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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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aber wenn die Familie etwas vertuschen wollte, hat sie vermutlich ein früheres Geburtsdatum eintragen lassen.« Sie verstummte. »Es gibt aber auch noch einen anderen Weg.«
    Quinn streichelte den Rücken des Babys und musterte sie. »Ja?«
    »Wie wäre das, wenn wir durch einen DNA-Test die Vaterschaft ermitteln könnten?«
    »Aber wie können wir Gewebeproben von jemandem bekommen, der seit hundertfünfzig Jahren tot ist?«
    »Wir haben den Schmuck«, erläuterte Sweeney. »Die Kette und das Medaillon enthalten beide Charles’ Haare. Sie müssen nur eine Probe davon nehmen. Das ist zwar unsicher, denn man braucht dafür die Haarwurzel. Wenn es abgeschnitten wurde, funktioniert es nicht. Aber wenn es ausgerissen wurde, könnte für den Test genügend Material vorhanden sein. Immerhin haben wir eine kleine Chance. Sie haben doch Zugang zum forensischen Labor? Schon wenig Haar ist ausreichend, um herauszufinden, ob die beiden Personen miteinander verwandt sind. Wenn nicht, wissen wir, dass Edmund
Putnam nicht der Sohn von Charles Putnam gewesen sein kann. Und wenn das tatsächlich stimmt und Brad darauf gestoßen ist, als er sich mit dem Trauerschmuck befasst hat, liefert uns das ein Motiv für den Mord.«
    »In Ordnung, aber selbst wenn ich das tun könnte, was ich nicht glaube … Aber wenn ich es könnte, woher bekommen Sie dann eine Probe für den Vergleich?«, wollte er wissen. »Die Putnams verhalten sich sehr unkooperativ, und ich weiß nicht, ob ich überzeugende Gründe habe, um DNA-Proben einzufordern.«
    Sweeney ließ sich mit ihrer Antwort Zeit. »Ja, daran habe ich auch schon gedacht. Ich bin sicher, das Labor hat Proben von Brads DNA, für den Fall, dass später Material für einen Vergleich benötigt wird.«
    Quinn hob die Brauen und nickte. Die Idee begann ihm zu gefallen. »Ich weiß nicht. Ein Freund von mir arbeitet im Labor. Lassen Sie mich erst sehen, was er meint. Aber ich kann nichts versprechen.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Sie gähnte. Die Uhr über dem Fernseher zeigte zwei. »In der Zwischenzeit werde ich mich um das Testament und die Geburtsurkunde kümmern, vielleicht finde ich da etwas.«
    »Ich werde Ihnen mitteilen, was mein Kollege sagt.« Das Baby machte sich erneut bemerkbar, und er hob es hoch in die Luft, hielt es über seinem Kopf und lächelte ihm zu. Das kleine, zerknautschte Gesicht verzog sich zu etwas Ähnlichem wie einem Lächeln.
    »Es hat mich sehr gefreut, dich kennen zu lernen, Megan«, verabschiedete sich Sweeney und lächelte ihr ebenfalls zu. An Quinn gewandt sagte sie: »Sie ist wirklich sehr hübsch.«
    »Danke.« Für den Bruchteil einer Sekunde grinste er, dann stand er auf und begleitete sie zur Tür. »Wenn Sie etwas Neues erfahren, informieren Sie mich bitte.«

Neunundzwanzig
    Der Teekessel pfiff.
    Andrew Putnam zuckte zusammen. Er war am Küchentisch beim Zeitunglesen eingedöst. Nun ging er zum Herd, drehte die Gasflamme aus und suchte in verschiedenen Schubladen nach der Dose mit den Earl-Grey-Beuteln.
    Normalerweise machte Greta das für ihn, aber seit Brads Tod hatte er sie nicht mehr um sich haben können und ihr einen Monat frei gegeben, damit sie ihre Mutter in München besuchen konnte. Die Kinder hatten sich Sorgen gemacht, weil er jetzt allein war und befürchtet, dass alles drunter und drüber gehen würde. Cammie hatte angeboten, für eine Weile zu ihm zu ziehen, aber er hatte sie davon überzeugen können, dass er allein zurechtkam.
    Er goss das heiße Wasser auf den Teebeutel im Becher und ließ ihn einige Minuten lang ziehen, bevor er ihn herausnahm und Milch dazuschenkte. Der warme Becher fühlte sich gut an in seiner Hand. Eines der ersten Dinge, die er bei den Treffen der Anonymen Alkoholiker registriert hatte, waren die dampfenden Kaffee- oder Teebecher und die kleinen Gruppen nervöser Leute gewesen, die draußen standen und geraucht hatten. Alkoholiker ersetzten eine Sucht durch eine andere, harmlosere. Aber das Gurgeln des heißen Wassers in dem Becher war ein erbärmlicher Ersatz für das laute Rattern der Eiswürfel in einem Cocktailshaker. Er nahm den Tee mit in sein Arbeitszimmer und setzte sich an den Schreibtisch.

    Dann griff er - es musste heute bereits das vierzigste Mal sein - zum Telefonhörer, um Kitty anzurufen.
    Kitty. Er hatte sie in den vergangenen zwei Wochen häufiger getroffen als in den letzten beiden Jahren, und er hatte fast ein schlechtes Gewissen, weil es ihm so guttat, sie zu sehen. Als er nach Newport gekommen

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