Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
Vom Netzwerk:
Zeitung.
    »Mann, sieh dir das an«, sagte Joe. »Dean Waychek.«
    Max drehte sich um und sah das Gesicht von Dean Waychek: schmal und pockennarbig, mit Ziegenbart und Brille. Dann Schnitt zu einem Reporter, der vor dem Eingang des Alligator Moon stand. Im Hintergrund zwei Polizeiautos und ein Krankenwagen. Der Reporter verkündete, Waychek sei mit sieben Schüssen ermordet worden.
    »Ist es nicht eine Schande?«, brummelte Max.
    »Einen besseren Menschen hätte es nicht treffen können«, bemerkte Joe. »Und trotzdem wird sich keiner überschlagen, den Mörder zu finden.«
    Einen Augenblick lang sah er Max prüfend an.
    »Was?«, fragte Max.
    »Du bist so still.«
    Plötzlich waren draußen Polizeisirenen zu hören. Viele Sirenen. Joe stand auf und schaute aus der Tür.
    »Am CC ist was passiert«, sagte Joe und meinte das County Courthouse von Miami-Dade zwei Blocks weiter, direkt gegenüber der Zentrale der MTF.
    »Der Moyez-Prozess. Der hat doch heute wieder angefangen, oder?«, fragte Max, während sie zum Wagen gingen, um die kugelsicheren Westen aus dem Kofferraum zu holen. »Ist heute nicht Pedro de Carvalhos großer Auftritt im Zeugenstand?«
    »Richtig.« Joe nickte.
    »Scheiße.«

13
     
    Acht Uhr morgens in Miami, ein schöner Tag, und Bonbon schaute lächelnd aus dem Fenster des Mercedes, der unweit des Freedom Tower im Stau stand. Nachdem er mit dem Boot in Miami angekommen war, hatte man ihn dorthin geschickt, um sich untersuchen zu lassen und seine Papiere zu beantragen. Die Einwanderungsbeamten hatten ihm nicht geglaubt, dass er Haitianer war, weil alle Haitianer, die sie bis dahin zu Gesicht gekriegt hatten, spindeldürr und halb verhungert gewesen waren.
    Er griff in die braune Papiertüte zwischen seinen Beinen und holte ein in rot-weiß gestreiftes Plastik gewickeltes Bonbon heraus. Sein Lieblingskonfekt, direkt aus Haiti eingeflogen, wo er es als Kind zum ersten Mal gekostet hatte: ein weißes, mit Likör gefülltes und nach Mandeln schmeckendes Oval. Doch im Grunde liebte er alles, was süß war. Er naschte die ganze Zeit, morgens, mittags und abends, was ihm auch seinen Namen eingebracht hatte. Er mochte den Namen. Seine Gewohnheit war sein Markenzeichen. Er bestand aus knapp 120 Kilo Fett an einem einsachtzig großen, schweren Knochengerüst. Dabei war er noch immer schnell auf den Beinen und geriet selten außer Atem, solange er nicht allzu viele Treppen hochrennen musste, was allerdings auch kein Mensch von ihm erwartete. Seine Rolle war speziellerer Natur.
    Die Süßigkeiten hatten Bonbon die Zähne gekostet, und so trug er Gebiss. Er war richtig kreativ geworden auf diesem Gebiet und hatte seiner Fantasie und seinem Geldbeutel freien Lauf gelassen. Er besaß acht verschiedene Gebisse für unterschiedliche Gelegenheiten. Zum Ausgehen favorisierte er die goldenen oder die mit Diamanten besetzten Zähne. Er tanzte für sein Leben gern. Seine Bewegungen mochten auf ein kleines Links-Rechts und ein wenig Klatschen und Fingerschnippen limitiert sein, aber er hatte ein überragendes Rhythmusgefühl und ein perfektes Timing. Bei der Arbeit trug er entweder ein ganz gewöhnliches Standardgebiss wie jetzt, oder, wenn er in Solomons Auftrag jemanden zur Ordnung rufen musste, die scharfen, spitzen Zähne, die er nach dem Vorbild eines Piranhagebisses hatte modellieren lassen. Meistens genügte schon der Anblick dieser Dinger in seinem Mund, um allen Quertreibern einen solchen Schrecken einzujagen, dass sie alles taten, was von ihnen verlangt wurde. Nur ab und an stieß er auf Widerstand: die Mutigen, die glaubten, er könne nur bellen und nicht beißen. Denen hatte er es gezeigt. Einmal hatte er einen Typen unter dem linken Ohr gebissen und ihm einen zwei Zentimeter breiten Hautstreifen vom Gesicht gezogen, bis über die Nase hinaus. Dann hatte er den Wichser fotografieren und Postkarten drucken lassen, die er den Leuten vor seinen Besuchen zukommen ließ. Manchmal zahlte es sich aus, ein wenig barbarisch und blutig zu werden.
    Er kicherte in sich hinein und schaute zu Marcus, dem Fahrer, hinüber, dann drehte er sich mühsam um.
    Auf der Rückbank saßen seine Adjutantinnen Danielle und Jane. Jane war die dunklere und attraktivere der beiden. Sie hatte lange, schlanke Beine, die sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit zur Schau stellte. Heute trug sie einen kurzen Lederrock und einen schwarzen Bolero über einer weißen Bluse, die bis zum Kragen zugeknöpft war. Sie stammte aus Bánica an der

Weitere Kostenlose Bücher