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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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gewesen, vielleicht war sie jedes Mal so voller Hoffnung gewesen, dachte sie.
    Sie wusste es nicht mehr, sah nur, wie schrecklich es jedes Mal geendet hatte, sah nur die bekannte Hand, die ihren Bauch gepackt hatte und ihn so fest drückte, dass sie kaum noch Luft bekam.
    Was hatte sie getan, was hatten sie beide getan, dass sie diese grausame Strafe verdienten? Vier Jahre waren vergangen in einer endlosen Kette von Hoffnung und Verzweiflung. Es war so weit gekommen, dass sie, wenn sie Teenager mit ihren Babys auf der Straße sah, innerlich gebrüllt hatte: »Idioten! Idioten! Warum kann ich kein Baby haben, wenn jeder Idiot das schafft?«
    Sie holte tief Luft.
    Der Arzt hatte gesagt, dass er keine Ursache für die Fehlgeburten finden konnte und sie es einfach weiterversuchen sollten. Drew hatte nicht gemeint, dass er es überhaupt nicht mehr probieren wollte, sondern nur jetzt nicht. Und das war auch verständlich. Brad war … es lag erst eine gute Woche zurück. Sie schluckte schwer. Alle trauerten noch. Sie musste das respektieren.
    Sie nahm die Schachtel mit den Schlaftabletten aus ihrem Schrank, steckte sich eine in den Mund und schluckte sie mit einer Handvoll Wasser aus dem Hahn.
    Sie durfte Drew nicht verärgern. Sie musste versuchen, die Dinge für ihn und für die ganze Familie zusammenzuhalten. Nur so konnte es funktionieren. Nur so würde sie ihr Baby bekommen.

    Sie lag im Bett und sagte sich das immer wieder. Drew nicht verärgern, Drew nicht verärgern. Als sie wegdämmerte, hörte sie die Haustür und dann das leise Brummen des Autos, als er die Auffahrt hinunterfuhr.

Zweiundzwanzig
    Am folgenden Tag sah Sweeney in ihrem Büro die Post durch, als sie Jaybee aus dem Büro eines Kollegen treten sah.
    »Jaybee«, rief sie eine Spur zu überschwänglich, so dass Mrs Pitman aufsah und Jaybee zusammenzuckte.
    »Entschuldigung … Würde es Ihnen etwas ausmachen, kurz in mein Büro zu kommen? Ich möchte Sie etwas fragen.« Er folgte ihr brav in ihr Zimmer, und sie schloss die Tür hinter ihnen.
    Sie schluckte. »Das ist … mir sehr peinlich. Ich fühle mich schrecklich, weil ich Sie das frage, Jaybee. Vor ein paar Wochen habe ich Brad auf meine Karte einige Bücher aus der Bibliothek geliehen. Die Bibliothek hat angerufen, ich muss sie wieder zurückbringen, aber ich will seine Familie nicht damit behelligen.«
    Seine Schläfenmuskeln zuckten. »Ich denke nicht, dass ich …«
    »Ich weiß, ich weiß. Ich wollte Sie auch nicht darum bitten, extra in sein Zimmer zu gehen. Ich dachte, Sie könnten mir einfach den Schlüssel ausborgen. Die Polizei habe ich schon gefragt, die Beamten haben nichts dagegen. Sie haben bloß nicht genug Zeit, mich zu begleiten und … ich weiß, es klingt komisch, jetzt an Bücher zu denken. Aber ich muss ein paar andere Titel ausleihen, die ich erst bekomme, wenn ich die alten zurückgegeben habe.«
    Jaybee schien zu überlegen, was er tun sollte. »Ich habe
keinen Schlüssel, den habe ich der Polizei gegeben. Aber es gibt noch einen in dem Blumentopf neben der Tür, unter dem Stein. Wir bewahren ihn dort auf, damit man immer rein kann, Sie wissen ja … Sie können ihn benutzen, wenn Sie wollen.« Er sah misstrauisch aus und Sweeney suchte nach einem Argument, das ihn beruhigte.
    »Danke, vielen Dank. Ich lege ihn sofort wieder zurück. Das kann ja unter uns bleiben, finden Sie nicht auch? Brads Familie könnte denken, dass diese Aktion etwas, ich weiß nicht, herzlos oder so etwas ist.«
    »Okay«, erwiderte er und musterte sie immer noch misstrauisch. »Ich sage kein Wort.«
     
    »Nein«, sagte Toby, als sie bei ihm vorbeischaute.
    »Komm schon. Wenn es jemand anders gäbe, den ich fragen könnte, würde ich es tun. Bitte. Es dauert nur eine Viertelstunde.«
    »Nein.« Er räumte seine Wohnung auf, eine Beschäftigung, der er immer nachging, wenn Sweeney zu Besuch war. Toby konnte nicht besonders gut Ordnung halten und rang sich immer nur dann zum Saubermachen durch, wenn er jemanden hatte, mit dem er sich dabei unterhalten konnte. Er wohnte in einer überladenen Wohnung mit unzähligen Büchern in einem alten, viktorianischen Haus wenige Blöcke vom Campus entfernt.
    »Bitte.«
    »Sweeney, gerade ich weiß, wohin dein Detektivspielen führt. Warum sollte ich dir helfen?«
    Gekränkt sah sie zu ihm auf.
    »Schon gut. Es tut mir leid, das war nicht fair.«
    »Bitte. Ich bin gar nicht an dem Fall interessiert - und erst recht nicht an dem Mord. Es geht um den Trauerschmuck

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