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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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aus, und aus der Entfernung fühlte er sich auch nicht so an. Er bestand aus Eis und Marmor und etwas Neuem, etwas, auf das sie ein oder zwei Male während der schlimmsten Extremsituationen einen Blick erhascht hatte, aber das war alles.
    Ein verdunkeltes Herz.
    Seine Lippen bewegten sich. Er trug Kleidung, die sie schon zahllose Male an ihm gesehen hatte: ein gestärktes Hemd ohne Weste, Kniehosen aus Hirschleder und hohe braune Stiefel. Die Sonne fiel in einem schrägen Winkel aus westlicher Richtung in den Raum und ließ sein einfaches ländliches Gewand in Gold und Feuer aufleuchten. Das Haar trug er offen. Im natürlichen Licht schimmerte es in allen satten Schattierungen von Blond. Dies war das Einzige an ihm, das noch irgendwie - menschlich wirkte. Jedes Atom im Raum schien von ihm angezogen zu werden, aufgeladen und leuchtend und gefährlich, und nur ein Drache brachte das zustande.
    Sein Gesicht wirkte kantig, hart und eisig, und er stand so unbeweglich da, als wüchse er aufrecht aus dem Podest, aus dem Herrenhaus selbst und dem wilden Himmel und den Bäumen und dem Blut der Erde. Sein Blick wanderte mit einer
Intensität über die Menge, die mehr als ein paar der jüngeren Mädchen die Augen vor Angst weit aufreißen ließ.
    Rue war gegangen, befand sich nicht länger an der Seite ihrer Zweitgeborenen; Joan stand jetzt stattdessen neben ihr, und die Schwestern fassten sich an den Händen und beobachteten gemeinsam, wie das, was von dem ältesten Sohn übrig war, abblätterte, eine imaginäre Haut, die gefror und aufbrach, bis nur noch der Alpha vor ihnen stand, ein Tier, das niemals die Stimme hob, nie die Position veränderte. Er fesselte den Stamm mit nichts weiter als ein paar leise gesprochenen Sätzen.
    »Unsere Zeit ist gekommen. Geht davon aus, dass es sich bei allen Fremden in der Grafschaft um Sanf handelt, ganz gleich, was sie sagen. Tötet sie, wenn ihr keine andere Wahl habt, oder hebt sie für mich auf.«
    Ein Paar von Staren flog über den Himmel im Fenster hinter ihm, schwarz und schnell; sie gerieten vor dem Hintergrund aus grünen Wäldern schnell außer Sicht.
    Der Alpha sagte: »Haltet euch nicht zurück.«

23
    Heutzutage ist es Gegenstand so mancher Debatten unter den Drákon, ob der Draumr -Stein tatsächlich existiert.
    Selbstverständlich führt man solche Streitgespräche mit äußerster Höflichkeit. Drachen-Damen in Spitzen und Korsetts trinken ihren Tee in modischen Wohnzimmern und senken ihren Ton zu einem kehligen Murmeln. Sie sitzen mit gekreuzten Knöcheln da und lächeln einander an, wobei sie gelegentlich sehr weiß glitzernde Zähne zeigen.

    Unsere Männer tun beinahe das Gleiche, stehen in prächtigen Kartenzimmern herum, mit an den Hüften befestigten Degen aus spanischem Gold und Edelsteinen, ihre eleganten Hände von Ringen aus Karneol und Topas beschwert, die alle ein subtiles Lied singen.
    Sie bringen keine sie verbindenden Schlussfolgerungen zustande.
    Wie könnten sie auch? Diese Drachen vernahmen nie das lockende Lied des Diamanten, jedenfalls nicht wirklich und wahrhaftig. Ab und zu hebt eine Drákon unter ihnen vielleicht den Kopf von den Kleinigkeiten ihres Tages, weil ihre Aufmerksamkeit von ein paar schwachen Tönen gefesselt wird, die anscheinend aus dem Nichts zu kommen scheinen, um sie zu umhüllen, sich mit zerstörerischer Seligkeit in ihre Knochen zu flechten. Geboren aus Echos, sich in Echos auflösend, sind sie auch schon in dem Augenblick verschwunden, in dem ihre Lippen dieses erste, entzückte Keuchen formen.
    Sie wird sich in dieser Nacht in ihr Bett zurückziehen und Schmerz empfinden, wenn sie sich daran erinnert, wie es sich anfühlte. Sie wird sich fragen, ob sie Fieber hat, ob es nichts als ein Traum gewesen ist. Letztendlich ist es der träumende Diamant gewesen.
    Und ja, er ist echt. So viele unter uns glauben nicht länger daran, aber ich bin dort gewesen, ich fiel seiner Boshaftigkeit öfter zum Opfer als beinahe alle anderen unserer Art, und als Draumr und ich das letzte Mal aufeinander stießen, hatte ich die Kunst gemeistert, seine Macht für mich selbst zu nutzen.
    Hätte ich heute diesen Diamanten - selbst nur einen Teil von ihm -, wer weiß, was ich damit tun könnte.
    Höchste Freude ist ein beredter Antrieb.
    Schmerz selbstverständlich auch.

24
    Dies war London. Sie war sich sicher, dass es so sein musste, obwohl sie nicht einen Blick auf die Stadt erhascht hatte. Man hatte sie in einer Kutsche dorthin gebracht, von Pferden

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