Der Toyota Weg
jeweiligen Bereichs (inklusive Schlüsselzulieferer für jeden Bereich) im Planvergleich, entwicklungsspezifische Grafiken, Wettbewerbsanalysen, Qualitätsinformationen, Schaubilder zu den verfügbaren Arbeitskräften, zum Finanzstatus und andere wichtige Performance-Indikatoren. Diese Instrumente können von jedem Teammitglied überprüft werden. Jede Abweichung vom Zeitplan oder den Performance-Zielen ist im
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für alle ersichtlich.
Der
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ist eine Art Hochsicherheitstrakt, zu dem nur die ausgewiesenen Repräsentanten der involvierten Funktionsbereiche Zutritt haben. Toyota hat die Erfahrung gemacht, dass das
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-Teamsystem eine schnelle und akkurate Entscheidungsfindung ermöglicht, die Kommunikation verbessert, die Zielausrichtung wahrt, die Sammlung von Information beschleunigt und das wichtige Gefühl der Gruppenzugehörigkeit vermittelt. Zur Zeit meines Gesprächs mit Ichiro („Michael Jordan“) Suzuki, dem Chefingenieur der ersten Lexus-Generation, befand dieser sich im Toyota Technical Center, um die Ingenieure vor Ort in das Geheimnis exzellenter technischer Entwicklung einzuweihen. Sein Fokus bei diesem Vorhaben lag dabei auf visuellem Management. Suzuki betonte die Bedeutung der Verwendung von visuellen Managementschaubildern und -grafiken für jedes Gebiet (Zeitplan, Kosten etc. auf einem einzigen Blatt Papier). Er wies außerdem darauf hin, dass „die elektronische Überwachung über einen Bildschirm sinnlos ist, wenn nur eine Person vor diesem Bildschirm sitzt. Visuelle Managementcharts müssen alle ansprechen und eine funktionsübergreifende Kommunikation ermöglichen.“
A3-Berichte: Alles Notwendige auf einer Seite
Als ich David Baxter, Vice President des Toyota Technical Center interviewte, war er wegen eines Berichts, an dem er arbeitete, ein wenig nervös. Es handelte sich dabei um den Budgetvorschlag für das gesamte Center. Die ganze Zeit, während derer er über diesen Bericht sprach, sah ich vor meinem geistigen Auge ein großes, buchähnliches Dokument.Plötzlich dämmerte mir, dass Baxter über ein Blatt Papier im A3-Format sprach, und dass er das gesamte Budget und seine Begründung auf einer einzigen Seite unterbrachte. Toyota ist sehr unnachgiebig, wenn es darum geht, Manager und Mitarbeiter dazu anzuhalten, alle wichtigen Informationen auf einer einzigen Seite im A3-Format darzustellen. Warum A3? Weil das das größtmögliche Faxformat ist. Ein typischer A3-Bericht ist kein Memo, sondern ein echter Bericht, mit dem ein Prozess dokumentiert wird. Ein Problemlösungsbericht würde zum Beispiel kurz und prägnant das Problem schildern, die aktuelle Situation darstellen, die Ursache benennen, alternative Lösungsmaßnahmen vorschlagen, einen konkreten Lösungsvorschlag unterbreiten und eine Kosten-Nutzen-Analyse aufstellen. All das würde auf einer Seite dargestellt, inklusive möglichst vieler Grafiken und Zahlen. In den letzten Jahren forciert Toyota eine Reduzierung auf A4-Format, aus der Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. Der einfallsreiche Prozess für die Entwicklung von A3-Berichten wird in Kapitel 19 noch ausführlicher behandelt.
Eine ausgeprägte Sichtbarkeit durch die Verbindung von Technologie und Systemen, die auf die menschliche Sinnesorientierung ausgerichtet sind
In der heutigen Welt der Computer, der Informationstechnologie und Automatisierung, ist ein Ziel das papierlose Büro bzw. die papierlose Fabrik. Man kann heute per Computer und Internet sowie das firmeneigene Intranet in Lichtgeschwindigkeit riesige Text- und Bilddatenbanken abrufen und die Informationen per E-Mail oder über andere Software mit anderen teilen. Wie wir im nächsten Kapitel sehen werden, hat Toyota sich gegen diesen IT-fokussierten Trend gestellt. Wie Suzuki schon sagte, ist die Betrachtung eines Computerbildschirms typischerweise eine isolierte Aktivität einer Person. Die Arbeit in einer virtuellen Welt entfremdet die Beteiligten von zupackender Teamarbeit und – noch wichtiger – entfremdet den Nutzer typischerweise von den Orten, an denen die „eigentliche“ Arbeit erledigt wird (es sei denn, die eigentliche Arbeit werde am Computer verrichtet).
Der Toyota-Weg anerkennt, dass das visuelle Management den Menschen sehr entgegenkommt, denn wir sind sinnesorientierte Wesen. Am Arbeitsplatz sollten die besten visuellen Indikatoren verwendet werden. Sie springen einem sozusagen ins Gesicht und weisen durch akustische, optische und haptische Signale auf den Standard hin
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