Der Toyota Weg

Herausforderung, den Markttrends stets einen Schritt voraus zu sein, nicht gerecht wurde, und so wurde das Konzept für den Lexus geboren.
    Eine solch herkulische Aufgabe konnte nicht irgendjemandem übertragen werden. In diesem Fall betraute man damit einen der besten und am meisten verehrten Chefentwickler in Toyotas Geschichte, Ichiro Suzuki, der mir als „Michael Jordan der Chefingenieure“ und wandelnde Toyota-Legende präsentiert wurde. Seine Kommentare, die ich in diesem Kapitel wiedergebe, stammen aus einem Interview, das ich im April 2002 im Toyota Technical Center in Ann Arbor, Michigan, mit ihm geführt habe, nur wenige Monate, bevor er wirklich in den Ruhestand ging. Toyota hatte ihn zuvor bereits aus seinem Ruhestand geholt und zum Executive Advisory Engineer – einer Art technischen Berater auf höchster Ebene – ernannt. Man konnte sagen, dass er eine letzte Pflichtübung vollzog, indem er die jüngere Generation lehrte, was es hieß, ein herausragender Ingenieur bei Toyota zu sein (9. Prinzip,
Entwickeln Sie Führungskräfte, die alle Arbeitsabläufe genau kennen und verstehen, die die Unternehmensphilosophie vorleben und sie anderen vermitteln
.)
    Den Kunden zuhören und sich am Wettbewerb messen
    Ein gutes Konzept mit den damit einhergehenden Zielen zu entwickeln, ist das A und O eines jeden Modellentwicklungsprogramms. Wenn das Konzept nicht genügend durchdacht ist, der Markt nicht richtig identifiziert und bestimmt wurde, wie sich das neue Modell durchsetzen kann, dann nützt auch die beste Umsetzung nichts. Effizienz ist nicht das gleiche wie Effektivität, soweit die Entwicklung eines neuen Produkts betroffen ist. Effektivität beginnt mit dem, was salopp „Fuzzy Front End“ genannt wird und letztlich eine marktorientierte Innovationsstrategie ist, wobei Meinungen und qualitative Daten oft eine größere Rolle spielen als die präzise wissenschaftliche und technische Analyse. Nach dem Schema des Toyota-Wegs bedeutet eine gründliche Abwägung im Rahmen der Entscheidungsfindung (13. Prinzip,
Treffen Sie Entscheidungen mit Bedacht und nach dem Konsensprinzip. Wägen Sie alle Alternativen sorgfältig ab, aber setzen Sie die getroffene Entscheidung zügig um
) eine sorgfältige Erwägung aller Vor- und Nachteile sämtlicher möglicher Lösungen auf Basis von Fakten, bevor man sich auf einen Kurs festlegt. Der Lexus begann mit einer gründlichen Bewertung der Ziele des neuen Modells, die von äußerst versierten und erfahrenen Ingenieuren durchgeführtwurde. Um die Ziele festzulegen, untersuchte Suzuki seine Wettbewerber mit äußerster Gründlichkeit.
    Suzuki startete mit Fokusgruppen-Interviews in einem Marriott Hotel in Long Island, USA – einer ziemlich wohlhabenden Gegend. Dabei handelte es sich nicht um eine groß angelegte Untersuchung, sondern eher um zwei Gruppen von jeweils einem knappen Dutzend Teilnehmer. Die einzelnen Gruppenmitglieder erhielten die Aufgabe, sich auf bestimmte Automarken zu konzentrieren, die sie besaßen. Zum Beispiel besaßen in Gruppe A vier Teilnehmer einen Audi 5000, ein Teilnehmer einen BMW 528, zwei fuhren einen Benz 190E und drei fuhren einen Volvo 740/760. Gruppe B war von ähnlicher Zusammensetzung. Suzuki klassifizierte die Antworten nach Gründen für den Kauf des jeweiligen Autos, Gründen für die Ablehnung anderer Autos derselben Preisklasse, sowie nach dem Image, das unterschiedliche Autos in den Augen der Teilnehmer genossen. Er kondensierte die Ergebnisse zu Tabellen und fasste sie qualitativ zusammen, indem er Begriffe verwendete, die eher emotional als wissenschaftlich präzise waren (siehe Abb. 5.1 und 5.2).
    Abbildung 5.1 listet die Gründe für Kauf oder Ablehnung auf. Hier gibt es keine Überraschungen, aber es ist bemerkenswert, wie prägnant die Tabelle das wiedergibt, was viele von uns Mitte der 1980er Jahre über diese Fahrzeugmarken gedacht und gefühlt haben. In wenigen Worten wird so viel klar: Das ist ein Teil des visuellen Managements von Toyota, das im 7. Prinzip
Nutzen Sie visuelle Kontrollen, damit keine Probleme verborgen bleiben
zum Ausdruck kommt. Mit dieser Tabelle bemüht sich Suzuki, das Wesentliche auf einem Blatt Papier zu kommunizieren, so dass der Leser die wichtigsten Punkte für eine Entscheidungsfindung auf einen Blick sieht.
     
 
Kaufgrund
Ablehnungsgrund
Mercedes
Qualität, Wertinvestition, robust
zu klein, weniger gestylt (gegenüber BMW)
BMW
Stil, Handhabung, Funktionalität
hat jeder
Audi
Stil,