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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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stand.
    Der Mann nahm Max’ Kopf zwischen beide Hände und hielt ihn fest. Der Friseur trat auf ihn zu, beugte sich vor und kniff Max’ Lippen mit zwei Fingern zusammen. Dann schob er ihm die Nadel langsam ganz links durch die Unterlippe. Max schrie auf, und Tränen liefen ihm übers Gesicht, als die Nadelspitze zuerst die Haut und dann das weiche Gewebe durchstach, bevor sie aus der Oberlippe wieder austrat. Der Schmerz wurde noch schlimmer, als das Garn durch das blutende Loch glitt. Der Friseur wickelte sich den Faden um die Faust und zog ihn so fest, dass Max’ Lippen zur Nase hochgezogen wurden, danach setzte er die Nadel wieder an der Unterlippe an und wiederholte den Vorgang. Er ging sorgfältig und methodisch vor und nahm sich Zeit, bis Max’ Lippen komplett verschlossen waren.
    Als er fertig war, schnitt er ein zweites, kürzeres Stück Garn ab und nähte Max’ Nase mit einem einzigen Stich zu.
    Zu dem Zeitpunkt waren die Schmerzen bereits so groß, dass Max kaum noch wahrnahm, was der Typ da tat.
    Schließlich rollte der Friseur den Tisch wieder weg, die Männer trugen den Eimer davon und überließen Max seinen Schmerzen und dem Gift in seinem Magen.
    Er spürte, wie sich der Trank sanft durch seine Eingeweide bewegte wie etwas Lebendiges, das sich seinen Weg durch sein Inneres suchte, sich mit ihm bekanntmachte und langsam die Kontrolle übernahm.
    Er spürte, wie er schwächer wurde, wie die Kraft ihn verließ, ihm aus Armen und Beinen rann und sich an den Finger- und Zehenspitzen in Luft auflöste. Müdigkeit kroch ihm durch den Körper und löschte Schalter für Schalter alle Lichter aus.
     
    Die Zeremonie begann.
    Zuerst war er von Männern auf Stelzen umringt – sie waren alle genau gleich groß und trugen alle die gleichen Zylinder mit Frack, Nadelstreifenhose, Rüschenhemd und schwarzen Handschuhen, alle Gesichter waren von der Stirn bis zur Nase weiß bemalt, der Rest schwarz. Sie standen ruhig und unbeirrt da, die Hände vor dem Bauch gefaltet, die Augen auf ihn gerichtet, menschliche Totems, neben denen die Opfergabe winzig klein erschien.
    Dann wurde das Licht, das ihn anstrahlte, immer heller und heißer, und mehrere Trommeln ertönten. Die Stelzenmänner fassten sich bei den Händen und drehten sich im Kreis um ihn, langsam, gegen den Uhrzeigersinn, einen Riesenschritt nach dem anderen.
    Zu den Trommeln erklang lauter Gesang, hundert Stimmen oder mehr, die sehr tief und in gebetsartigem Rhythmus Worte rezitierten, die er nicht verstand.
    Von seinem Körper spürte Max nicht mehr viel. Seine Augen und Ohren arbeiteten noch, die Nase mehr oder weniger, und auch die Eingeweide, die weiter den Trank durch seinen Körper leiteten, ihn in seine Bestandteile zerlegten und die tödlichen Komponenten in seinen Blutkreislauf transportierten.
    Er konnte weder die Lippen noch den Kiefer bewegen. Das Atmen war anstrengend, nur ein Hauch von Luft drang durch die schmalen Spalten seiner Nasenlöcher. Reflexartig versuchte er immer wieder, durch den Mund zu atmen, aber der war so gut wie nicht mehr vorhanden. Er wollte Luft einsaugen, aber es kam nichts.
    Er war nicht länger mutig und nicht mehr aufmüpfig.
    Er hatte Angst – ein wenig um sich selbst, aber vor allem um Sandra und vor dem, was Boukman ihr antun würde. Er würde ihn losschicken, um zu vollenden, woran er in Opa Locka gescheitert war.
    Die Trommeln wurden schneller und schneller, und die Stelzenmänner mit ihnen, sie beschleunigten ihre Schritte, bis ihre Farben sich vor seinen Augen auflösten und ineinander verschmolzen und zu einem einzigen, ungebrochenen Kreis aus Grau zusammenflossen – der Farbe von Bleistiftstrichen auf Papier und dem bedeckten Morgenhimmel über Miami und jahrzehntealtem Stacheldraht auf Gefängnismauern.
    Der Gesang bestand jetzt nicht mehr aus Versen, sondern aus einem einzigen Wort, einem Wort, das er erkannte und das laut, sehr laut wie aus einer Kehle herausgeschrien wurde:
    SSSSO-LO- MON
    SSSSO-LO- MON
    SSSSO-LO- MON
    SSSSO-LO- MON
    Die Trommeln wurden jetzt so schnell geschlagen, dass es klang wie ein Propeller, und die Stelzenmänner wirbelten mit zentrifugaler Kraft um ihn herum, sodass eine schwache, kühlende Brise entstand, die in Wellen zu ihm kam.
    SSSSO-LO- MON
    SSSSO-LO- MON
    Dann klappte die Falltür auf, und ein blutroter Lichtstrahl leuchtete aus dem Fußboden.
    SSSSO-LO- MON
    SSSSO-LO- MON
    Ein Mann stieg aus dem Boden auf – er war genauso angezogen und geschminkt wie die Stelzenmänner,

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