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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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ich jedoch: nicht ins Gesicht.«
    Ihre Lippen zuckten. Sie schien die von ihm angesprochene Behandlung ernstlich in Betracht zu ziehen. Er warf einen kurzen Blick auf die Innenseite der Tür; unübersehbar befand sich dort eine Reihe frischer Dellen.
    Nach einem Augenblick sagte sie ruhiger als zuvor: »Ich sah keinen Sinn darin, mir die Hände zu ruinieren.«
    »Das freut mich. Es sind wunderschöne Hände.«
    »Wo sind Sie gewesen?«
    Kimber schüttelte den Kopf, dann musterte er seine Stiefel. Die Spuren von nassem Gras verunzierten noch immer das Leder. »Wollen Sie mitkommen und mit mir essen? Ich könnte Ihren Rat brauchen. Von König zu König.«
    Mindestens eine Minute verstrich. Als er den Blick wieder hob, um Maricara anzuschauen, erwiderte sie ihn, zuckte mit den Schultern und ließ dann klappernd das hölzerne Stuhlbein fallen. »Also gut.« Sie drehte sich um, ging weiter in das Zimmer hinein zu ihrem geöffneten, vor der Wand stehenden Koffer und zog in einem plötzlichen zinnoberroten Aufblitzen ein Kleid heraus.
    »Kein Fisch«, sagte sie über die Schulter.
    »Einverstanden. Ich bin selbst ein Rindfleisch-und-Bratensoße-Mann.«

    »Bleiben Sie im Korridor. Schließen Sie keinesfalls die Tür.«
    Er fügte sich. Zuerst mit dem Rücken, dann mit dem Kopf an die Wand gelehnt, schloss er die Augen, lauschte den leisen, raschen Geräuschen, unter denen sich die Prinzessin ankleidete, sah im Geist die verzweifelten Gesichter von Honor Carlisles Eltern, die ihn anflehten, für die sichere Rückkehr ihrer Tochter zu sorgen.
    Wie die Hand des Mannes zitterte, als er ihren Namen aussprach. Wie seine Frau Kimber mit intensiv blauen, vor ungeweinten Tränen glühenden Augen anstarrte.
    Er hatte sein Bestes versucht. Er hatte Versprechen gegeben, die er nicht hätte machen sollen, selbstverständlich geht es ihr gut, keine Sorge, wir finden sie bald , er hatte seine Leute versammelt, hatte gesucht und gesucht. Er würde wieder suchen.
    Er war nicht Christoff, der sagenumwobene Christoff, auch nicht die kühne Rue. Er war nur ihr Sohn, der sein Möglichstes tat, die schnelle, schwarze Spitze des Chaos aufzuhalten, das sich erhoben hatte, um auf seinen Stamm zuzurasen.
    Bastard , zischte der Drache in ihm. Lass sie bloß nicht im Stich.
     
    Sie hatte gefragt, wo er gewesen sei, dabei wusste sie es bereits. Alles an ihm flüsterte etwas über draußen - die seidigen Strähnen, die dem Band entschlüpft waren, das sein Haar zusammenhielt, die frische Luft, die noch an seinen Wangen und seinen Kleidern haftete wie der letzte Blick eines Liebhabers. Natürlich die Stiefel. Die gelockerte Krawatte. Er sah so verwegen aus wie ein Pirat aus einem Roman, und genauso ehrbar.
    Aber irgendetwas stimmte nicht. Sie bemerkte Linien um
seinen Mund, die gestern noch nicht da gewesen waren. Unter seinen Augen lagen Schatten.
    Der Anblick hatte sie auf eine stille, aber nachhaltige Art mitten ins Herz getroffen, und wie eine Forelle an der Angelschnur wusste sie nicht, wie sie sich winden sollte, um sich zu befreien. Sie hatte ihn freundlich erlebt, auch arrogant. Sie hatte es noch vor sich, ihn ernsthaft besorgt zu erleben.
    Maricara verspürte ein merkwürdiges, starkes Mitgefühl. Sie wusste nur zu gut, was es bedeutete, Kummer zu haben.
    Die Korridore hier unten waren viel enger als im Rest des Hauses; der Graf ging ein paar Schritte vor ihr her. Ab und zu drehte er sich um, weil er sich vergewissern wollte, dass sie noch da war, obwohl sie nicht den leisesten Zweifel daran hegte, dass er sie auf jede nur erdenkliche Weise spüren konnte.
    In ihrem zinnoberroten Kleid wirkte sie außerordentlich lebendig. Sie hatte die Dunkelheit satt, und sie war der toten Luft überdrüssig. Sie brauchte Farbe, wie sie diesen erfrischenden Geschmack des Morgens brauchte, der immer noch an ihm haftete, und als sie schließlich an ein paar Gartentüren vorbeikamen, wandte sie sich ihnen zu, öffnete sie und trat in den Tag hinaus.
    Es war nicht sonnig. Wolken zogen über den von einem wunderbaren Durcheinander von Blau, Purpur und Schiefer überzogenen Himmel. Ein feiner, dünner Nebelschleier hing in der Luft, noch nicht stark genug, um Regen oder auch nur ein Nieseln zu verursachen.
    »Wir sollten hier frühstücken«, meinte Maricara und hob die Arme in Richtung des Dunstes.
    »Ja«, stimmte ihr der Graf zu, ohne groß überrascht zu klingen. »Gute Idee.«

    Auf einem sanften Hügel in der Nähe stand ein griechischer Pavillon vor einer

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