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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Doppelkinn. Sie arbeitete für Sixdeep, seit der wichtig genug geworden war, dass jemand für ihn den Papierkram erledigte.
    Das Telefon klingelte, aber sie ignorierte es. Sie war tief in den mechanischen Rhythmus ihrer Finger auf der Tastatur versunken, und ihre grünen Nägel und die Paspeln der Jacke, die über ihrem Stuhl hing, passten perfekt zu den phosphoreszierenden Buchstaben, die von links nach rechts über den schwarzen Bildschirm liefen. Sie war die allererste Mitarbeiterin des Miami PD gewesen, die mit einem Textverarbeitungsprogramm umzugehen gelernt hatte, und schätzungsweise eine von fünf bis sechs Leuten bei der MTF, die es auch beherrschten. Joe hatte sich für einen Abendkurs an der Miami University eingeschrieben, der in einem Monat anfangen sollte. Die Zukunft gehörte dem Computer, und er wollte den Entscheidern bei der Polizei um fünf Schritte voraus sein, genau wie mit dem Spanischunterricht.
    Max und Sixdeep waren oben auf dem Dach und besprachen irgendwelches geheimes Zeug, das ausgetüftelt wurde, wenn er nicht dabei war, womöglich redeten sie sogar über ihn. Max erzählte nie von diesen Gesprächen, und Joe hütete sich, ihn danach zu fragen. Max war Sixdeep gegenüber loyal; sie kannten sich seit vielen, vielen Jahren, seit Sixdeep Max damals in seinem Studio auf der 7th Avenue in Liberty City das Boxen beigebracht hatte. Wenn es je so weit kommen sollte, dass sein Boss das von ihm verlangte, dann würde Max ihn fallen lassen, da war sich Joe sicher. Er würde es nicht gern tun, aber er würde es tun. Max war ein großartiger Detective, ohne Zweifel, aber er war auch ein Soldat in Eldon Burns’ Privatarmee, er befolgte Befehle und führte Weisungen aus.
    Joe dachte oft darüber nach, dass er nur die zweite Geige nach Max Mingus, dem Starpolizisten, war. Er dachte an Lina und dass sie darüber geredet hatten, zusammenzuziehen, sich eine Wohnung oder vielleicht ein Haus zu suchen, aber in einem guten Viertel. Das kostete Geld. Er würde eine Beförderung brauchen und ein höheres Gehalt. Und dazu würde es nur kommen, wenn er weiter in Max’ Schlepptau schwamm und die Nummer des pflichtbewussten Hausniggers spielte. Es verletzte seinen Stolz, und es machte ihn wütend. Und er wusste, dass es für Horace Calderon, den zweiten Schwarzen in der MTF, nicht so war oder für Sara Valdeon, eine der wenigen Frauen im Team, ebenfalls schwarz. Sie gehörten Sixdeeps engstem Kreis an, sie waren Teil der Gang innerhalb der Gang, sie waren die Cutmen.
    Und der ganze Dreck, den er über die gehört hatte, reichte aus, die Kanalisation einer Großtstadt zehnmal zum Überlaufen zu bringen. Die Leute redeten viel über die Cutmen und noch viel mehr über Sixdeep – hauptsächlich die schwarzen Kollegen, ein paar von den jüngeren Latinos, nie die Weißen -, und keine dieser Geschichten war schön, geschweige denn legal. Einmal hatte er Max auf die Gerüchte angesprochen, aber sein Partner hatte ihm erzählt, das sei alles Blödsinn, Lügen, von missgünstigen Verlierern in Umlauf gebracht, damit die sich besser fühlten, weil sie es nicht so weit gebracht hatten. Joe sah das anders, aber das hatte er für sich behalten, um das Boot, in dem er saß, auf geradem und ruhigem Kurs zu halten.
    Spiel das Spiel, Bruder, sagte er sich. Eines Tages wirst du am Ruder sein.
     
    Max war gern auf dem Dach. Da oben wehte immer eine kühle, salzige Brise, die vom Meer kam, selbst an den heißesten Sommertagen, wenn die Atmosphäre ganz besonders drückend, die Luft von herannahenden Gewittern schwer und schwül war. Unten in den Straßen, wo die menschengemachten Abgase die Gerüche der Natur überdeckten, konnte man leicht vergessen, wie nah das Meer war. Dort unten herrschte vor allem der tote, schwere Geruch von Benzin, der in die Luft geblasen wurde, doch seit kurzem, seit in der ganzen Stadt Häuser abgerissen wurden, stieg Max gelegentlich der strenge Geruch von verbranntem Kordit in die Nase, besonders wenn die Abrissfirmen billigen, verbotenen Sprengstoff aus Südamerika einsetzten. Der Geruch machte ihn hochgradig nervös, als müsse er mitten durch eine Schießerei laufen und jeden Moment damit rechnen, in einen Hinterhalt zu geraten.
    Vom Dach aus konnte er weite Teile der Stadt überblicken: auf der einen Seite das gelblich graue Netz der Straßen und der niedrigen Gebäude, dazwischen knalliges tropisches Grün, das die Landschaft immer mehr dominierte, je weiter es aus der Stadt herausging. Und wenn

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