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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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viel von seiner Unschuld zu behalten, wie er sich in einem Land wie Haiti hatte bewahren können. Und er wirkte sogar glücklich mit Eldon.
    »Weißt du was, Max? Frankie erinnert mich an dich, wie du damals warst. Diese angeborene Aggressivität, dieses rohe Talent, das nur darauf wartet, geformt und in die richtige Richtung gelenkt zu werden«, sagte Eldon. Sein großes, schweißnasses Gesicht war hochrot und glänzte, sein Lächeln war von einem kosmetisch leuchtenden Weiß.
    Max dachte an sein vergangenes Leben zurück hier im Studio, an den Optimismus, die strahlende Zukunft, die großartigen Dinge, die er erreichen wollte, die Titel, um die er kämpfen und die er gewinnen wollte, und er verspürte eine leichte Übelkeit angesichts all dessen, was er verloren und verpasst hatte und wohin ihn seine gescheiterten Träume geführt hatten. Und auf einmal hatte er Angst um Frankie und fragte sich, was aus ihm werden würde, wenn er die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht erfüllte. Würde auch er ein Polizist werden, der zu viel trank, zu wenig schlief und sich beim besten Willen nicht erinnern konnte, wann genau er die Grenze überschritten hatte?
    »Du weißt, wie du sie kriegst, Eldon«, sagte er müde, und in seiner Stimme schwang ein Hauch Sarkasmus mit.
    »Klar weiß ich das«, entgegnete Eldon lachend. »Sieh dich an.«

19
     
    Eine Stunde später war Max wieder in der MTF, zum Umfallen müde. Die Wirkung des Benzedrins hatte nachgelassen. Seine Zunge fühlte sich an wie vulkanisierter Gummi, er hatte einen kupferartigen Geschmack im Mund, taube Schmerzen in den Armen und Beinen und einen Kater, der darauf lauerte, sich aus unermesslicher Höhe auf ihn zu stürzen. Mit Vorfreude dachte er daran, nach Hause zu fahren und zusammenzubrechen.
    Während er auf seinen Schreibtisch zusteuerte, bemerkte er Joe, der ihm, die dicken Arme vor der breiten Brust verschränkt, mit extrem vergrätzter Miene entgegenblickte.
    »Du sagtest, eine Stunde. Das waren vier.« Mit wütendem Blick verfolgte Joe, wie sich Max auf seinem Stuhl niederließ. Das Büro war gut besetzt. Alex Teixeira, der ihnen am nächsten saß, aß gerade aus einer gelben Styroporschale sein Mittagessen: schwarze Bohnen in dicker Soße, weißer Reis, gebratene Kochbananen und Avocado. Niemals rührte er Fleisch an, aber er leugnete stets, Vegetarier zu sein.
    »Hab eine Spur gefunden im Moyez-Fall. Der musste ich nachgehen.« Max zog die oberste Schublade auf und tat so, als würde er etwas suchen, um Joe nicht in die Augen sehen zu müssen.
    »Ach ja? Hast du den Täter im Well angetroffen? Wie heißt er denn? Jack Daniels?«, fauchte Joe.
    »Ich habe so einen Typen überprüft, Octavio Grossfeld …«, hob Max an und hielt inne, als ihm bewusst wurde, wie absurd das war, was da gerade aus seinem Munde kommen wollte: dass er das Comicbuch durchgesehen hatte und auf wundersame Weise genau da auf den Täter gestoßen war; dass er dann, einer Eingebung folgend, Pete Obregón angerufen hatte, der, haltet euch fest, zufällig eine Drogenkurierin in Haft genommen hatte, die aussagte, für den Verdächtigen zu arbeiten. Und dann musste er Joe nur noch dazu bringen, ihm das abzukaufen. Bei der MTF lernte man, jeden anzulügen, nur nicht die eigenen Leute. Das musste jeder auf eigene Verantwortung tun. »Können wir was trinken gehen?«, fragte er stattdessen.
    »Nein. Du hast genug getrunken. Du kriegst nichts mehr.« Joe schüttelte den Kopf. »Was du brauchst, ist ein kubanischer Kaffee, was zu essen und ein Aspirin, damit du wieder klar denken kannst. Und dann reden wir.«
     
    »Erinnerst du dich noch an unseren ersten Fall von dieser Sorte … den Fall Jerome Perabo? Einer von denen, die sich scheinbar ganz von selbst lösen. Über den habe ich mir endlos lang den Kopf zerbrochen. Ich meine, diese Spur kam doch aus dem Nichts, war es nicht so? Als wäre sie einfach so vom Himmel gefallen, weißt du?« Joe wischte sich den Mund ab, er war fertig mit dem Essen. Sie saßen auf der Calle Ocho, der Hauptstraße Little Havanas, in einem kleinen Restaurant gegenüber vom Maximo-Gomez-Park, wo die alten Männer Domino spielten, Zigarre rauchten, in Erinnerungen an die guten alten Zeiten schwelgten und auf den Singao Castro schimpften. Joe hatte auf Spanisch bestellt: Tortilla mit Shrimps und frisch gepressten Orangensaft. Max hatte sich für ein kubanisches Sandwich de Luxe entschieden: ein halbes Baguette, getoastet, mit gewürztem Schweinefleisch vom Grill,

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