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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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wie viel auf dem Weg von einem Erzähler zum nächsten dazugedichtet worden war, aber er glaubte, dass sie im Kern wahr waren. Vor allem begriff er, was sie ihm sagen sollten: sich mit Eldon Burns anzulegen, bedeutete größtes persönliches Risiko.
    »Der Mörder hatte keine Papiere dabei, was heißt, dass er kein durchgedrehter Einzeltäter war, weil die nämlich immer einen Ausweis dabeihaben – die wollen schließlich, dass man sich an sie erinnert. Das war ein geplantes Attentat«, sagte Max und blätterte durch die vier Seiten mit Notizen, die er vor dem Treffen noch schnell in seine elektrische Schreibmaschine gehackt hatte.
    Eine Woche war seit den Moyez-Morden vergangen. Der Fall war nicht nur im ganzen Land, sondern auf der ganzen Welt in die Nachrichten gekommen: Die schockierenden Bilder eines Mannes, der mitten im Herzen der Gerichtsbarkeit Miamis um sich schießt, waren in Milliarden Haushalte übertragen worden, hatten zweistündige Fernsehdokumentationen ausgelöst, Marathondebatten im Radio und zahllose Zeitungs- und Zeitschriftenartikel über den Niedergang der Stadt, die einst eine angenehme Ruhestandsidylle gewesen war, zum rechtlosen Kriegsgebiet. Wer zur Sensationslust neigte, reihte Miami hinter Moskau, Teheran, Kabul und San Salvador in die Liste der fünf gefährlichsten Städte der Welt ein. Bilder von der Schießerei landeten auf den Titelblättern der Time und der Newsweek . Schlecht fürs Geschäft. Ein Drittel aller Hotel- und Urlaubsbuchungen waren storniert worden, Flüge nach Miami waren halb leer, Flüge aus Miami heraus überbucht, das Gleiche galt für Züge und Busse. Der Fall war bei Max und Joe gelandet, weil sie die ersten Detectives am Tatort gewesen waren. Und beide wünschten sie, es wäre anders gekommen. Fälle von derartig hohem öffentlichem Interesse waren das Schlimmste, was einem passieren konnte, weil alle Welt, von Politikern und Vorgesetzten bis zu den Medien und der Öffentlichkeit, einem im Nacken saß und eine schnelle Lösung verlangte, am liebsten in Fernsehzeit, wie bei Starsky Hutch .
    Es hatte keinen Sinn, Eldon mit den guten Nachrichten einnebeln zu wollen, weil er zu den Leuten gehörte, die nach dem Schlechten im Guten suchten, nach dem Preisschild auf jeder Gefälligkeit, die ihnen jemand erwies. Ihm schilderte man zuerst das ganze Ausmaß des Desasters, um sich dann langsam zu den Dingen vorzuarbeiten, die ein Lächeln wert waren. Und tatsächlich hatte Max auch ein paar gute Neuigkeiten für ihn.
    Aber zuerst die schlechten.
    »Kein Treffer bei den Fingerabdrücken«, fuhr er fort, »keine Seriennummer auf der Waffe, die wurde abgefeilt. Die einzigen Fingerabdrücke auf der Waffe und den Projektilen stammen vom Schützen. Die Kleider kommen allesamt von JCPenney, einschließlich der Socken. Sämtliche Taschen waren leer. Die Schuhsohlen sind so gut wie neu, kaum benutzt, was bedeutet, dass er sie nur ganz kurz draußen getragen hat – ich würde sagen, nur für eine sehr kurze Distanz zum Gerichtsgebäude.« Max schaute kurz zu Joe hinüber, um zu sehen, ob der etwas hinzufügen wollte, auch wenn sie vereinbart hatten, dass Max ihre Erkenntnisse vorstellen und sie Eldons Fragen gemeinsam beantworten würden. Dann schlug er die letzte Seite seiner Notizen auf, die Zusammenfassung des Autopsieberichts.
    »Wer immer diesen Mann engagiert hat, kennt sich mit Spurensicherung aus. Die Finger- und Zehennägel des Schützen waren kurz geschnitten und sauber geschrubbt. Sämtliche Haare an seinem Körper waren nicht nur abrasiert, sondern mit Wachs entfernt.«
    »Okay, wir haben also absolut gar nichts richtig?«, sagte Eldon, verschränkte die Finger seiner schaufelgroßen Hände und beugte sich über die hochglanzlackierte Mahagoniplatte, die sein Schreibtisch war. Für einen Außenstehenden mochte der Schreibtisch im Vergleich zu Eldons Statur eine Nummer zu klein wirken, aber Max wusste, dass das mit Absicht und in voller Übereinstimmung mit Eldons Denkweise gewählt war: Der kleinere Schreibtisch ließ seinen Boss größer wirken, imposanter. Eldon war über eins achtzig groß und frisierte sich das ergrauende semmelblonde Haar zu einer mittelgroßen Schmalzlocke, die ihn noch ein paar Zentimeter größer machte.
    »Nicht ganz«, sagte Max. »Erinnerst du dich noch an den Toten im Primate Park ?«
    »Wie könnte ich vergessen, was ihr beide da für großartige Arbeit geleistet habt? Schon gehört, dass just heute Morgen zwei tote Gorillas von der US1

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