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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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ziemlich unscheinbar aus«, sagte er. »Ich wollte an der Seite eine Glaswand einsetzen und einen blauen Anstrich machen, die Vorschriften zur Bewahrung historischer Gebäude sind allerdings ziemlich streng. Aber warten Sie erst mal ab, bis Sie drinnen sind.«
    Sie betraten durch eine rot gestrichene Tür das Grundstück.
»Dieses Haus befindet sich schon seit Jahren in unserem Familienbesitz und mein Vater hat es mir vor ein paar Jahren vermacht«, erklärte Jack. »Ich habe seitdem immer etwas daran gemacht. Ich wohne im zweiten und dritten Stock, den ersten Stock habe ich ausgeräumt und in mein Atelier umgewandelt. Meine Ausrüstung besteht aus vielen schweren Teilen, Sägen, Schleifmaschinen und so weiter. Diese Dinge müssen so nah wie möglich am Fundament aufbewahrt werden.«
    Er öffnete die Haustür und machte einen Schritt zur Seite, damit sie eintreten konnte.
    Sie standen in einem riesigen Raum, an dessen Seite eine Wendeltreppe aus rostfreiem Stahl nach oben führte, vorbei am zweiten und dritten Stock bis zu einem großen Oberlicht. Sweeney stand direkt darunter und sah in die Nacht hinaus.
    Die Wände des Ateliers waren blutrot gestrichen und es gab ein paar Leinwände, weiße Flächen, die mit Linien in dunkelroter Farbe bekritzelt waren. Eine ganze Seite des Ateliers war mit großen Maschinen voll gestellt, Rundsägen und allen möglichen anderen Werkzeugen.
    Aber auf der restlichen Atelierfläche, so als wäre es ein Park mit lauter Menschen in Bewegung, standen seine merkwürdigen Figuren aus Holz und Metall, ihre Gliedmaßen in so viele verschiedene Richtungen abgewinkelt, als würden sie sich tatsächlich bewegen. Obwohl sie aus unterschiedlichen Holzsorten gefertigt waren und durch verschiedene Mechanismen zusammengehalten wurden - Bolzen, Schrauben, Schnüren -, ähnelten sie sich alle. Natürlich waren sie alle von einem Künstler geschaffen worden. Aber sie repräsentierten unterschiedliche Gemütszustände. Eine laufende Figur, ihre langen, Giacometti-ähnlichen Beine machten gerade einen Schritt, ihre Arme baumelten an den Seiten hin und her, drückte reine Freude aus. Eine andere große männliche Figur stand aufrecht und gestikulierte mit den Armen, als hielte sie eine Rede.

    »Was war das denn?«, fragte Sweeney und zeigte auf einen Haufen aus Trümmern. Sie konnte hier und da ein Körperteil erkennen, die Kanten des behauenen Holzes waren gesplittert und scharf.
    »Oh … das war ein … ein Fehler.« Er führte sie zu einer hoch gewachsenen Figur, offensichtlich weiblich, die eine schüchterne Haltung hatte, als ob sie sittsam ein wenig flirtete.
    »Ich habe mit Frauen angefangen«, sagte er. »Als meine letzte Freundin die Beziehung beendet hat, hat sie mir vorgeworfen, dass ich nie Frauen gemacht habe. Sie hat das damit erklärt, dass mir jegliches Verständnis für Frauen abginge. Was halten Sie von dieser hier?«
    Sweeney musterte die Skulptur. »Sie ist hübsch, aber … ich weiß auch nicht.«
    »Sie ist beschränkt.«
    Überrascht sah sie zu ihm auf. Genau das war ihr auch durch den Kopf gegangen.
    »Nicht in negativem Sinne. Eher irgendwie unschuldig. Ein bisschen … ich weiß nicht … knabenhaft.«
    »Großartig.« Er legte beiläufig den Arm um sie und sie verspürte abwechselnd das Bedürfnis, sich an ihn zu schmiegen und sich gegen seine Umarmung zu sträuben.
    »Möchten Sie einen Drink? Ich zeige Ihnen die restlichen Räume.«
    Sie zögerte und sagte dann: »Okay.«
    »Sie brauchen nicht so ängstlich zu schauen. Ich werde Sie schon nicht beißen.« Er lachte.
    Sweeney versuchte, ebenfalls zu lachen. »Ich habe keine Angst, es ist nur …«
    »Was?«
    »Nichts. Lassen Sie uns etwas trinken.«
    Sie stiegen die Wendeltreppe hinauf und traten in einen offenen Wohnraum mit einer nagelneuen Küche für Gourmetköche, die von dem großen Wohn- und Esszimmer durch einen Tresen aus Ahorn und Marmor abgeteilt war.

    Jack ging in die Küche und schenkte zwei Scotchgläser voll. Eines reichte er Sweeney und deutete auf das Sofa im Wohnzimmer. Es war alt, der Holzrahmen im Art-déco-Stil, die Polsterung mit hellblauem Seidenstoff bezogen, aber es passte perfekt in das sonst modern eingerichtete Zimmer. Sweeney betrachtete eine Gemäldeserie, die blaue Felder in verschiedenen Größen und Farbabstufungen darstellte. An einer Wand hing eine lange Peitsche aus schwarzem Leder. Das dunkle Leder warf einen schlangenförmigen Schatten auf die helle Wand.
    »Ihr Haus gefällt mir«,

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