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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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lächerlich zu spüren, wie sich sein Magen wegen eines mageren Bettlerjungen verkrampfte. Lächerlich, wie er versuchte, ihn einzuschüchtern, indem er zu ihm hinüberlief, größer, breiter und ganz sicher sauberer, bis der Bursche den Kopf in den Nacken legen musste, um Augenkontakt zu halten. Mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung bekam Kit den Dolch zu greifen. Der Junge zuckte überrascht zusammen, aber das war auch schon alles.
    »Schöne Arbeit. Burke & Boone, nehme ich an.«
    »Stimmt. Habe einen Kerl dafür umgelegt.«
    »Na klar.« Er untersuchte die Klinge, die seidige glänzende Schneide aus gehämmertem Stahl und die schwache, dunkle Linie entlang der Kante, die von seinem Blut stammte.
    »Wie hast du es geschafft, in mein Haus einzudringen … Zane?«
    »Fenster im Salon. Billiges Schloss«, fügte der Junge hämisch hinzu. »Schäbige Arbeit.«
    »Werde mich darum kümmern.« Christoff lockerte das dreckige Hemd, wischte die Klinge sorgfältig am Stoff ab, bis das Blut verschwunden war, und ließ den Dolch dann wieder in die Handfläche des Jungen sinken. »Und in der Zwischenzeit kannst du den gleichen Weg als Ausgang nutzen. Sofort.«

    Der Knabe zögerte, und seine Faust ballte sich um das Heft.
    »Nun los«, drängte Rue, noch immer sanft, und endlich nickte er und warf ihr einen letzten Blick zu, ehe er in die Dunkelheit davontrottete. Sie rief ihm mit lauterer Stimme hinterher: »Und lass nichts mitgehen.«
    Zane antwortete nicht.
    »Es scheint, als bräuchte ich einen Wachhund«, bemerkte Kit und lauschte auf die Schritte, die bemerkenswert leise über den Marmorboden seines Hauses huschten.
    »Er würde nicht viel nutzen.« Sie brach ab und horchte, ebenso wie er, auf das beinahe lautlose Quietschen, als das Fenster eine Etage unter ihnen geöffnet wurde.
    »Er hat einen ganz eigenen Umgang mit Tieren.«
    »Kaum erstaunlich, nehme ich an. Er scheint selbst mehr ein Tier als alles andere zu sein.«
    »Eine Eigenschaft, die Euer Lordschaft sicherlich vertraut ist.«
    Er warf ihr ein schwaches Lächeln zu und senkte den Blick zu dem blassen Dreieck zwischen ihren Brüsten, das der Umhang freiließ. »Sicherlich.«
    Er hätte ihre Reaktion voraussagen können: Sie machte einen Schritt zurück, fing sich dann aber wieder und hob das Kinn. Rue verdrehte ihm den Kopf, so bezaubernd, trotzig und neugierig, wie sie gleichzeitig war. Eine widersprüchliche Mischung aus damenhafter Sanftheit mit der verschlagenen Gerissenheit eines Kriegsherrn. Rue, die stahl und log und Widerstand ausübte in einem Raum voller mächtiger Männer, nur weil sie wusste, wie es zu tun war. Die sich auf nasse Hunde und streunende Kinder mit Messern verließ. Die ihre Eigenständigkeit wie einen Mantel trug und küsste, als kenne sie die dunkelsten Ecken seines Herzens, als kenne sie ihn und als wäre das noch nie anders gewesen.

    »Weiß er, was du bist?«, fragte er. »Deine kleine Promenadenmischung?«
    Sie reckte das Kinn noch höher. »Ja.«
    »Das ist ein gefährliches Geheimnis, Maus. Wenn der Rat dies herausfindet …«
    »Zane würde mich nie enttäuschen«, setzte sie sofort zu Zanes Verteidigung an.
    Er schwieg einen Moment lang, überdachte seine Argumente, wog die Risiken ab und führte sich verschiedene Szenarien und deren Folgen vor Augen. Am Ende sagte er lediglich: »Hoffentlich nicht.«
    Es schien wenig wahrscheinlich, dass sie es ihm verzeihen würde, wenn er den Jungen töten müsste.
    In der kurzen Zeit, die er jetzt wach war, hatte sich das Licht im Zimmer verändert und war von einem gedämpften Schwarz zu Zinn übergangen, und langsam erreichte das schwache, graue Licht das Bett und die Ohrensessel und den Kaminsims. Er konnte ihre Augen jetzt deutlicher sehen, die Farbe ihrer Lippen, das grüne und rostfarbene Paisley-Muster mit der Borte in Eisvogelblau … Bald würde die Sonne aufgehen.
    Er war müde. Er konnte nicht mehr als eine Stunde geschlafen haben, und genauso fühlte er sich. Aber jenseits des Schlafbedürfnisses, hinter der Bedrohung durch den Straßenbengel und der ständigen Beunruhigung wegen des Diamanten, gestand sich Kit ein, wollte er nichts mehr, als Rues Hand ergreifen und sie zurück zu seinem leeren Bett führen, um sie nackt und wunderbar an seiner Haut zu spüren. Und warum auch nicht? Sie war hier, er war hier … die Laken waren bereits warm …
    Während sich seine Gedanken der Phantasie hingaben - ihr Umhang rutschte ihr von der Schulter, ihr Haar strich über
seine

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