne rufend. Drei Stockwerke, je drei Fenster, zu dunkel, um innen etwas erkennen zu können.
    Über die ebene Fläche blitzten zwei Fernlichter zurück.
    »Wir haben das Signal. Over«, sprach Joe in das Funkgerät und schaute dann zu Max hinüber, der mit angespannter, ausdrucksloser Miene durch die Windschutzscheibe starrte und sich nichts anmerken ließ. Knackend kam Powers Stimme aus dem Funkgerät: »Wir warten auf euer Kommando. Passt auf euch auf. Over und out.«
    Passt auf euch auf! , dachte Joe. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er eine solche Angst gehabt. Zusätzlich zu seiner Dienstpistole hatte er drei Gewehre auf dem Schoß liegen: ein Atchisson Sturmgewehr mit 20-Schuss-Trommelmagazin und zwei vollautomatische M16, beide mit je zwei zusammengeklebten 30-Schuss-Stangenmagazinen. Er hatte feuchte Hände und konnte nicht aufhören zu blinzeln.
    Plötzlich leuchteten sieben Scheinwerferpaare mit Fernlicht auf, sodass sie für einen kurzen Moment von gleißendem Weiß geblendet waren, das den Boden erhellte: graubraun, übersät von Müll und Geröll, trocken wie die Wüste,

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